Velmede. Nach der Eröffnung der A46 in Bestwig haben sich die Dinge bei der Bäckerei Adolph anders entwickelt als gedacht. Ganz anders!

Peter Junker hat nie zu den Menschen gezählt, die die Zukunft der Gemeinde Bestwig schwarz gemalt haben, wenn erst einmal die A46 eröffnet sein würde. „Ich denke grundsätzlich positiv“, sagt der Inhaber der Bäckerei Adolph an der Bundesstraße und lächelt. Und mit seiner optimistischen Grundeinstellung lag er gar nicht mal so falsch.

Natürlich, so sagt Junker, habe auch er sich im Vorfeld der A46-Eröffnung so seine Gedanken gemacht - wie eben alle anderen Geschäftsleute. Wie werden die Geschäfte wohl laufen, wenn ein Großteil des Verkehrs an der Gemeinde vorbeifährt? Umsatzeinbußen zwischen fünf und zehn Prozent hatte Peter Junker sich im Vorfeld ausgerechnet. Eine Zahl, mit der er hätte leben können. Doch es kam anders. Ganz anders.

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Nach der Freigabe des Teilstück am 18. November 2019 habe es zwar zunächst einen deutlichen Einbruch gegeben. Belegte Brötchen, Burger, Bagles, Rührei - vor allem die Snacks laufen in der Filiale extrem gut. Mit diesem Bereich generiert Junker dort rund 40 Prozent des Umsatzes. Und genau in diesem Bereich bekam er die neue Autobahn am deutlichsten zu spüren. In den ersten Wochen nach der A46-Freigabe habe man nur noch etwa die Hälfte verkauft. Rund zwei Monate dauerte dieser Zustand an, bevor sich die Lage nach und nach wieder normalisierte und inzwischen besser ist als je zuvor.

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Womit auch der optimistische Bäckermeister selbst nicht gerechnet hatte: Statt der im Vorfeld befürchteten Einbußen von fünf bis zehn Prozent, bescherte ihm die Autobahn ein Umsatzplus in eben dieser Größenordnung. Und das hält bis heute an. Nicht nur der Snackbereich hatte sich schnell wieder erholt. Auch die Nachmittagsgeschäfte laufen laut Junker nun besser. Zum einen, weil es durch den reduzierten Verkehr wieder attraktiver sei, auch mal zu Fuß loszuziehen. Zum anderen, weil es vor der Bäckerei endlich wieder freie Parkplätze gibt.

Denn hier lag stets eines der großen Probleme mit dem Peter Junker in der Vergangenheit zu kämpfen hatte: Ständig waren die Parkplätze vor der Filiale von schweren Sattelschleppern blockiert. „In der Regel haben sich die Fahrer einen Kaffee gekauft, sind wieder raus und haben dann auf dem Parkstreifen ihre Pause verbracht“, erinnert sich Junker. Damit haben sie nicht nur Parkplätze blockiert, sondern auch die Sicht auf die Bäckerei versperrt. Dadurch seien ihm entsprechend viele Spontankunden durch die Lappen gegangen.

Keine abgefahrenen Spiegel mehr

Geklagt hat Junker darüber nie. „Die Dinge sind halt wie sie sind“, sagt er. Und heute sind die Dinge zum Glück deutlich besser. So könne er sich zum einen nicht daran erinnern, dass einem seiner Kunden, seit der Eröffnung der A46 jemals wieder ein Rückspiegel abgefahren worden sei. Zum anderen könne man sich nach dem Besuch seiner Bäckerei endlich wieder zügig in den fließenden Verkehr einordnen. Sogar Linksabbiegen sei wieder problemlos möglich. „Daran war damals ja gar nicht zu denken“, sagt Junker und erinnert sich an die Zeit, als nicht nur seine Bäckerei, sondern auch die Backstube an der Velmeder Bundesstraße lag. „Wenn du da morgens nicht um 6.30 Uhr mit den Lieferungen auf der Straße warst, hast du erstmal hier gestanden“, sagt er.

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etzt sei das alles deutlich entspannter - und das liegt eben nicht nur daran, dass Junker seine Backstube vor geraumer Zeit nach Meschede in den Schwarzen Bruch verlagert hat - übrigens ohne auch nur einen einzigen Tag schließen zu müssen: Am 20. Juni 2019 habe man bis zum Morgen in der alten Backstube in Velmede gebacken, direkt im Anschluss mit 25 Mann den Umzug über die Bühne gebracht und in der folgenden Nacht bereits im Schwarzen Bruch produziert. „Davon hat kein Kunde etwas mitbekommen“, sagt der 44-Jährige lacht, nippt an seinem Kakao und ergänzt: „Das war schon krass“.

Entspanntere Kunden

Entspannter seien auch die Kunden in Velmede geworden, sagt der Bäckermeister und begründet das mit dem Wegfall des Dauerstaus auf der Bundesstraße. Es sei nämlich keineswegs so gewesen, dass viele von ihnen den Stillstand und das mühsame Vorankommen genutzt hätten, um mal eben beim Bäcker reinzuspringen.

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Eher das Gegenteil sei der Fall gewesen: Der Stau habe die Menschen nervös und ungeduldig gemacht. Aus Sorge, noch mehr Zeit zu verlieren und nach dem Einkauf niemals wieder dazwischen zu kommen, seien viele lieber im Auto sitzengebliebe und hätten sich im Schneckentempo an seinem Geschäft vorbeigeschoben.

  • Peter Junker ist 44 Jahre alt und absolvierte nach der Mittleren Reife seine Bäckerlehre.
  • In den Anfangsjahren arbeitete er gemeinsam mit seinem Vater in dessen Bäckerei in Sundern-Hachen . Nachdem Junker seinen Meister in der Tasche hatte, führten die beiden das Unternehmen zunächst gemeinsam.
  • Nach einem kleinen Abstecher in eine andere Branche, in dem Junker ein Jahr lang technischen Alkohol vertrieb, war er Backstubenleiter in Soest und machte seinen Betriebswirt.
  • Junker war außerdem bereits anderthalb Jahre Produktionsleiter bei der Landbäckerei Sommer und arbeitete danach im Backmittelvertrieb, bevor er im Jahr 2010 die Bäckerei Adolph übernahm.
  • Inzwischen gibt es neben der Filiale an der Velmeder Bundesstraße eine weitere im Schwarzen Bruch in Meschede und eine in Wennemen. Die Pläne für eine vierte Filiale hat Junker bereits im Kopf.
  • Aktuell beschäftigt die Bäckerei Adolph 24 Angestellte .