Meschede. Der Tote im Maisfeld bei Meschede: Kaum etwas ist über den Ukrainer bekannt. Nur ein Bauarbeiter wird misstrauisch bei seinem Verschwinden.

Das Verfahren um den Toten im Maisfeld tritt auf der Stelle. Neue Beweise oder Indizien, die gegen den 29 Jahre alten Angeklagten sprechen, gab es auch am dritten Verhandlungstag am Landgericht Arnsberg nicht. Indirekt gibt es aber Anzeichen, die die Verwicklung eines dritten Mannes denkbarer machen.

„Verrückt geworden? Ich habe das nicht geglaubt“

Sehr nahe gekommen sind sie sich nicht, viel miteinander gesprochen haben die osteuropäischen Bauarbeiter in ihrer Unterkunft in Meschede-Voßwinkel nicht. Es gab unter den Nationalitäten Verständigungsschwierigkeiten, gesprochen wurde ein Gemisch aus Polnisch, Russisch und Ukrainisch.

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Deshalb weiß man auch kaum etwas Persönliches über den im August 2019 in einem Streit getöteten 45 Jahre alten Ukrainer, dessen Leiche dann bei Schüren im Maisfeld versteckt wurde. Ein 43 Jahre alter polnischer Hilfsarbeiter schätzte ihn, sagte er am Donnerstag vor Gericht: „Er war immer freundlich, er hat nie viel getrunken.“ Zuletzt wurde bekannt, dass er eine Freundin in der Ukraine hatte; in Voßwinkel habe er sich in sein Zimmer zurückgezogen, um dort Sport zu treiben. Er muss das Gegenteil eines Hitzkopfes gewesen sein.

Deshalb wurde der 43-Jährige aus Wuppertal auch misstrauisch, als er an einem Sonntag in Voßwinkel vorfuhr – und der Ukrainer nicht da war. Am Vorabend hatte sich der tödliche Streit abgespielt. Der 43-Jährige hatte den Auftrag vom Chef des Wuppertaler Bauunternehmens, seinen Leuten Bargeld als Lohn vorbeizubringen. Doch wo war der Ukrainer? Ihm wurde erzählt, dieser hätte sich bei einem Streit verletzt, er sei „komplett ausgeflippt“ und dann plötzlich verschwunden: „Verrückt geworden? Ich habe das nicht geglaubt. Das passte nicht zu dem Ukrainer. Das kam mir seltsam vor.“

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Haus durchsucht - aber Leiche nicht entdeckt

Doch wer hatte ihm diese Lüge nun tatsächlich erzählt? Verteidiger Otto Entrup frohlockte kurz: Der 43-Jährige beschuldigte zunächst einen 45 Jahre alten Polen (der, wie berichtet, bislang überhaupt nicht wegen des Falls strafrechtlich verfolgt wird) und der angeklagte 29-Jährige habe zu der Lüge nur genickt. Dann aber sagte Staatsanwalt Klaus Neulken: Zuvor habe der 43-Jährige noch das Gegenteil behauptet. Der Zeuge knickte ein: „Dann weiß ich es nicht. Es kann auch anders gewesen sein.“

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Er blieb aber dabei: Die Erzählung über den Streit hätten der 45-Jährige und der 29-Jährige immerhin so geschildert, „als ob sie mit Sicherheit dabei waren.“ Den 45-Jährigen schilderte der Zeuge als jemanden, der im Haus gerne entschieden habe: „Er sorgte für Ordnung – wie ein Wirt. Er kümmerte sich um alles.“

Immerhin: Der 43-Jährige machte sich so viele Sorgen um den Ukrainer, dass er das Haus nach ihm durchsuchte – denn womöglich hätte er sich etwas angetan, wenn er tatsächlich „ausgeflippt“ sei. Begleitet hatte ihn dabei der 45-Jährige – aber er führte ihn nur zu Stellen im Haus, wo der Ukrainer, wie man jetzt weiß, garantiert nicht war. Auf die Terrasse wurde der 43-Jährige nicht geführt – ein Zufall? Dort war die Leiche versteckt.

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Fahrer betrunken gemacht

Dann wurde gemeinsam getrunken, Wodka aus Kaffeebechern. Immer wieder habe der Angeklagte nachgeschenkt – hier steht der Vorwurf im Raum, der 43-Jährige sollte bewusst betrunken gemacht werden, um an sein Firmenauto zu kommen, damit man die Leiche wegbringen konnte. Der Angeklagte habe zuvor auch nach dem Auto gefragt („das erste Mal überhaupt“): Ihm wollte er es aber nicht geben, der hatte schließlich auch getrunken.

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Auch der 45-Jährige wollte das Auto: Der wollte damit angeblich losfahren, um irgendwie Diesel zu stehlen – nicht zum ersten Mal. Inzwischen steht fest: Der Plan gelang, der Fahrer wurde erfolgreich so betrunken gemacht, das er nachts nicht mitbekam, dass sein Auto kurz entwendet wurde. Aber wer war das nun genau?