Schmallenberg. Viele Menschen schaffen sich während der Pandemie einen Hund an. Worauf man achten sollte und wie die Erziehung klappt, erklärt Claudia Hesse.

Die vielen Einschränkungen und Pflichten der Corona-Pandemie bringen eins mit sich: Zeit. „Ja, die Leute haben viel mehr Zeit aktuell“, weiß auch Claudia Hesse, Hundetrainerin aus Latrop. Sei es durch Homeoffice, Kurzarbeit, Urlaubstage, freie Wochenenden und wegfallende Hobbys. Und die Zeit der Isolation nutzen viele, um sich einen neuen Freund, einen Freund auf vier Beinen anzuschaffen - ein deutschlandweiter Trend, den die Corona-Pandemie mit sich bringt. „Eigentlich ist das ein regelmäßiger Trend, dass sich Menschen zu Jahresbeginn einen Hund anschaffen. Durch die Corona-Krise ist der Trend jetzt aber noch einmal verstärkt“, merkt Hesse.

Den Huskys geht es in Latrop gut, das zeigen sie auch.  
Den Huskys geht es in Latrop gut, das zeigen sie auch.   © Alexander Lange

Aber es ist ein Trend mit Schattenseiten: „Grundsätzlich finde ich es immer toll, wenn sich Menschen oder ganze Familien entscheiden, sich einen Hund anzuschaffen. Das sind fantastische Tiere.“ Doch einen Hund sollte man sich nicht aus Langeweile oder lediglich aus dem Grund anschaffen, „weil ich gerade soviel Zeit habe“, sagt Hesse: „Wenn das ein langgehegter Wunsch ist, den man jetzt in die Tat umsetzt, dann ist das was anderes, dann finde ich das sehr gut.“

Corona-Zeit bedeutet mehr Freizeit

Denn klar ist auch: Die Corona-Zeit verschafft mehr Freizeit, die man zur Erziehung und Eingewöhnung des Hundes nutzen kann: „Aber irgendwann geht diese Pandemie auch wieder vorbei, dann kehrt ein Stück Normalität zurück.“ Hunde seien kein Spielzeug und nichts, was man ins Regal stellt, wenn es keinen Spaß mehr macht. Die Tiere werden gut und gerne 15 oder 16 Jahre alt, sind an 24 Stunden am Tag und 7 Tagen in der Woche treue Begleiter: „Das sollte man im Kopf haben, da muss man langfristig schauen. Was ist, wenn das Training im Sportverein wieder stattfindet, man wieder Vollzeit arbeitet und Hobbys am Wochenende stattfinden?“

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Denn Hesse bekomme aktuell immer öfter Anfragen, wo es um Vermittlungs-Hunde aus Portugal oder Spanien gehe, die man nach Deutschland holen wolle: „Man sollte die Zeit nutzen und vorher intensiv darüber nachdenken, ob und welcher Hund es sein soll und wie man den Alltag bewältigen kann.“ Sie habe es schon erlebt, dass Familien nach vier Wochen ihren Hund wieder abgeben mussten, weil das Miteinander einfach nicht funktionierte: „Beide, Mensch und Tier, brauchen Zeit zum Eingewöhnen.“

Gerade von Internet-Käufen rät Hesse ab. Dort schauen viele, weil Tierheime aktuell geschlossen seien: „Da muss man dann genauer hinschauen. Viele Hunde bringen Baustellen mit, man sollte sich langsam kennenlernen.“

Hundeschule fällt momentan aus

Auch die Hundeschule, das Face-to-Face-Training, muss momentan ausfallen, sagt Hesse. Ob das richtig oder falsch ist, darüber wolle sie nicht urteilen, auch wenn die Hundeschule natürlich an der frischen Luft stattfindet: „Wir hoffen, dass wir im Frühjahr wieder loslegen können.“

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Eine Hundeschule helfe natürlich sehr bei allen Fragen um Erziehung und Training, sagt Hesse. Die Herrchen und Frauchen kommen ins Gespräch, aber auch die Tiere lernen Artgenossen kennen. Aktuell sei nur ein Online-Training möglich: „Ich mache auch allen das Angebot, dass sie mir Videos schicken und mir schreiben, wo es Schwierigkeiten gibt, wo sie Tipps brauchen.“ Denn nur, weil die Welpen- und Hundeschule ausfalle, solle man nicht mit der Erziehung warten. Hilfestellungen gebe es auch in Büchern oder im Internet, Hundebesitzer sollten aber in erster Linie auch auf ihr Bauchgefühl hören, sagt Hesse und hat ein paar Tipps parat.

1. Den Hund nicht in Watte packen: „Viele Besitzer wollen für ihr Tier nur das Beste, das ist auch gut.“ Wenn sich plötzlich aber alles nur noch um den Hund drehe, sei das problematisch, sagt Hesse: „Ein Hund sollte Teil der Familie, aber nicht der Mittelpunkt sein.“ So würde das Tier auch schneller das Miteinander lernen.

2. Klare Regeln aufstellen: Von Beginn an sei es wichtig, dem Hund deutlich zu machen, was er darf und was nicht: „Und das muss nicht am Anfang Sitz und Platz sein, so etwas lernt ein Hund schnell, das kann man nachholen.“ Eine Grundregel sei zum Beispiel, dass der Hund niemanden anspringen solle. Wichtig genauso, dass der Hund den Umgang mit anderen Hunden lernt.

3. Die Welt entdecken: „Am besten ist es, wenn man häufig - aber am Anfang nicht zu lange - unterwegs ist“, sagt Hesse. Der Hund muss seine Umgebung, die ganze Welt erst einmal kennenlernen. Wie fühlt es sich an, durch einen Bachlauf zu tapsen? Was ist Schnee? Wie riecht es im Wald? „Auf die Reaktionen des Hundes sollte man dann genau achten und reagieren. Wo verhält er sich gut, wo muss ich aufpassen?“

4. Authentisch sein: Die Regeln, die man aufstellt, solle man auch so meinen, sagt Hesse: „Man muss nicht besonders die Stimme verstellen, aber dem Hund einfach deutlich machen, was er darf und was nicht. Und da sollte man auch hinterstehen.“

Insgesamt neun Huskys leben bei Claudia Hesse und Andreas Achenbach.
Insgesamt neun Huskys leben bei Claudia Hesse und Andreas Achenbach. © Alexander lange

Bei Fragen können sich Hundebesitzer immer auch an Claudia Hesse wenden: „Ich helfe wo ich kann. Auch wenn es natürlich nicht die eine Regel zur Erziehung gibt. Jeder Hund, jede Rasse ist anders. Aber hoffentlich können wir im März oder April unsere Hundeschule wieder öffnen.“

Die Husky-Events in Latrop

Andreas Achenbach und Claudia Hesse bieten in Latrop seit einigen Jahren Husky-Events an.

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Trekking: Eine besondere Art, gemeinsam mit den Huskys zu wandern. Gepaart mit Informationen zu den Tieren und ihrer Rasse.

Bike-Touren: Eine gemeinsame Mountainbike-Tour mit den Tieren durch die heimischen Wälder. Eine Art Schlittenhunde-Fahrt auf vier Rädern.

Huskys hautnah: Die Tiere auf dem Grundstück kennenlernen und Informationen über Rasse, den Schlittenhundesport, Erziehung und Co sammeln.

Weitere Informationen unter husky-events.de