Calle. Sie wollen sich den Advent nach Hause holen? Wie wäre es mit Bienenwachskerzen oder der Herstellung einer Engelkerze?
Ronja Bünner war neun, als sie das erste Mal mit Imker Bernhard Neuhaus aus Visbeck beim Waller Weihnachtsmarkt saß und mit Kindern Kerzen aus Mittelwänden rollte. Heute ist die junge Frau 20 und in der Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten - doch das Kerzenthema hat sie nicht losgelassen.
Bienenwachskerzen verströmen ein warmes Licht, sie duften dezent, angenehm und irgendwie edel. „Gleichzeitig hat man eine prima Handpflege, wenn man Bienenwachs bearbeitet“, erzählt die 20-Jährige.
Ihre Eltern sind Imker, doch mit der Honigproduktion hat sie selbst wenig zu tun. Sie begleitet den befreundeten Imker Bernhard Neuhaus aber seit Jahren auf dessen Wachslehrgänge ins Haus Düsse. Normalerweise bietet Neuhaus diese im November gemeinsam mit Werner Volkmann im Auftrag des Westfälisch-Lippischen Imkervereins an.
„Nur ein Jahr war ich mal nicht dabei“, sagt sie und zuckt entschuldigend mit den Schulter, „in der Pubertät halt“. Doch das war nur eine kurze Unterbrechung. Eigentlich wollten die beiden alten Herren die Aufgabe schon in diesem Jahr an Malte Weber, den Enkel von Werner Volkmann, abgeben. Doch dann kam Corona.
Im nächsten Jahr ist Ronja Bünner auf jeden Fall wieder dabei. „Das ist immer eine besonders schöne Stimmung“, sagt sie. „Wir erklären, wie man Kerzen zieht, knetet oder gießt.“ Jeder dürfe selbst tätig werden, Kerzen, Lippenpflegestifte, Wachsauflagen für Brust und Rücken sowie einen Handschmeichler und eine eigene Gießform herstellen. Die 20-Jährige zeigt zudem, wie man Kerzen verziert. Das Modellieren mit Buntwachs ist eine ihrer Lieblingsarbeiten. „Dabei entstehen immer Unikate“, erzählt sie. Auch Freunden hat sie schon verzierte Kerzen geschenkt. „Sowas bekommt man nicht im Handel. Das kommt immer gut an.“
Auch interessant
Eine besondere Kerze haben die beiden Rentner ausgetüftelt: die Engelkerze. Auch diese entsteht immer im Wachskurs. Dazu wird eine gezogene Bienenwachskerze erwärmt, mit dem Nudelholz ausgerollt und dann gedreht. Lässt man sie abbrennen, teilt sie sich und sieht - mit ein bisschen Fantasie - aus wie ein Engel mit Flügeln. „Viele wollen sie gar nicht anzünden, weil sie das zu schade finden“, weiß Ronja Bünner. „Dabei entfaltet sie doch erst dann ihre echte Schönheit.“ Wie die meisten Bienwachskerzen.
Viele Bienenwachskerzen und -formen, auch die Engelkerzen, findet man im Imkerstübchen von Bernhard Neuhaus Auf’ m Boom 42, in Visbeck, 02934 / 664. Die Anmeldungen zum Wachskurs sind voraussichtlich im nächsten Jahr wieder möglich über die Seite des Landesverband Westfälischer und Lippischer Imker.
Tipps
Wie man Bienenwachs-Kerzen von Paraffin-Kerzen unterscheidet:
Die meisten normalen Kerzen entstehen als ein Abfallprodukt aus der Erdölraffinerie – Paraffin. Bienenwachs ist nur begrenzt vorhanden und daher teurer.
Bienenwachs oxidiert mit der Zeit, vor allem an der kühleren Luft, das heißt, dass die Oberfläche des Wachses beschlägt, also eine weiße Oxidationsschicht bekommt, die sich aber mit einem Tuch leicht wieder abwischen lässt.
Echtes Bienenwachs verliert an der Oberfläche mit der Zeit seinen Duft. Erst wenn man daran reibt oder es bearbeitet wird, riecht das Wachs wieder dezent und angenehm.
Verfälschtes Wachs dagegen riecht immer gleich penetrant und intensiv. Eine geübte Nase erkennt sofort die Mineralölbestandteile, die immer etwas streng, scharf oder beißend nach Lösungsmittel riechen.