Ostwig. Friseure dürfen im Corona-Lockdown öffnen, Nagelstudios nicht. Dagegen wehrt sich jetzt die Ostwiger Nageldesignerin Monika Reineke.
Plexiglasscheibe, FFP2-Masken, literweise Desinfektionsmittel, Handschuhe, Formulare zur Kontaktverfolgung - Monika Reineke hat ihr kleines Nagelstudio in Ostwig Corona-konform aufgerüstet. „Mehr kann man beim besten Willen nicht machen“, sagt sie. Öffnen darf sie trotzdem nicht - wie all ihre anderen Kolleginnen in Nordrhein-Westfalen auch nicht. Und das macht die Ostwigerin wütend. Denn: „Wir sind mehr als nur die Nageltanten, die anderen die Nägel lang und bunt machen“, sagt sie.
Schreiben an Armin Laschet
Natürlich lasse sich bei ihrem Job Körperkontakt nicht vermeiden. Aber unterm Strich sei das doch nichts anderes als bei den Friseuren. „Und die dürfen doch schließlich auch weiterhin ihrer Arbeit nachgehen“, drückt Reineke ihr Unverständnis über das Regel-Wirrwarr aus. Zumal zwischen Friseuren und ihren Kunden nicht einmal eine Plexiglas-Scheibe möglich sei. Reineke möchte nicht falsch verstanden werden: „Ich gönne jedem, wenn er trotz des Lockdowns öffnen darf“, sagt sie. „Aber dann doch bitte einheitlich und mit einer nachvollziehbaren Begründung warum es andere eben nicht dürfen.“
Denn auf ein nachvollziehbare Begründung warten sie und ihre komplette Branche bis heute: Nicht nur der Verband Nagel-Designer Deutschlands hat sich mit einem Schreiben an NRW-Ministerpräsident Armin Laschet gewendet, auch die Ostwigerin selbst hat ihm geschrieben. Rückmeldung Fehlanzeige!
Ganz bewusst hat sich Reineke dabei an Armin Laschet gewendet. Denn: Studios in anderen Bundesländern - etwa in Sachsen-Anhalt, Thüringen und im Saarland - seien nicht von den verschärften Corona-Maßnahmen betroffen. „Im Gegensatz zu den anderen Bundesländern dürfen Kolleginnen dort weiterhin Kunden bedienen und ihrer Arbeit ungehindert nachgehen“.
Und genau das möchte Reineke eben auch. Ja, es sei wahr: „Nageldesigner verlängern Nägel und auf Wunsch werden die Nägel auch bunt lackiert.“ Darüber hinaus werde in den Nagelstudios allerdings viel mehr geleistet. Das aber finde bei denen, die die Entscheidungen über Lockdowns treffen offenbar keine Berücksichtigung. „Zu uns kommen zum Beispiel Menschen, die Rheuma haben oder sehbehindert sind und sich selbst gar nicht helfen können“, sagt sie. „Wir betreuen Nagelbeißer, rekonstruieren deformierte Nägel, behandeln geschädigte Nägel oder werden bei eingewachsenen Nägeln oder bei der Ablösung der Nagelplatte tätig“, zählt Reineke nur einige Beispiele auf.
Kunden mit Schmerzen
„Hier sitzen viele Kunden, die Schmerzen haben und nicht, weil sie die Nägel bunt haben möchten“, betont sie. Etwa 40 Prozent ihrer Kundschaft seien Kunden, die wegen solcher Probleme zu ihr kämen. Das alles sei keinesfalls lebensbedrohlich, sagt Reineke. Angesichts der Problemkunden sei es aus ihrer Sicht und der ihrer vielen Kolleginnen und Kollegen allerdings auch nicht weniger wichtig als Friseurbesuche.
Bereits beim ersten Lockdown hatte die Ostwigerin ihr Nagelstudio für sechs Wochen schließen müssen. Der entgangene Umsatz sei dabei gar nicht einmal das größte Problem gewesen, sagt sie. Was viel schwerer wiege, sei die Tatsache, dass viele ihrer Kundinnen danach nicht wiedergekommen seien.
„Sie haben sich notdürftig selbst beholfen und sich im Laufe der Wochen irgendwann für Naturnägel entschieden, weil vielen die Unsicherheit zu groß war, wann der nächste Termin wieder stattfinden kann“, sagt Reineke. Und diese Unsicherheit müsse eben gar nicht sein, weil der Lockdown für die Nagelstudios nicht sein müsse - weil es ein aufwändiges und in sich schlüssiges Hygienekonzept gebe.
Seit dem Jahr 2005
betreibt Monika Reineke in Ostwig das Nagelstudio „artificial nails“. Die meisten ihrer Kunden kommen aus der Gemeinde Bestwig und aus Brilon.
In ihrem
Schreiben an Armin Laschet
weist der Verband Nagel Designer Deutschlands auch darauf hin, dass es keinen dokumentierten Fall gebe, der eine Übertragung des Corona-Virus in einem Nagelstudio bzw. einem Betrieb der körpernahen Dienstleistung bestätige. „Deswegen ist die
Schließung der Nagelstudios unverhältnismäßig
und wird nicht zur Reduzierung der Fallzahlen beitragen“, so der Verband.