Meschede. Frische Luft, Maske und Abstand. Der Markt hat in der Coronakrise eine besondere Bedeutung bekommen: Es geht um mehr als nur den Einkauf.
An einem kühlen, aber sonnigen Frühlingsmorgen dick eingepackt - und natürlich mit Mundschutz - die ersten Schritte über den Kaiser-Otto-Platz zu gehen und die bunte, gesellige Atmosphäre des Mescheder Wochenmarkts aufzusaugen - das ist ein herrliches Gefühl, das wohl jeder Markt-Gänger kennt. Durch die Corona-Krise sind den Menschen viele Alltagsrituale und vor allem Begegnungen genommen worden, doch der Gang über den Markt und die dortigen Begegnungen bleiben bestehen - wenn auch anders als gewohnt.
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Verweilen auf Abstand
Trotz großflächiger Baustelle mitten auf der Marktfläche sind gegen neun Uhr schon einige Menschen unterwegs und schlängeln sich entlang der rot-weißen Absperrungen Richtung „Heidebauer“, der mit seinem großen Obst- und Gemüsestand sonst an prominenter Stelle auf dem Kaiser-Otto-Platz steht. Durch die Umbaumaßnahmen ist etwas an den Rand gerückt. Die Sonne strahlt denjenigen entgegen, die aus der Ruhrstraße den Markt betreten bereits entgegen und lässt auch die ersten Gemüsesorten in kräftigem Grün, Rot und Orange erstrahlen.
„Der Wochenmarkt ist das neue Ausgehen geworden, glaube ich. Wir merken auf jeden Fall, dass seit Pandemiebeginn mehr los ist. Vermutlich weil seither zuhause mehr gekocht wird“, sagt Marco Haarmann, der jeden Dienstag und Freitag auf dem Mescheder Wochenmarkt mit dem Stand seiner Familie vom Hof Heidebauer vertreten ist. Dass er mit seiner Vermutung, der Wochenmarkt sei als eine Art Treffpunkt während der Pandemie noch einmal mehr in den Fokus gerückt, Recht hat, beweist ein Blick über das Marktgelände. Immer auf Abstand, aber doch gemeinsam stehen hier und da zwei oder drei Personen zusammen, die sich angeregt unterhalten und mitunter einige Zeit mit Einkäufen bepackt verweilen.
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Ermahnen mit Verhältnismäßigkeit
Verena Kappen, zuständige Sachbearbeiterin für den Wochenmarkt bei der Stadt Meschede und somit auch Mitarbeiterin des Fachbereichs Ordnung, hat zwar stets einen Blick darauf, dass auf dem Wochenmarkt alle Corona-Regeln eingehalten werden, geht aber auch mit gesundem Augenmaß an vermeintliche Corona-Sünden heran. Das erklärt sie beim Marktrundgang: „Die zwei Damen dort vorne zum Beispiel unterhalten sich kurz in ausreichendem Abstand und tragen eine FFP2-Maske. Offiziell ist ja erlaubt, sich mit einem Haushalt und einer weiteren Person in der Öffentlichkeit aufzuhalten.“
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Grundsätzlich habe sie aber den Eindruck, dass die Kundinnen und Kunden zielgerichteter unterwegs seien und ihren Einkauf schneller hinter sich bringen, als vor der Corona-Krise. Und diejenigen, die den Mescheder Wochenmarkt in Krisenzeiten doch gerne zum klönen mit Bekannten oder der Pflege von Kontakten nutzen würden, hielten sich bislang an die Corona-Regeln. „Natürlich hat man auch schon den ein oder anderen daran erinnern müssen, eine Maske zu tragen. In nahezu allen Fällen reagieren die betroffenen Personen dann aber sofort mit einem „Oh, tut mir leid“ und setzen ihre Schutzmaske auf“, berichtet Verena Kappen von ihren Erfahrungen.
Kirmesstände fragen an
Während der Corona-Krise hat sich der Markt aber nicht nur durch Hygiene- und Abstandsregeln verändert. Neben der Großbaustelle auf dem Kaiser-Otto-Platz, die immer mal wieder Händler zu kurzfristigen Umzügen bewegt, haben sich auch temporäre Veränderungen unter den Ständen ergeben. „Es melden sich immer mal wieder Stände, die sich auf dem Mescheder Wochenmarkt versuchen möchten. Durch Corona waren neben Anbietern von Bio- sowie regionalen Produkten auch Anfragen aus Schaustellerkreisen dabei, da dort seit Monaten Volksfeste und Kirmessen ausfallen“, weiß Verena Kappen. So war für einige Zeit ein Aalräucherei-Stand zu Beginn der Steinstraße ansässig und auch ein typischer Marktschreier mit Wursttüten wollte sein Glück versuchen. „Lange haben die Stände sich jedoch nicht gehalten, es hat sich für die Inhaber nicht gelohnt. Bei dem Wurststand kam hinzu, dass grad der Tönnies-Skandal aktuell war und die Marktkunden mit Fleischerei Kappel ja auch jemanden vor Ort haben, der selbst schlachtet und dem sie vertrauen.“ Letztlich müsse man für langfristigen Erfolg auf dem Mescheder Wochenmarkt auch längere Zeit durchhalten und die Kundinnen und Kunden überzeugen.
„Urgesteine“ bleiben dem Markt treu
Am Bestand der alt eingesessenen Markthändler hat sich während der Corona-Krise aber nichts verändert. Die besonders beliebten „Filetstücke“ der Markt-Anordnung auf dem Stifts- und Kaiser-Otto-Platz entlang der Laufwege sind weiterhin den beliebten, großen Gemüseständen sowie dem ein oder anderen echten Urgestein vorbehalten und würden so schnell auch nicht an Neulinge vergeben. Ohnehin gilt: „Wir möchten, dass der Mescheder Wochenmarkt ein Markt des täglichen Bedarfs bleibt, der in erster Linie der Versorgung mit Lebensmitteln dient“, fasst Verena Kappen es zusammen.
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Und ganz nebenbei hat er sich, durch Corona mehr denn je, zum Ausflugsziel und einem der wenigen, verbleibenden Orte der Begegnung entwickelt, an denen man aktuell noch unverhofft auf bekannte Gesichter trifft und unter Einhaltung aller nötigen Maßnahmen im kleinen Rahmen gesellig sein darf.
Die Wochenmarkt-Tasche:
Um einen Beitrag zur Reduzierung von Plastik- und Einwegtaschen zu leisten hat die Kreis- und Hochschulstadt Meschede Taschen aus Leinenmaterial mit ausreichend Platz für den wöchentlichen Markteinkauf angeschafft.
Coronabedingt sind die Taschen aktuell für zwei Euro auf Bestellung im Mescheder Rathaus erhältlich. Abholung nach vorheriger Terminabsprache bei Verena Kappen unter verena.kappen@meschede.de oder telefonisch unter 0291/205207.