Lenne. Es ist wohl nicht nur der Charme der Lenner Männer, aber eben auch. Warum junge Familien sich gern in Lenne niederlassen.
Den demografischen Wandel gibt es überall. Auch im Sauerland, auch in Lenne. Doch insbesondere in der Straße „Oberer Taasberg“ geschieht momentan das genaue Gegenteil. Dort lassen sich vor allem junge Familien und Paare nieder, bauen ein Haus und planen ihre Zukunft in Lenne: Sonja und Christian Rickert mit Tochter Helene. Christopher Hennecke mit Partnerin Meike Bornemann. Dessen Bruder Dominik Hennecke mit Frau Helena und Tochter Luzie. Cousin Björn Hennecke mit Frau Martina. Judith Weißpfennig mit Mann Christian Viehl und Sohn Theo sowie Sabrina Vogt mit Mann Kevin.
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Bau mit herrlicher Aussicht über Lenne
Die einen wohnen schon dort, die anderen werden noch bauen. Alle Männer aus Lenne, die Frauen alle zugezogen. „Aber wir sind alle Sauerländerinnen“, sagen sie aus Überzeugung: „Der Charme der Männer hat uns nach Lenne gebracht.“ Und die Männer fügen mit einem Lachen hinzu: „Damit kommt ein bisschen frisches Blut nach Lenne.“ Vor acht Jahren baute Familie Rickert das erste Haus in der Straße, hoch über dem Lenner Ortskern mit einer herrlichen Aussicht.
Lange alleine blieb sie nicht. Und zwischen den Familien entwickelte sich eine tolle Nachbarschaft, ja eine enge Freundschaft. „Und das ist einfach das Tolle hier, deshalb leben wir hier so gern“, sagt Dominik Hennecke, dessen Vater Thomas Hennecke bis vor kurzem noch Lennes Ortsvorsteher war. Das Zusammengehörigkeitsgefühl im Ort, aber auch in „ihrer“ Straße sei besonders. „Hier ist die Welt noch in Ordnung“, wie es im Volksmund heißt.
Wenn man Hilfe brauche, Rat suche oder sich ein Werkzeug ausleihen müsse - irgendeiner der Nachbarn stehe immer parat. „Dass hier jemand gesagt hat, dabei könne er nicht helfen, das hat es hier noch nicht gegeben“, sagt Sonja Rickert. Mal eben ein paar Stühle borgen oder im Urlaub die nachbarschaftlichen Blumen gießen? Kein Problem. Abends ein Feierabendbierchen an der Feuerstelle und die Kinder können bedenkenlos auf der Straße spielen. „Was wollen wir mehr? Hier in Lenne ist es herrlich“, sagt Kevin Vogt. In wenigen Minuten sei man im Grünen, könne wandern, mountainbiken und schnell raus aus dem Arbeitsalltag.
Keine Lust auf Anonymität der Großstadt
„Gut, in die Großstädte oder zur nächsten Autobahn fährt man ein Stück, aber das nimmt man in Kauf“, sagt Dominik Hennecke. Die Anonymität der Großstadt, das sei nichts für die Lenner. Christopher Hennecke hat es während des Studiums in Aachen erlebt, Helena Hennecke in Münster, Sonja Rickert in Frankfurt: „Na klar, die Großstadt hat auch ihre Reize. Aber mir ist es lieber, dass mein Kind in Lenne statt in Frankfurt aufwächst.“ Gute Jobs gebe es auch im Sauerland, das provinzielle Image sei längst Geschichte.
Man müsse eben abwägen, was einem lieber sei. Und die Vorteile des ländlichen Lebens überwiegen deutlich, sagen die jungen Familien: „Wir fühlen uns hier wohl, weil man sich auf seine Nachbarn auch immer verlassen kann.“ Jeder engagiere sich für seinen Ort, wolle das Beste für seine Mitmenschen.
350 Einwohner
Und überaltert sei Lenne mit seinen rund 350 Einwohnern auch nicht. „Es ziehen immer wieder junge Leute und Familien hierhin. Und geburtenstarke Jahrgänge gibt es auch immer wieder.“ Nur zum Feiern, da müsse man häufig so weit fahren, sagt Sonja Rickert. Denn auch die Kneipe im Ortskern werde Ende des Jahres schließen. „Aber warum weit fahren?“, entgegnen ihre Nachbarn mit einem Lachen: „Wir haben hier oben doch genug Platz. Ob in der Garage, im Garten oder um die Feuerstelle.“
Die Serie „Unser Dorf im Schmallenberger Sauerland“ ist in vier Teile aufgeteilt:
Teil 1: Grafschaft: Das erste Bundesgolddorf
Teil 2: 100 Jahre Fleckenberger Einheit
Teil 3: Ein Dorf, ein Haus, eine Familie: Hiege
Teil 4: Junges Wohnen: Leben in Lenne