Meschede. Die Toilette am Bahnhof in Meschede wird durch den Corona-Lockdown häufiger genutzt - die Sauberkeit nimmt immer weiter ab. Die Stadt ist ratlos.

Corona rückt auch ein anrüchiges Thema wieder in den Blickpunkt: Die leidige Frage der öffentlichen Toilette am Bahnhof in Meschede. Denn die Nutzung des Klos hat zugenommen. Die Sauberkeit aber nicht. Eine Visitenkarte sieht anders aus, Werbung für Meschede sind die Hinterlassenschaften auf der Toilette nicht.

Mit der angeordneten Schließung der Lokale durch Corona sind für Gäste in Meschede zwangsläufig auch die stillen Örtchen in der Gastronomie entfallen. Hinzu kommt: In Zügen sind aktuell viele Toiletten nicht geöffnet. Und: Es gibt mehr auswärtige Zugreisende, die in Meschede auf ihren Anschlusszug warten. Was bleibt ihnen in der Not also übrig? Die öffentliche Toilette am Knotenpunkt Bahnhof und Busbahnhof. Und die ist in bedauernswertem Zustand. Klagen von Besuchern gegenüber unserer Zeitung bestätigen das.

Schmerzensgeld

Auch Fachbereichsleiter Heinz Hiegemann kennt diese Beschwerden: Die Toilette gehört zum Bereich Infrastruktur bei der Stadt Meschede und fällt in seinen Verantwortungsbereich. Er gesteht frank und frei: „Wir sind mit unserem Latein am Ende. Wir sind selbst sehr unglücklich darüber.“ Hiegemann sagt, den Reinigungskräften müsse man fast „Schmerzensgeld“ für die Arbeit zahlen. Gewerbliche Firmen hatten die Reinigung bereits abgelehnt.

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Wobei: Hiegemann ist dankbar, dass es überhaupt Reinigungskräfte auf 450-Euro-Basis gibt, die diese Drecksarbeit machen. Die Toilette wird täglich gereinigt, auch samstags und sonntags. Wenn, was in der Coronazeit natürlich ausfällt, Großveranstaltungen stattfinden, wird die Reinigungsfrequenz auch noch erhöht. Auch Bürgermeister Christoph Weber sagt offen: „Die öffentliche Toilette ist ein öffentliches Ärgernis. Man kriegt es nicht in den Griff“. Es sei kein Meschede-spezifisches Problem, auch anderswo wären öffentliche Klos in einem ähnlich schlechten Zustand.

Nutzproblem

„Wir haben eher ein Nutzer- als ein Reinigungsproblem“, sagt Heinz Hiegemann. Es ist ein leidiges, bekanntes Thema: Die Toilette wird weiterhin von der örtlichen Drogen- und Alkoholikerszene frequentiert. Auf dem Klo sind auch schon Drogenspritzen gefunden worden. Die Beschwerden dürften noch zunehmen, wenn mit Beginn der Radfahrsaison noch mehr Besucher auf der Durchreise sind.

Die öffentliche Toilette am Bahnhof in Meschede. Die Beschwerden über die Sauberkeit nehmen zu.
Die öffentliche Toilette am Bahnhof in Meschede. Die Beschwerden über die Sauberkeit nehmen zu. © Jürgen Kortmann

Die Nutzung der öffentlichen Toilette ist kostenlos. Heinz Hiegemann möchte daran eigentlich auch festhalten: „Das war immer unser Anspruch: Wir sehen die Toilette als Serviceleistung an.“ Deshalb lehnt er eigentlich auch eine Automatenlösung ab. Zumal: Legt man etwas zwischen die Tür, bliebe sie offen – und ein Automat mit Geld darin würde nur Diebe anlocken. Er setzt auf Appelle der Nutzer, an Sauberkeit zu denken.

Inzwischen hat die Stadt aber auch Alternativen durchkalkuliert: Würde ständig anwesendes Servicepersonal eingesetzt, dann müsste die Toilette aufwändig umgebaut werden – schließlich müsste, das ist Bedingung, dafür auch ein Aufenthaltsraum für das Personal geschaffen werden. Kosten: Rund 150.000 Euro für einen Neubau – Geld, das die Stadt aber nicht hat.

Nicht umgesetzt werden kann auch eine Videoüberwachung – sie ist bekanntlich im öffentlichen Raum verboten. Außerdem würde dadurch auch nur der Eingangsbereich gefilmt, natürlich nicht das Innere. Hiegemann verfolgt auch technische Innovationen, ob sie für eine Lösung der Klo-Frage umgesetzt werden könnten – etwa die denkbare Freischaltung des Toilettenzugangs per Handy. Selbstreinigende Toiletten, sagt Bürgermeister Weber, sind noch unausgereift. Hinzu kommt: Sie setzen voraus, dass der Gast sie auch nutzt – und nicht, so unglaublich es ist, einfach den Boden benutzt. Das ist vorgekommen…

Sorgenkind der Stadt

Sorgenkind der Stadt ist ausschließlich die öffentliche Toilette am Bahnhof. Von der anderen öffentlichen Toilette am Von-Stephan-Platz, in gleicher Bauart, seien keine Beschwerden bekannt. Eine Sonderstellung hat die „Markt-Toilette“ im Durchgang zwischen Stiftsplatz und Parkhaus, die als Toilette für die Marktbeschicker früher eingerichtet worden war – die Stadt hat über die Öffnungszeiten einen Vertrag mit dem Eigentümer des Hauses abgeschlossen. Diese Toilette ist nur an den Wochenmarkttagen geöffnet, sie kann außerdem bei Großveranstaltungen geöffnet werden, etwa zur Konzertreihe „Mittwochs in Meschede“.

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Die öffentliche Toilette ist eine freiwillige Leistung der Stadt Meschede. Die Bahn muss keine Toilette vorhalten – denn offiziell ist der Mescheder Bahnhof gar keiner mehr, sondern zu einer Haltestelle zurückgestuft. Früher im Bahnhofsgebäude gab es noch eine Toilette.

„Faktisch steht die Toilette auf Mescheder Stadtgebiet“, sagt Fachbereichsleiter Heinz Hiegemann: Damit landen natürlich auch alle Beschwerden bei der Stadtverwaltung.