Schmallenberg. Im ersten Fazit nach dem Amtsantritt sorgt sich Bürgermeister Burkhard König um Schmallenbergs Zukunft. Ein Brief an Armin Laschet ist in Arbeit.

Die Wahl zum Bürgermeister liegt knapp in halbes Jahr zurück. Seitdem hat sich einiges geändert im Arbeitsleben von Burkhard König. Vieles unter dem Stichwort Corona - aber nicht nur. Ein erstes Fazit der Amtszeit und einen vorsichtigen Ausblick, wann das vermeintlich „normale Leben“ nach Schmallenberg zurückkehrt.

Herr König, Sie sind vor wenigen Wochen 60 Jahre alt geworden. Altert man als Bürgermeister eigentlich schneller, als man es vielleicht als Kämmerer tut?

Burkhard König: (lacht). Nein, Alter wird nach meiner Meinung sowieso überschätzt. Der Tag war einer wie jeder andere im Jahr auch. Leider konnte wegen Corona die sonst übliche Geburtstagsfeier nicht stattfinden – das war schade, aber es gibt sicherlich Schlimmeres.

Wie empfinden Sie die Arbeit als Bürgermeister bislang? Ganz so weit war der Umzug aus dem Büro des Kämmerers ja nicht.

Wenn man schon viele Jahre hier gearbeitet hat, dann glaubt man, die Arbeit des Bürgermeisters auch zu kennen. Wenn man dann aber selber in der Funktion ist, dann ist es doch noch einmal etwas anders, weil man dann eben in der ersten Reihe steht und die Entscheidung, die zu treffen sind, auch umsetzen und letztlich auch verantworten muss. Aber ich konnte die Arbeit nahtlos fortsetzen, was man dann ja auch durch die Einbringung des Haushaltes sehen konnte, der die Grundlage für die Arbeit der nächsten Zeit sein wird.

Der Haushalt ist ein Punkt, was konnten Sie sonst von ihren Zielen schon umsetzen?

Was mich gefreut hat ist, dass wir bereits im November die Tablets an die Schulen für die Arbeit im Homeschooling verteilen konnten. Damit war eine große Sorge genommen. Auch die Gespräche zur Nachbesetzung der Geschäftsführung des Schmallenberger Sauerland Tourismus waren erfolgreich. Und auch das Thema Gewerbe- und Wohnbauflächen stand vorne auf meiner Agenda.

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Gibt es da schon etwas Konkretes?

Die Gespräche mit der Bezirksregierung fanden alle per Videokonferenz, aber sehr erfolgreich statt. Unser größtes Interesse war natürlich die Weiterentwicklung des Gewerbeparks Sauerland in Bad Fredeburg. Das hat die Bezirksregierung ähnlich gesehen, die Fläche wird wohl in den Regionalplan aufgenommen.

Und Wohnen?

Da haben wir uns auf eine Schwerpunktsetzung verständigt, das sind in erster Linie Schmallenberg und Bad Fredeburg. Aber auch in den größeren Dörfern sind Entwicklungsmöglichkeiten. Und bereits entwickelte Wohnbauflächen wollen wir an den Markt bringen. In Gleidorf konnten wir als Stadt zudem eine erste Schrottimmobilie erwerben - ein mühsames Unterfangen, aber damit konnten wir ein deutliches Signal setzen.

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Wie sieht es denn mit dem Thema Stadtmarketing aus?

Wir haben uns im Dezember mit allen Akteuren zusammengesetzt, was wir tun können, um die Weihnachtszeit bestmöglich zu gestalten. In dieser Konstellation wollen wir weiter an der Stadtentwicklung arbeiten. Ein weiteres Treffen und mehrere Video-Konferenzen konnten zwischenzeitlich stattfinden. Ich bin sehr froh über diese kreative und ideenreiche Gruppe.

Das Thema wird ja auch während der Pandemie immer bedeutender. Inzwischen liegt der erste Corona-Ausbruch in Schmallenberg knapp ein Jahr zurück...

Zu Beginn waren wir massiv betroffen, was Erkrankungen anging. Die Situation jetzt ist die, dass es weniger Erkrankte sind, aber man darf nicht vergessen, in Schmallenberg gab es vergleichsweise viele Sterbefälle. Und jeder ist einer zu viel. Wirtschaftlich gesehen ist die Hotellerie und Gastronomie nach wie vor geschlossen. Es ist auch keine Perspektive erkennbar. Und für einige wird es auch schwierig, die Zeit zu überstehen. Wir hätten uns gewünscht, dass Hilfen schneller kommen... Das macht schon große Sorgen. Deswegen bereiten wir Bürgermeister von Eslohe, Schmallenberg, Winterberg, Medebach und Hallenberg aktuell ein gemeinsames Schreiben an unseren Ministerpräsidenten, Herrn Armin Laschet vor, dass sich hier dringend etwas ändern muss.

Die Zahl der Impfungen geht voran. VOr einem Jahr war der erste Corona-Fall in Schmallenberg.
Die Zahl der Impfungen geht voran. VOr einem Jahr war der erste Corona-Fall in Schmallenberg. © dpa | Daniel Karmann

Es war lange Zeit davon die Rede, dass Schmallenberg mit einem blauen Auge aus der Corona-Krise kommt. Ist es immer noch „nur“ das blaue Auge oder schon eine gebrochene Nase?

Man muss differenzieren zwischen den Gewerben. Im Baugewerbe läuft es zum Beispiel allem Anschein nach gut. Aber in den geschlossenen Bereichen kann man inzwischen nicht mehr von einem blauen Auge sprechen, da sind die Auswirkungen doch wesentlich gravierender. Froh bin ich, dass zumindest der Einzelhandel wieder öffnen darf, wenn auch mit besonderen Vorsichtsmaßnahmen.

Kann man da als Stadt helfen oder ist man nur ein Teil in der Hierarchie?

Intervenieren mit Finanzhilfen als Stadt wäre ziemlich schwierig. Was wir aber gemacht haben, ist, dass wir im Haushalt mit einem hohen Volumen ein Zeichen gesetzt haben und die Steuern niedrig gehalten haben. Also für gute Rahmenbedingungen sorgen.

Sehen Sie langfristige Folgen für die Stadt?

Die großen Sorgen sind ja die Innenstädte. Weil hier aber viele inhabergeführte Geschäfte sind, besteht die Hoffnung, dass es nach Corona weitergeht.

Thema Impfungen: Eslohes Bürgermeister Stephan Kersting stand in der Kritik, weil er sich als Geschäftsführer des Störmanns Hof hat impfen lassen. Sie sitzen auch im Aufsichtsrat des Haus im Lenninghof. Sind Sie geimpft?

Nein, bin ich nicht. Ich finde es aber wichtig, sich impfen zu lassen. Das ist der einzige Weg aus der Pandemie. Deshalb, sobald ich an der Reihe bin, werde ich mich impfen lassen.

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Wie verändert die Corona-Pandemie die Arbeit als Bürgermeister?

Auf der Strecke bleibt kein Thema. Besonders belastet ist das Ordnungsamt. Die Kolleginnen und Kollegen sind ja in erster Linie mit dem Thema Corona beschäftigt. Verändert hat sich die Arbeit in der Hinsicht, das vieles im Homeoffice oder per Videokonferenz stattfindet. Was aber natürlich fehlt ist der Kontakt zu den Menschen, ob bei Veranstaltungen, einfachen Begegnungen, auf dem Neujahrsempfang oder beim Karneval. Auch Betriebsbesuche sind nur eingeschränkt möglich. Ich wandere gerne, da trifft man immerhin noch den einen oder anderen. Wir können froh sein, die Natur hier vor der Tür zu haben.

Wann kehrt denn das vermeintlich „normale Leben“ mit geöffneten Hotels und Biergärten, Schützenfesten und Feiern zurück nach Schmallenberg?

Wir hoffen natürlich auf die Herdenimmunität und, dass diese schnell erreicht ist. Aber an Großveranstaltungen ist aktuell nicht zu denken. Aber ich denke, dass wir uns anfangs mit kleinen Veranstaltungen zufrieden geben müssen - und dann werden wir irgendwann auch wieder Schützenfeste feiern können.

>>>HINTERGRUND

Am 13. September des vergangenen Jahres fand die Rats- und Bürgermeisterwahl in Schmallenberg statt.

Damals sicherte sich König als CDU-Kandidat den Sieg mit 59,34 Prozent vor Dietmar Weber (UWG, 18,73 Prozent), Theresa Pieper (Die Partei, 9,34 Prozent), Jörg Rostek (Grüne, 7,24 Prozent) und Hans-Georg Schenk (Unabhängig 5,35 Prozent).