Meschede/Bestwig/Eslohe Schmallenberg. Am günstigsten lebt Familie Mustermann erneut in Schmallenberg, am meisten zahlt sie in Bestwig. Erläutern wollen die Kämmerer das Ergebnis nicht.

Jedes Jahr bittet die Redaktion die vier Kommunen der Region die aktuellen Gebühren für eine fiktive, vierköpfige Familie Mustermann auszurechnen. Im Vergleich zeigt sich, wo Kommunen Schwerpunkte legen und wo diese Familie in der Region am günstigsten lebt.

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In diesem Jahr hatte die Redaktion auch die Kämmerer um eine Einschätzung gebeten. Sie wollte wissen, wie sich Gebühren entwickeln können, für welchen der angesprochenen Bereiche - beispielsweise Abfallentsorgung oder Trinkwasser - sie in Zukunft in ihrer Kommune die größten Herausforderungen sehen. Fragen, die durchaus in den entsprechenden Ratssitzungen auch diskutiert werden. So blickt man in Bestwig mit Sorge auf die anstehende Erhöhung der Deponiegebühren durch den Kreis. In Schmallenberg ist es die Investition in die Trinkwasserversorgung.

Meschede Familie Mustermann
Meschede Familie Mustermann © Manuela Nossutta / Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta / Funkegrafik NRW

Auf die Anfrage dieser Zeitung allerdings wollten sich die vier Kämmerer nicht äußern. Sie formulierten eine gemeinsame Antwort, in der sie darauf verwiesen, dass Kommunen grundsätzlich nur geringen Einfluss auf die Gebühren für kommunale Dienstleistungen hätten.

Zum einen seien diese abhängig vom Verbrauchs- und Nutzungsverhalten der Bürgerinnen und Bürger. Zum anderen gebe es rechtliche Rahmenbedingungen, die vom Land NRW oder auch vom Bund festgelegt würden. Die Kämmerer verweigerten eine Einschätzung, da ihnen diese zu künftigen Entwicklungen zu spekulativ seien.

Einschätzungen nicht seriös

Auch gefragt nach den Auswirkungen der Corona-Kosten auf die kommunalen Gebührenhaushalte und wie und ob Bürger diese Kosten spüren werden, blieben die Kämmerer zurückhaltend: „Entsprechende Einschätzungen lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt seriös noch nicht treffen“, schrieben sie. Sie betonten stattdessen, dass es in Politik und Verwaltung eine hohe Bereitschaft gebe, „kommunale Gebühren auch künftig wirtschaftlich und an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger orientiert zu gestalten.“

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Der Fragenkatalog enthielt am Schluss die persönliche Frage: „Wenn Sie Ihren Gebührenbescheid am Anfang des Jahres bekommen. Bei welcher Position gucken Sie dann genau hin und warum?“ Auch darauf gab es aus Meschede, Bestwig und Eslohe keine Antwort.

Der Schmallenberger Kämmerer Andreas Plett beantwortet die Fragen auf eine zweite Bitte der Redaktion dann doch. Seine Antworten lesen Sie in den nächsten Tagen auf der Schmallenberger Seite. Da erläutert er beispielsweise, warum seine Kommune die Kosten für die Trinkwasserversorgung mit Blick auf den Klimawandel als eine Herausforderungen für die Zukunft sieht und wie Schmallenberg dieser begegnen will.

Die Ergebnisse allgemein

Unsere Familie Mustermann hat zwei Kinder, eins besucht die Kita, und einen Hund: Auch in diesem Jahr lebt unsere Familie am günstigsten in Schmallenberg. Das liegt nicht zuletzt an den Kosten für die Kita. Die übrigen drei Kommunen übernehmen die Gebühren des Hochsauerlandkreises. Schmallenberg hat ein eigenes Jugendamt und kommt daher auf einen geringeren Betrag. Insgesamt am teuersten lebt es sich in Bestwig.

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Grund sind neben den Kosten für die Grundsteuer B die Abfallkosten, die dort pro Person abgerechnet werden. Ein Weg, für den sich Bestwig bewusst entschieden hat. Die Gemeinde argumentiert: So sei sichergestellt, dass kleine Haushalte, die weniger Müll produzieren auch tatsächlich weniger bezahlen. In Bestwig kommen unsere vier Mustermanns so auf 289 Euro für ihren Müll, während sie in Schmallenberg nur 173 Euro aufbringen müssen. Letztlich zahlt unsere Familie Mustermann in der Jahresvergleichsrechnung 2021 in Bestwig 3244 Euro, in Meschede 3084 Euro, in Eslohe 2971 Euro und in Schmallenberg 2780 Euro.

Die Ergebnisse im Einzelnen

Die Kosten für das Trinkwasser steigen am deutlichsten in Schmallenberg - um 42 Euro oder 17 Prozent auf 289 Euro. Sie bleiben allerdings für unsere Musterfamilie dort trotzdem noch unter den Werten von Meschede und Bestwig, wo für die gleiche Menge - 125 Kubikmeter Wasser - 305 Euro im Jahr zu zahlen sind.

Das Abwasser ist am teuersten in Bestwig. Dort kosten 125 Kubikmeter 481 Euro - und am billigsten in Meschede mit 365 Euro.

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Die Niederschlagswassergebühr pro 100 Quadratmeter befestigte Grundstücksfläche ist mit Abstand am günstigsten in Eslohe. Sie kostet dort mit 32 Euro nur knapp die Hälfte vom höchsten Wert in Bestwig.

Straßenreinigung zahlen Bürger nur noch in Meschede (25 Euro) und Eslohe (13). In Schmallenberg und Eslohe entfällt diese Gebühr. Der Winterdienst kostet am meisten in Meschede (26 Euro), in Schmallenberg entfällt auch dieser. Eine Berechnungsmethode, die der Bund der Steuerzahler durchaus kritisiert, weil es so weniger transparent sei. Die Kosten seien ja vorhanden, hieß es dort. Sie verschwänden nur an anderen Stellen im Haushalt.

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Die günstigsten Hebesätze für die Grundsteuer B hat Schmallenberg. Dort zahlen unsere Mustermanns für ihr frei stehendes Eigenheim und bei einem Grundsteuermessbetrag von 78 Euro daher nur 312 Euro, in Eslohe sind 350 Euro, in Meschede 371 und in Bestwig 381 Euro fällig. Die entsprechenden Hebesätze haben sich für 2021 nicht verändert, obwohl sie als Stellschrauber für den Haushaltsausgleich gelten.

Für ihren Hund zahlen die Mustermanns die meisten Steuern in Meschede (85 Euro) und die wenigsten in Schmallenberg (72 Euro).