Meschede. Aus dem Alltag eines Privatermittlers in Meschede: Der heutige Fall spielt in einem Blumenladen. Der Senior-Chef wird aufdringlich.
Wir nennen ihn h.f. Ein guter Privatdetektiv verhält sich in der Öffentlichkeit unauffällig. Berufsbedingt möchte er nicht erkannt werden. Der Mescheder Privatdetektiv und Geschäftsführer einer Sicherheitsfirma verfügt über Jahrzehnte lange Berufserfahrung. Für unsere Leserinnen und Leser erzählt Privatdetektiv h.f. einige Episoden aus seinem Berufsleben. Der heutige Fall spielt in einem Blumenladen:
Als Privatdetektiv im Sicherheitsbereich betreue ich ein Einkaufszentrum, in dem ein kleiner Blumenladen integriert ist. Die Floristin, wir nennen sie hier Rita, spricht mich eines Tages an und fragt, was es kosten würde, meine Dienste in Anspruch zu nehmen. Ihr Anliegen sei etwas delikat: „Die Eltern meines Chefs, also des Besitzers dieses Blumenladens, kommen regelmäßig in unser Einkaufszentrum. Beide sind garantiert über 70 Jahre alt. Die Frau geht einkaufen und der Mann besucht mich.“ Es folgte eine lange Pause.
Spitzname „Tomate“
Rita weiß irgendwie nicht weiter. Rote Flecken bedecken ihr Gesicht, wobei mir einfällt, dass ihr Spitzname „Tomate“ wohl nicht ganz unberechtigt ist. Schließlich fährt sie fort: „Also der Mann, der dann immer betont, dass er ja seinem Sohn finanziell kräftig unter die Arme greife, damit der Blumenladen überhaupt laufen könne und meine Arbeitsstelle damit direkt von ihm abhänge, redet mich immer einfach mit Du an. Das gefällt mir nicht.“
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Lange Pause und dann sprudelte es nur so aus ihr heraus: „Dieser fiese Typ fragt mich aus, ob ich einen Freund habe, was ich abends so mache und noch mehr. Bis jetzt hat er mich noch nicht angefasst, aber ich habe Angst, weil es immer schlimmer wird. Abgesehen davon, dass mir die ganze Geschichte peinlich und sehr unangenehm ist, habe ich eine Heidenangst, meinen Job zu verlieren. Ich traue ihm zu, dass er mich bei seinem Sohn schlecht macht, wenn ich mir sein Verhalten verbitte.“
Soziales Gewissen
Wie so oft, muss ich mich entscheiden: Nehme ich den Auftrag an, wird es teuer für Rita, und die Gefahr, ihren Job zu verlieren, scheint mir recht hoch. Unangenehm dürfte es natürlich auch für den übergriffigen Senior, seine ahnungslose Ehefrau und deren Sohn werden. Niemand geht aus so einer Geschichte unbeschädigt raus. In mir ringt mein wirtschaftliches Interesse an Aufträgen mit meinem sozialen Gewissen. Letzteres siegt mal wieder.
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Wir machen das so: Wenn er das nächste Mal hier erscheint, rufen Sie mich bitte umgehend an und lassen einfach ihr Handy angeschaltet auf dem Tresen liegen. Für solche Fälle habe ich ein separates Handy, das ausschließlich aufzeichnet, was im Umkreis gesprochen wird. Die Aufzeichnung überzeugte mich von der Aufrichtigkeit der Floristin. Rita hatte nicht übertrieben: Der zudringliche Senior spielte sich mit Bemerkungen wie „Du weißt, was für Dich auf dem Spiel steht, wenn Du nicht besonders freundlich zu mir bist!“ als mächtiger Boss auf. Den Gipfel der zudringlichen Unverschämtheiten lieferte er mit dem Satz: „Bei meinem nächsten Besuch werden wir uns zu einem kleinen abendlichen Rendezvous verabreden. Du willst es doch auch!“
Hausverbot erteilt
Ich schlage Rita einen Plan vor, wie sie diesem Herrn seine Tour endgültig verderben kann: Beim nächsten Erscheinen des lästigen Kunden überraschte ihn Rita mit der klaren Ansage: „Sie haben bei mir Hausverbot und daran halten Sie sich bitte, weil ich sonst diese Aufzeichnung an ihre Frau, ihren Sohn und unseren Sicherheitsdienst weiterleiten werde.“ Der ertappte Schwerenöter verließ den Blumenladen ohne das aufgezeichnete Gespräch bis zum Ende gehört zu haben.
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Ein paar Wochen später erfuhr Rita von der Ehefrau des übergriffigen Seniors, dass ihr Mann sie nun leider nicht mehr zum Einkaufen begleite, ihm sei der Menschentrubel zu viel, was man bei seinem Alter gut verstehen könne. Bis heute kaufe ich meine Blumensträuße ausschließlich bei Rita ein, weil diese Floristin einfach die schönsten und frischesten Blumen im Sortiment hat.