Meschede. Die Geschäfte dürfen Click & Meet anbieten. Ein Praxistest in Meschede. So funktioniert das Einkaufen auf diese Weise.
Der Inzidenzwert liegt seit einiger Zeit unter 100, und damit gibt es endlich wieder die Möglichkeit, in den Geschäften der Region persönlich einzukaufen. Eine kleine Hürde dafür gibt es allerdings noch. Per Click & Meet darf man die Geschäfte zwar betreten und gemütlich einkaufen, sollte sich aber vorher online oder telefonisch einen Termin geben lassen. Wenn gerade Platz im Geschäft ist, geht auch der Spontan-Besuch mit Hinterlassen der Kontakt-Daten.
Ein Click & Meet-Selbstversuch
Corona hinterlässt Spuren. Leider auch an Bauch und Hüften, wo sich hartnäckiger Speck vom Rumsitzen festgesetzt hat. Der muss dringend wieder weg. Also habe ich beschlossen, erstmal zuhause mit Gymnastik anzufangen, was ich allerdings nicht auf dem Teppich machen möchte, wo normalerweise der Hund liegt. Es muss also eine Gymnastikmatte her.
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Ein Blick auf die Internetseite von Intersport Pilz zeigt mir, dass ich mich entweder per Mail oder telefonisch für einen Termin in Enste anmelden kann. Mir ist telefonisch sympathischer, da es auch schneller geht. Die Befürchtung, dass ich jetzt ewig auf ein Zeitfenster warten muss, bestätigt sich zum Glück nicht, denn die freundliche Mitarbeiterin lässt mir nahezu freie Wahl, wann ich kommen möchte.
Trotzdem skeptisch stehe ich also am Montag um 11.30 Uhr vor dem Geschäft und bereite mich innerlich auf weitere Komplikationen vor. Auch hier werde ich positiv überrascht. Beim Betreten des Geschäfts werde ich freundlich gebeten, meine Hände zu desinfizieren und meinen Namen, die Uhrzeit und die Telefonnummer für eine eventuelle Nachverfolgung anzugeben. Ich kann mich wahlweise für eine halbe Stunde oder eine Stunde eintragen. Mir reichen 30 Minuten.
Nach Herzenslust stöbern
Dann bekomme ich eine bunte Wäscheklammer in die Hand gedrückt. Dieses dient, so wird mir erklärt, zur Kontrolle der Anzahl der anwesenden Kunden. Danach kann ich nach Herzenslust im Geschäft stöbern. Ich werde sofort von einer Angestellten gefragt, ob ich Beratung wünsche, habe dabei aber nicht das Gefühl, ständig eine übereifrige Verkäuferin im Nacken zu haben, die nach monatelangem Nichtstun etwas nachzuholen hat.
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Dafür hätte sie auch gar keine Zeit, denn es befinden sich in dem großen Ladenlokal noch andere Kunden, die ihre Hilfe dringender brauchen. Dennoch bekomme ich ausführliche Informationen zu der Gymnastikmatte und kann mir danach noch andere Dinge ansehen.
Wider aller Erwartungen funktioniert Click & Meet hervorragend, und das Einkaufen macht wirklich Spaß. Ich hatte mir das viel umständlicher vorgestellt und bin daher wirklich positiv überrascht. An der Kasse gibt es noch eine kurze Unterhaltung mit Andrea Pilz von der Inhaberfamilie, die genau wie die Angestellten glücklich ist, auf diese Weise endlich wieder arbeiten zu dürfen.
Ich gebe meine Wäscheklammer ab und fahre nach Hause mit dem guten Gefühl, dass ich mit dieser Lösung endlich nicht mehr den Eindruck habe, beim telefonischen Bestellen und Abholen an der Ladentür die Katze im Sack zu kaufen.
>>> Auch spontanes Einkaufen ist möglich
Ich muss zugeben, dass mir nach all den Monaten des Lockdowns vor allem der Einkaufsbummel durch die Mescheder Innenstadt extrem gefehlt hat. Die Zeiten, in denen die männlichen Kollegen schief geguckt haben, wenn ich mal wieder mit großen Tüten aus der Mittagspause in die Redaktion zurückgekehrt bin, waren inzwischen nur noch eine schleierhafte Erinnerung. „Wenn du meine Frau wärst...“, höre ich den Kollegen noch ermahnend sagen.
Meine Spontan-Käufe wieder aufleben zu lassen, hatte ich mir allerdings auch trotz Click & Meet schwierig vorgestellt. Denn wann genau ich Pause mache, weiß ich vorher eigentlich nie. Somit fällt auch eine vorherige Terminvereinbarung flach. Da probieren aber noch immer über studieren geht, habe ich mir und meinem Shopping-Bedürfnis einfach eine Chance gegeben und wurde tatsächlich nicht enttäuscht. Bei den inhabergeführten Geschäften ist eine unkomplizierte Lösung meines Eindrucks nach immer möglich. Doch wie siehts aus, wenn ich spontan mal zu H&M oder Deichmann möchte?
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Mit einer 42er End-Schuhgröße peile ich für den ein oder anderen Schnapper gerne mal Deichmann an. Dort passt mir 42 fast immer und meine Schnäppchenjäger-Seele findet auch ihren Frieden. Neben der Option einer telefonischen Voranmeldung, kann man im Ladenlokal auf der Ruhrstraße auch spontan schauen, ob noch Kapazitäten zur Verfügung stehen. Ich hatte Glück und wurde gleich in das Click & Meet-Prozedere eingewiesen, habe meine Daten eingetragen und die Uhrzeit, zu der ich das Geschäft betreten habe. Im Anschluss hat man mir einen Sicherheitsanhänger in die zuvor desinfizierte Hand gedrückt. Wie in vielen Geschäften wird so abgezählt, wie viele Kunden sich dort aufhalten.
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Und danach konnte ich auch schon wie gewohnt drauf losshoppen und anprobieren - ganz wie früher, nur irgendwie noch entspannter, weil man sich kaum mit anderen Kunden zwischen den Regalen drängeln muss. Ein ganz ähnliches Bild hat sich bei H&M ergeben. Mit dem Online-Anmeldeportal habe ich mich gar nicht erst auseinandergesetzt. Hingegangen, auch wieder Glück gehabt, dass für mich noch Platz war, und schon fast ein Gefühl von Privat-Shopping erlebt. Wenn ich nicht genau wüsste, dass die Läden endlich wieder auf voller Kunden-Kapazität fahren müssten und ich es jedem Händler auch von Herzen wünschen würde, fände ich es gar nicht so verkehrt, immer in so wunderbar leeren, aufgeräumten Geschäften zu shoppen.
von Christina Schröer