Eslohe. Der Inhaberin des Esloher Brautmodengeschäftes Perfect Day wird verboten, was anderen erlaubt wird. Das sorgt für Unmut in der Corona-Krise.

Allzu lange hingen die eleganten schwarzen Kleider nicht im Schaufenster von Lena Hoke. Es waren nur ein paar Tage. Die Inhaberin des Brautmodengeschäftes Perfect Day an der Esloher Hauptstraße wollte mit der ungewöhnlichen Dekoration auf die Misere ihrer Branche aufmerksam machen - auf die finanzielle Schieflage in Corona-Zeiten und auf Ungerechtigkeiten in Zeiten eines nicht enden wollenden Lockdowns. In ganz Deutschland tragen Schaufensterpuppen in Brautmodengeschäften aktuell Trauer, weil die Türen wegen der Pandemie geschlossen bleiben müssen.

Bei vielen geht es inzwischen um die Existenz. Geschlossen bleiben zwar auch die Türen von Perfect Day in Eslohe. Aber die Trauer im Fenster zur Schau zu tragen, ist nicht die Art von Lena Hoke. „Ich bin mehr der Typ, der optimistisch nach vorn blickt“, sagt sei. Auch, wenn das im Moment zugegebenermaßen schwer falle, weil die Perspektive fehle.

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In einigen Bundesländern ist das anders: Dort dürfen Geschäfte wie das von Lena Hoke zumindest auf Termin für die Kundschaft öffnen. Und genau das wünscht sich die Esloher Geschäftsfrau wie all ihre anderen Kollegen auch. Immer wieder müsse sie Kundinnen absagen, weil in ihrem Geschäft verboten ist, was in anderen erlaubt sei. Und die Anfragen von künftigen Bräuten, bei denen die Zeit drängt, steige immer weiter an - aktuell gerade auch die von schwangeren Bräuten. Und auch Kleider für Abiturientinnen seien momentan schwer gefragt.

Unterschiedlichen Regelungen in den Bundesländern

Die unterschiedlichen Regelungen in den Bundesländern ärgern Hoke und ihre Kollegen. Sie fordern einheitliche Regelungen - auch, damit es in der ohnehin schwierigen Lage nicht durch einen „Brautmoden-Tourismus“ von Bundesland zu Bundesland zu Wettbewerbsnachteilen für Teile der Branche kommt. Und ganz unabhängig davon entstehe so schließlich auch ein nicht zu unterschätzender „Spreader-Tourismus“, sagt Hoke. Dabei könnte alles so einfach und trotzdem sicher sein. Wenn man denn nur dürfte...

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Was bitte spreche dagegen, wie in anderen Regionen, auch in Nordrhein-Westfalen Brautmodengeschäfte unter bestimmten Bedingungen zu öffnen, fragt sie rhetorisch. Lena Hoke hat sehr genaue Vorstellungen davon, wie der Kauf eines Braut- oder Festkleides coronakonform ablaufen könnte. „Wir würden den Laden auf Termin für eine Kundin öffnen und müssten nicht einmal beim An- und Auskleiden helfen, weil die meisten sowieso mit einer Begleitperson kommen, zu der sie ohnehin Kontakt haben.“ Und alles andere, wie etwa die eingehende Beratung, funktioniere auf der riesigen Ladenfläche auch auf Abstand mit Maske. „Der Kauf eines solchen Kleides ist nun mal etwas anderes als der Kauf eines T-Shirts“, sagt Lena Hoke.

Ein Event auf dem Weg zur Hochzeit

Er sei nicht nur beratungsintensiv, sondern auch ein Event für die Braut auf dem Weg zur Hochzeit. Deshalb gehöre zu jedem verkauften Kleid am Ende schließlich auch ein Gläschen Sekt mit dazu. „Im Moment natürlich nicht“, lenkt Hoke ein und lacht. „Aber dann geben wir der Braut die Flasche eben mit nach Hause“. Kurzum: Ein Modell wie „Click and Collect“ funktioniere vielleicht in einigen anderen Branchen, bei hochwertiger Braut und Festmode sei es aber nicht praktikabel. Ein Brautkleid bestelle man nicht im Internet.

Hoffnungen einer ganzen Branche

Ein paar Abiturkleider habe sie zuletzt zwar an einige jungen Damen auf Bestellung verkauft, weil anhand der Marke klar gewesen sein, was gewünscht und gebraucht wird. Und sogar Videoberatung über einen WhatsApp-Anruf habe sie bereits an einer jungen Kundin erprobt, die sich ihr Kleid zur Anprobe mit nach Hause nehmen durfte. Das habe auch geklappt. „Aber so etwas funktioniert natürlich nur begrenzt“, sagt Lena Hoke. Bei einem Brautkleid sei so etwas nahezu unmöglich.

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Aktuell Ruhen ihre Hoffnungen - und die ihrer gesamten Branche - auf möglichen Lockerungen nach dem nächsten Corona-Gipfel. „Ich wünsche mir dabei ein bisschen mehr Mumm und eine differenziertere Betrachtung“, sagt die Esloher Geschäftsfrau.

Kein Vorwurf ans Ordnungsamt

Dabei mache sie dem Ordnungsamt der Gemeinde gar keinen Vorwurf, zumal sie von dort ohnehin an die Bezirksregierung verwiesen worden sein. Die Absage für eine termingenaue Öffnung des Geschäftes sei von dort gekommen. Ganz anders als die schriftliche Begründung, um die sie gebeten hatte, um diese Entscheidung möglicherweise wenigstens ein bisschen nachvollziehen zu können. Auf die Antwort wartet sie noch heute - genau wie auf den Tag, an dem sie morgens endlich wieder ganz normal den Schlüssel ihrer Ladentüre umdrehen darf, um Frauen auf dem Weg zum schönsten Tag ihres Lebens zu begleiten.