Meschede. Der Gastro-Lockdown trifft auch das Traditions-Café hart. Die Inhaberinnen berichten über Sorgen, Nöte und ihre schönsten Weihnachtserinnerungen.

Wenn Elisabeth Frings und Petra Dahmen vom Café Frings an die Weihnachtszeit in ihrer Kindheit zurückdenken, gehen die Gedanken gleich Richtung Backstube ihrer Eltern. Bis heute ist die Adventszeit für die Schwestern etwas Besonderes. Und meist auch besonders anstrengend.

Der Verkaufsbereich im Café Frings ist auch während des Lockdowns geöffnet.
Der Verkaufsbereich im Café Frings ist auch während des Lockdowns geöffnet. © Christina Schröer

Denn wenn Weihnachten näher rückt und die Mescheder ihren süßen Zahn nicht mehr unterdrücken können, steht Petra Dahmen stundenlang in der Backstube und bereitet allerlei süße Versuchungen vor. Selbst isst sie am liebsten Printen und den Pralinenstollen, der auch im Café angeboten wird. „Im Stollen sind Nougat, Karamell und Schokolade statt Rosinen“, erklärt sie. Dass es bei Frings diesen etwas andersartigen Stollen gibt, hat einen ganz simplen Grund: „Wir mögen beide keine Rosinen“, berichtet Elisabeth Frings. Daher gibt es auch verhältnismäßig wenige Backwaren in ihrer Verkaufstheke, die die getrockneten Trauben enthalten. „Im Käsekuchen sind sie aber schon ab und zu", erklärt Petra Dahmen.

80 Jahre alte Rezepte

Grundsätzlich mögen die Schwestern es aber traditionell. So stammen viele ihrer weihnachtlichen Plätzchen und Kuchen-Rezepte aus der Zeit, in der ihr Großvater noch in der Backstube stand. „Die Rezepte sind teilweise 80 Jahre alt und wir haben nie etwas daran verändert“, weiß Elisabeth Frings. Erfahrung in der Backstube haben die beiden so seit frühester Kindheit. „Ich weiß noch, dass wir zu St. Martin immer unzählige Martinsbrezeln gebacken haben und nach getaner Arbeit gab es dann für alle Currywurst“, erinnert sich Petra Dahmen, für die Backen nicht nur ihr Beruf sondern seit ihrer Kindheit auch Leidenschaft ist.

Stammkunden halten die Treue

Das weiß die Stammkundschaft im Café Frings zu schätzen. Auch wenn es in den letzten beiden Jahren nicht immer reibungslos lief für die beiden Schwestern, haben ihnen die Stammkunden immer die Treue gehalten, sagen sie. Der Eindruck bestätigt sich, wenn man Elisabeth Frings und Petra Dahmen beim Verkauf beobachtet. Geht die Tür auf, werden die meisten Kundinnen und Kunden sehr herzlich und zumeist mit Namen begrüßt - man kennt sich halt.

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Doch durch die Erneuerung der Ruhrstraße sei schon das Jahr 2019 durchwachsen gewesen und 2020 ist es durch die Corona-Pandemie nicht leichter geworden. „Als vor der Tür gearbeitet wurde, ist uns natürlich die Laufkundschaft weggebrochen und durch den Lockdown im Frühjahr und die erneute Schließung des Café-Bereichs im November war 2020 auch nicht so erfolgreich“, erklärt Petra Dahmen. Nur über die Sommermonate könnten sich die Schwestern nicht beschweren. „Es waren viele Touristen in Meschede und anhand der Kontaktlisten konnten wir ja auch sehen, dass viele von ihnen bei uns waren“, so Frings.

Großer Umsatz sonst im Dezember

Die umsatzstärkste Zeit ist aber eigentlich jetzt. Wenn die Tage kürzer werden und die Menschen in Meschede und Umgebung sich nach Gemütlichkeit sehnen, kommen sie seit Jahrzehnten ins Café Frings und verwöhnen die Seelen mit Heißgetränken und Kuchen. „Ein schöner Weihnachtstee mit Plätzchen ist was Feines“, findet Petra Dahmen, während für ihre Schwester zu einer ordentlichen Tasse Kaffe auch ein Stück Torte gehören muss.

Der passende Tee zum Gebäck und Kuchen.
Der passende Tee zum Gebäck und Kuchen. © Christina Schröer

Doch in diesem Jahr kann man weder noch vor Ort genießen. Der Café-Bereich ist geschlossen, auf den Stufen dorthin stehen Geschenkartikel und weihnachtliche Deko - man hat das Beste aus dem zur Zeit nicht nutzbaren Raum gemacht. Und statt Überstunden haben die Schwestern weniger zu tun. Auch die Öffnungszeiten mussten sie anpassen, stehen nun überwiegend allein im Café, da sich der Einsatz von Aushilfen sich nicht lohnt.

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Doch die Vorfreude auf Weihnachten lassen sich Elisabeth Frings und Petra Dahmen deshalb nicht vermiesen. „Zu zu lassen ist natürlich trotz allem keine Option“, bringt es Elisabeth Frings auf den Punkt. Wie in jedem Jahr stellt ihre jüngere Schwester in der Backstube die buntesten Schokoladen-Kreationen und sündhaftesten Leckereien her.

Keine Nachfolge in Sicht

Nachdenklich werden die beiden erst mit Blick auf das kommende Jahr. Es wird Stand jetzt das letzte sein, in dem bei Frings’ gebacken und gekocht wird. Petra Dahmen muss dringend am Knie operiert werden, „das funktioniert im laufenden Betrieb einfach nicht“, und ihre Schwester Elisabeth, die dann 62 Jahre alt ist, möchte auch kürzer treten. Gerne würden sie ihr Café an einen Nachfolger weitergeben. Doch auch nach anderthalb Jahren Suche hat sich noch kein geeigneter Kandidat gefunden. Ein Grund mehr, sich schon in diesem Jahr Pralinenstollen, Printen und Co. aus Mescheder Handarbeit zu gönnen.

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>>> Rezeptidee: Nuss-Cookies a la Frings

Zutaten: 300 Gramm Butter, 150 Gramm Zucker, 50 Gramm Vollei, 350 Gramm Mehl, 150 Gramm dunkle Kuvertüre, 150 Gramm Nüsse gehobelt.

Zubereitung:

  • Butter und Zucker schaumig rühren.
  • Vollei dazugeben.
  • Mehl langsam unterrühren.
  • Kuvertüre und die gehobelten Nüsse unterheben.
  • Teig in Tupfen auf das Backblech setzen und 15-20 Minuten bei 200 Grad Ober-/Unterhitze backen.

Wer keine Lust zum backen hat, kann natürlich auch im Café Frings vorbeischauen. Die vorübergehenden Öffnungszeiten sind Dienstag, Mittwoch und Freitag von 9 bis 16 Uhr (ab 14. Dezember kommt der Donnerstag hinzu) und an den langen Samstagen 10 bis 14 Uhr. In der Woche vor Weihnachten ist ab Montag geöffnet, am 22. und 23. Dezember ist bis 18 Uhr geöffnet, an Heiligabend von 9 bis 13 Uhr.