Meschede. Putzen können Männer und Frauen gleich gut, sagt der Mescheder Caner Öz. Wichtiger sei doch, dass man an seiner Arbeit Spaß habe.

Eine Fee kennen wir aus romanischen und keltischen Volkssagen. Es handelt sich um geisterhafte, mit geheimen Kräften begabte Fabelwesen. Sie können sowohl männlich als auch weiblich sein. Im Volksgedächtnis hat die weibliche Fee überlebt. Für das männliche Pendant ist nicht einmal mehr der Name sicher: Der Fee? Der Feenmann? Der Elf? Darüber streiten sich die Gelehrten, während es bei der „Putzfee“ eindeutig ist: Sie ist eine Frau, oder? Nicht unbedingt, findet Caner Öz, der sich selbst so bezeichnet.

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Was muss man sich unter einer männlichen Putzfee vorstellen?

Caner Öz: Die offizielle Bezeichnung lautet Reinigungskraft, und das ist ganz eindeutig ein genderneutraler Begriff. Gleichwohl meldet das Online Portal Statista für 2019 einen 74,5-prozentigen Frauenanteil für Reinigungsberufe gegenüber 25,5 Prozent Männeranteil. Das hängt wohl immer noch mit dem tradierten Rollenverständnis zusammen: Putzen ist eine Frauenbeschäftigung. Aber die Zeiten ändern sich und ich empfinde meinen Beruf nicht als nur für Frauen geeignet.“

Wie genau sind Sie auf den Beruf der Putzfee gekommen?

1980 in Olsberg geboren, habe ich den Maurerberuf erlernt. An der Idee, Putzfee zu werden, ist meine Frau Sonia nicht ganz unschuldig. Als wir vor zwölf Jahren heirateten, haben wir beide Vollzeit gearbeitet. Da war es selbstverständlich, dass wir uns die Hausarbeit geteilt haben. Damals habe ich gelernt, dass Putzen viel effektiver ist, wenn man mit Spaß an die Sache geht. Das kann ich auch heute noch umsetzen: Mein ganzes Team ist fröhlich unterwegs. Inzwischen habe ich insgesamt neun Mitarbeiter, acht Frauen und einen Mann.

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Wie reagieren Ihre Kunden?

Wir sind ja noch ein junges Dienstleistungsunternehmen, aber bislang haben wir keine negativen Reaktionen feststellen können. Putzen ist eine Arbeit wie jede andere, sie kann von Frauen und Männern gleich gut ausgeübt werden. Natürlich höre ich öfter von Neukunden: Also, ich hab‘ jetzt eher eine Frau erwartet? Aber nach der ersten Verblüffung und vor allem nach dem ersten Putzen spielt das überhaupt keine Rolle mehr. Wir bieten Qualität gepaart mit Freundlichkeit. Wir versuchen, auf alle Kundenwünsche einzugehen. Was der Kunde unter „sauber“ versteht, ist doch recht individuell. Da ist Flexibilität und Einfühlungsvermögen gefragt. Wir bieten unsere Dienste in Geschäfts- und Privathäusern an, übernehmen auch reines Fensterputzen und sind rund um die Uhr für Notfälle, Wasserrohrbruch und dergleichen, zu erreichen.

Was hat sich durch das Corona Virus geändert?

Restaurant- und Vereinsraumreinigungen sind weggebrochen. Wir konnten das aber gut kompensieren und sehen zuversichtlich in die Zukunft. So langsam spricht es sich auch herum, dass wir sehr gern in Seniorenhaushalten oder Seniorenheimen arbeiten. Zuerst hatte ich ja noch gedacht, ich könnte in der Corona-Zeit meine alten Hobbys, Kraftsport und Fahrradfahren wieder aktivieren, aber das muss ich leider oder zum Glück auf später verschieben.

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Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf, und was nicht so?

Die Vielseitigkeit, die unterschiedlichen Kontakte sind bestimmt die positiven Seiten meiner Tätigkeit. Berechtigte Kritik nehme ich gern an. Nur, wenn die Vorgaben zu unrealistisch sind, zum Beispiel: ,Putzen sie mal bitte diese 120 Quadratmeter gründlich in allerhöchstens zwei Stunden!’, dann muss ich schon mal passen. Das schafft kein Mensch, noch nicht einmal eine Putzfee.

Gibt es etwas, was Sie den Lesern und Leserinnen sagen möchten?

Momentan wünsche ich meinen Mitbürgern und Mitbürgerinnen, dass sie gesund bleiben und das Jahr 2021 für uns alle wieder mehr Normalität bringt.

Hintergrund

In einer Serie stellen wir Frauen in Männerberufen und Männer in Frauenberufen vor.