Schmallenberg. 20 Menschen starben in Schmallenberg im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion, zehn davon im Haus im Lenninghof. Höchstwert im Kreis

Die Zahl ist erschreckend hoch. Die Stadt Schmallenberg, sie ist nach Arnsberg, Meschede, Sundern und Brilon die fünftgrößte im Hochsauerlandkreis, hat mit zuletzt 20 Verstorbenen die höchste Zahl an Corona-Toten. Ein Grund ist der Ausbruch der Pandemie in zwei Seniorenheimen im November. Allein im Haus im Lenninghof starben zehn Menschen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Alles hochbetagte Männer und Frauen mit vielen Vorerkrankungen, trotzdem bedrückt das Geschehen den Heimleiter Markus Hoffmann: „Es hat uns und unsere Bewohner heftig getroffen.“

Alle zehn Schmallenberger starben zwischen November und Dezember. „Das sind deutlich mehr Sterbefälle als sonst in diesem Zeitraum“, sagt Hoffmann. Aber auch Mitarbeiter waren infiziert.

Ausbruch durch Zufall erkannt

Dabei kam der Ausbruch im November durch einen Zufall heraus. „Ich hatte für unser Haus damals die ersten Schnelltestes besorgt und wollte sie ausprobieren.“ 52 Bewohner können in den Pflegestationen des Lenninghofs betreut werden. Hinzu kommen 36 Wohnungen des „Betreuten Wohnens“, in denen die Senioren aber selbstbestimmt leben. Durch die erste Coronawelle waren die Bewohner relativ unbeschadet gekommen.

„Ein Senior hatte leichtes Fieber.“ Der Schnelltest bei ihm brachte sofort einen Volltreffer. Daraufhin wurde bei allen Bewohnern und Mitarbeitern der Station ein Schnelltest durchgeführt. Fünf weitere Bewohner und zwei Mitarbeiter waren dabei positiv. Wie aber die Laboruntersuchungen in den folgenden Tagen zeigten, waren bereits bis auf einen, alle Bewohner der Station infiziert.

Alle seien anfangs ohne Symptome gewesen. „Wir haben dann sofort in enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um eine Ausbreitung auf andere Bereiche des Hauses zu verhindern“, berichtet Hoffmann. Wer zuerst das Virus ins Haus getragen hat, lasse sich im Nachhinein nicht feststellen. Bis zu dem Zeitpunkt hätten alle Besucher noch unter normalen Schutzmaßnahmen auf die Station gedurft.

Schnelltests für alle

Seitdem müssen alle vorab einen Schnelltest machen. „Es sind vor allem Männer und Frauen zwischen 80 und Mitte 90 gestorben“, erzählt der Heimleiter. Die älteste Bewohnerin, sie ist 102 Jahre alt, hat sich nicht angesteckt. „Seit rund sechs Wochen haben wir nun keine Neuinfektionen mehr.“ Vor einigen Tagen starteten im Lenninghof die Impfungen. Rund 67 Prozent der Mitarbeiter und 98 Prozent der Bewohner lassen sich impfen. Markus Hoffmann ist auf jeden Fall dabei.

Hintergrund

Zwei weitere Tote in einem Seniorenheim gab es im vergangenen Jahr im Haus Monika und im Seniorenwohnen im Park. Auch diese Bewohner waren hoch betagt und hatten verschieden Vorerkrankungen. Hier allerdings, sagt Einrichtungsleiterin Birgit Quaas, „war die Zahl der Toten insgesamt noch höher, als in normalen Jahren.“

Expertenmeinung von Dr. Peter Kleeschulte

Die hohe Zahl der Corona-Toten in Seniorenheimen sei ein typisches Bild für die Pandemie, weiß auch Dr. Peter Kleeschulte, Leiter des Kreisgesundheitsamtes. Wenn auch das Infektionsgeschehen insgesamt zurzeit diffus sei und es keinen klaren Ausbruchsort gebe, gehörten Hochbetagte in Heimen zur größten Risikogruppe.

In Schmallenberg sterben zwischen März und Januar an oder mit dem Virus 20 Menschen, sie sind zwischen 64 und 100 Jahre alt. Bei drei Personen fehlen Alter und Geschlecht. Unter den restlichen sind elf Frauen und sechs Männer. Sie sind im Schnitt 89 Jahre alt.

Die Toten in Schmallenberg

• In der Nacht auf den 31. März stirbt der erste Patient im Marienhospital Arnsberg (Klinikum Hochsauerland). Der 64-Jährige aus Schmallenberg hatte mehrere chronische Vorerkrankungen, heißt es von der Pressestelle im Hochsauerlandkreis.

• Anfang April sterben in Schmallenberg zwei weitere Patienten in Schmallenberg, auch sie hatten zum Teil schwerste Vorerkrankungen“, sagte Kreissprecher Martin Reuther.

• Am 14. April meldet der HSK den Tod einer 97-jährigen Schmallenbergerin , die bereits am Gründonnerstag, 9. April, verstorben war. Der behandelnde Arzt hatte den Test auf das Coronavirus nach ihrem Tod veranlasst.

• Lange passiert nichts, bis am 2. November ein Mann (87) aus Schmallenberg im Krankenhaus verstirbt. Er war in stationärer Behandlung und hatte laut Kreis schwerste Vorerkrankungen.

•Es folgte eine 97-jährige Frau aus Schmallenberg. Sie verstirbt am 9. November. Auch sie befand sich in stationärer Behandlung.

• Erneut gibt es zwei Todesfälle von Frauen aus Pflegeheimen in Schmallenberg zu vermelden. Eine 92 Jahre alte Frau und eine 91 Jahre alte Frau – jeweils mit Vorerkrankungen – versterben am 12. November.

• Am 17. November meldet der Hochsauerlandkreis, dass am Wochenende ein 95-jähriger Mann und eine 82-jährige Frau aus Schmallenberg verstorben sind.

• Nach stationärer Behandlung verstirbt am Montag, 16. November, ein 88-jähriger Mann aus Schmallenberg.

• Am Donnerstag, 19. November, stirbt eine 95-jährige Frau aus Schmallenberg.

• Der Hochsauerlandkreis meldet am 24. November, dass eine 81-jährige Frau aus Schmallenberg gestorben ist, auch sie hatte Vorerkrankungen.

• Am 24. November sterben eine 80-jährige Frau aus Schmallenberg sowie eine 88-jährige Frau aus Schmallenberg.

• Am 26. November stirbt eine 100-jährige Frau in Schmallenberg.

• Am 27. November folgt ihr ein 91-jähriger Mann aus Schmallenberg verstorben

• Am 8. Dezember stirbt ein 93-jähriger Mann aus Schmallenberg verstorben.

• Am 9. Dezember stirbt eine 90-jährige Frau aus Schmallenberg.

• Am 28. Dezember meldet der HSK sieben Verstorbene im Alter von 68 bis 92 Jahren, darunter ist auch eine Person aus Schmallenberg.

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