Meschede. Sensoren haben ein Jahr lang an fünf Stellen in Meschede rund um die Uhr die Luftbelastung gemessen. Jetzt liegen die Auswertungen vor.
Ein Jahr lang ist die Luftbelastung in Meschede gemessen worden. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.
Das Ergebnis ist eindeutig: Die gemessenen Schadstoffe sind weit unter den gesetzlichen Grenzwerten – und zwar über ein ganzes Jahr hinweg betrachtet. Mit Fahrverboten oder Straßensperrungen, wie in anderen Städten, müssen Autofahrer in Meschede deshalb nicht rechnen. Erstmals ist mit den Daten aus fünf Messstellen ein wissenschaftlich belegbares Bild der Luftbelastung in Meschede aufgezeichnet worden.
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Daten in Echtzeit
In drei Metern Höhe haben die Sensoren in den kleinen Metallboxen in Echtzeit rund um die Uhr die Daten erfasst. Sie waren von Mai 2019 bis Mai 2020 an drei Stellen mit der höchsten Verkehrsbelastung in der Innenstadt aufgehängt worden: Gegenüber vom Parkhaus auf der Mittelinsel von Arnsberger Straße/Wieme, an der Steinstraße und an der Kreuzung Briloner Straße/Mallinckrodtstraße.
Zum Vergleich waren auch zwei Standorte mit geringerem Durchgangsverkehr ausgewählt worden – an der Kolpingstraße/Trappweg sowie am Schederweg in Höhe der Hauptschule. Fachbereichsleiter Klaus Wahle hat die Ergebnisse ausgewertet: „Die Daten lösen keinen Handlungsbedarf aus. Es sind keine Maßnahmen nötig.“ Aufgezeichnet wurden im Stundentakt die Werte von Stickstoffdioxid, von Ozon sowie von zwei Körnungen an Feinstaub.
Sensoren messen selbst Markttage
Details verwundern nicht sehr: Beim Stickstoffdioxid etwa gibt es morgens und am späten Nachmittag die Höchstwerte – entsprechend den Zeiten des Berufsverkehrs. Leichte Anstiege gibt es dienstags und freitags: Das sind die Markttage, ebenfalls mit mehr Verkehr. In den kalten Monaten von Dezember bis März sind die Werte am höchsten.
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Gemessen werden Schadstoffe in der Luft nach Mikrogramm pro Kubikmeter: Von der kritischen Grenze in der Bundesimmissionsschutzverordnung ist Meschede weit entfernt – zum Schutz der menschlichen Gesundheit liegt der Grenzwert bei 200 Mikrogramm pro Kubikmeter in der Stunde, in Meschede ist er stets unter 90 Mikrogramm, mit einzelnen höheren Ausnahmen an der Wieme und der Steinstraße, die aber dennoch nie auch nur annähernd den Höchstwert erreichen.
Beim Feinstaub gibt es Maximalwerte nachts und am frühen Morgen, an den Wochenenden sind sie geringer, im April und August waren sie am höchsten. „Hoch“ relativiert sich jedoch: Die Durchschnittswerte lagen bei maximal 10 Mikrogramm pro Kubikmeter beim feinsten Feinstaub bzw. zwischen 8 und 17 Mikrogramm bei größeren Partikeln – kritisch sind Werte von 25 bzw. 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Die Feinstaubbelastung an Kolpingstraße und Schederweg, mit weniger Verkehr, ist noch viel geringer als die an den anderen drei stark befahrenen Stationen.
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Meschede testet sich als „Smart City“
Die Ozonwerte liegen in Meschede morgens niedrig und haben ihren Höchststand zwischen 14 und 18 Uhr. Die höchste Konzentration war im Juni – der war aber auch sehr heiß. Es gab im Sommer einzelne heiße Tage mit einer stündlichen Durchschnittsbelastung zwischen 130 und 169 Mikrogramm: Die lagen damit zwar höher als der Zielwert von 120 Mikrogramm, aber es waren weniger als die 25 Tage im Jahr, die die Verordnung als kritische Größe nennt. Je geringer der Wind war, umso höher war die Konzentration.
Partner der Stadt bei den Messungen war das Münchner Start-up-Unternehmen „Hawa Dawa“ – der Name steht für „Luftreinheit“ auf Arabisch, Persisch und Türkisch. Im Rahmen von dessen Kampagne „Smart Air City“ waren die Stationen der Stadt ein halbes Jahr lang kostenlos zur Verfügung gestellt worden, danach verlängerte die Stadt die Nutzung für rund 6000 Euro, um einen Ganzjahresverlauf zu haben.
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Die kleinen Kästen aus München mit der von „Hawa Dawa“ selbst entwickelten Sensortechnologie sind mechanisch nicht so aufwendig wie die großen Messcontainer, mit denen beispielsweise das Umweltbundesamt seine Daten sammelt. Die Stadt Meschede wollte mit dem Projekt für sich einen Einstieg in die „Smart City“ der Zukunft unternehmen, um zu sehen, was Digitalisierung im Umweltbereich praktisch zu leisten vermag.
>>>HINTERGRUND<<<
Im Vorfeld der Messungen hätten andere Kommunen zu ihm gesagt: „Seid ihr wahnsinnig, freiwillig so ein heißes Thema aufzugreifen?“, sagte Bürgermeister Christoph Weber im Ausschuss für Stadtentwicklung: „Wir waren schon etwas angespannt: Es hätte bei den Ergebnissen ja auch anders ausgehen können. Ab und zu muss man schon etwas riskieren.“
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Die Stadt würde sich freuen, wenn sich Schulen dafür interessieren, die vielen Messdaten zur Luftbelastung in Unterrichtsprojekten noch genauer auszuwerten und zum Beispiel mit Wetterdaten zu verknüpfen.