Meschede. Aus dem Leben eines Privatermittlers: Heute schaut sich unser Detektiv aus Meschede in einem Schlachthof um. Er machte eine Entdeckung.
Bei unserem heutigen Fall geht es um die Fleischindustrie. Unser Detektiv berichtet:
In der Fleischindustrie geht es bekanntlich eher rau zu. Die Schlachthöfe sind nicht unbedingt für ihr angenehmes Betriebsklima, gepflegte Ausdrucksweise oder empathisches Miteinander der Beschäftigten bekannt. Als Privatdetektiv hatte ich den Auftrag, in einem Schlachthof innerbetriebliche Unregelmäßigkeiten aufzudecken. Der Besitzer, ein Paradebeispiel für sämtliche Klischees, was das Aussehen eines Schlachthofbesitzers angeht, ließ seinen Betrieb auch nachts bewachen.
Der Nachtwächter sollte das Gebäude kontrollieren und ansonsten in seinem Pförtnerhäuschen sitzen und Eindringlinge abschrecken. Beworben hatte sich ein angenehmer, freundlicher, hilfsbereiter Mann in den besten Jahren, der zuvor als Tankstellenmitarbeiter Nachtarbeit gewohnt war, keine Angst hatte, allein zu arbeiten, und mit nächtlichen Besuchern ausreichend Erfahrung vorweisen konnte.
Bis dato war er ein unbescholtener Mann, keine Vorstrafen, keine kleinkriminellen Delikte. Ein friedlicher, ausgeglichener und gefälliger Mensch, der sich vielleicht mit seiner unbekümmerten Naivität in die folgende Situation verwickelte.
Beim nächtlichen Rundgang stieß er immer wieder auf Fleischportionen, die irgendwie nicht eindeutig als versandfertige Ware zu identifizieren waren. Irgendwann nahm er ein Stück Fleisch, also ein richtig gutes Stück Fleisch, ein Steak, das offensichtlich aussortiert hätte sein können, mit zu sich nach Hause. Grillte es am nächsten Tag zum Frühstück und war erfreut, wie köstlich es schmeckte.
Spätschicht bemerkt etwas
Es kam, was kommen musste: Ein Mitarbeiter der Spätschicht sprach ihn an, weil er bemerkt hatte, dass nun doch immer öfter kleine und auch größere Steaks verschwanden. Ob er diese Steaks vielleicht ebenfalls mitzunehmen gedachte, konnte nie geklärt werden. Jedenfalls konfrontierte er den Nachtwächter mit seiner Entdeckung der verschwunden Steaks und seinem diesbezüglichen Verdacht.
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Unser Nachtwächter bekam einen Riesenschrecken, stritt alles ab und schwor, dass er niemals Steaks gestohlen habe und es auch niemals tun werde. Der Mitarbeiter hörte sich die Ausreden an, jetzt war er sicher, was den Tatbestand betraf. Seine Schlussfolgerung verblüffte unseren Nachtwächter dann aber doch erheblich: Wenn Du schon die Steaks mitgehen lässt, kannst Du sie doch auch gleich hier für uns grillen. Nach der Spätschicht ist ein gegrilltes Steak genau das, was wir Kumpels hier brauchen. Wir lassen Dir das Fleisch offen liegen, Du grillst es und verkaufst es dann an die, die hungrig sind. Ob sie dabei halbe/halbe ausmachten, ist unbekannt. Der Nachtwächter schwieg sich dazu aus.
Nun komme ich ins Spiel: Ich hatte schon öfter für diesen Schlachthof Ermittlungen geführt, war dort aber selbst noch nie in Erscheinung getreten. Überprüfung des Nachtwächters hieß mein Auftrag. Ich fuhr also zum Ende der Spätschicht in die Gegend des Schlachthofes und bemerkte etwas Eigenartiges: Aus dem Schlachthof kamen viele Mitarbeiter, um den Heimweg anzutreten.
Den Augen nicht getraut
Aber auch aus der Umgebung zog es einige Menschen in die entgegengesetzte Richtung, also in den Schlachthof hinein. Ich folgte diesen Menschen und traute meinen Augen nicht: Direkt hinter dem Pförtnerhaus war ein portabler Grill aufgebaut, vor welchem sich schon eine kleine Schlange gebildet hatte. Brav stellte ich mich an, bekam ein wirklich perfekt gegrilltes Steak zu einem Spottpreis, und oben drauf noch ein kleines Zusatz-Steak, weil ich erstens Neukunde und zweitens allemal zu dürr sei.
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Ein Privatdetektiv kann sich keine Emotionen leisten, er muss einfach nur Beweise sammeln und Tatbestände festhalten. In diesem Fall ging es mindestens um Diebstahl, also keine Kleinkriminalität. Auch das mangelnde Schuldbewusstsein des selbst ernannten Grillmeisters darf mich nicht beeinflussen: Unwissen schützt vor Strafe nicht.
So blieb mir nur die Feststellung, niemals ein leckereres Beweisstück aufgedeckt oder gar verzehrt zu haben und trotzdem die Beweise für den Straftatbestand an den Auftraggeber weiter zu leiten.
>>> Zur Person
Wir nennen ihn h.f.. Ein guter Privatdetektiv verhält sich in der Öffentlichkeit unauffällig. Berufsbedingt möchte er nicht erkannt werden.
Der Mescheder Privatdetektiv und Geschäftsführer einer Sicherheitsfirma verfügt über Jahrzehnte lange Berufserfahrung.
Für unsere Leserinnen und Leser erzählt h.f. einige Episoden aus seinem Berufsleben.