Wenholthausen. Seit 30 Jahren kümmert sich Tierschützerin Lioba Probosch um Katzen. Zuletzt hat sie 20 Streuner an einem Bauernhof in Wenholthausen entdeckt.

Die Wenholthauserin Lioba Probosch ist Tierschützerin mit Leib und Seele. Seit rund 30 Jahren kümmert sie sich inzwischen um streunende Katzen und deren Kastration. In diesen Jahren hat sie viel Leid gesehen. Leid, das eigentlich gar nicht sein müsste, wenn nur manch einer ein wenig mehr Verständnis aufbringen würde. Und dafür setzt sich die 56-Jährige nun ein.

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Aktuell 20 Streuner an einem Bauernhof

Es sind vor allem die jüngsten Erfahrungen, die Lioba Probosch erschüttert haben. 20 streunende Katzen habe sie innerhalb von nur drei Wochen auf und um einen der Wenholthauser Höfe gesichtet.

Zwei Katzen, um die sich Lioba Probosch in Wenholthausen kümmert.
Zwei Katzen, um die sich Lioba Probosch in Wenholthausen kümmert. © Privat

Die Tiere steuern Höfe besonders gern an, weil sie dort etwas zu fressen finden. Allerdings fühlten sich die Hofbesitzer diesen Katzen in den seltensten Fällen verpflichtet. Und genau dort liege das große Problem, so Probosch. „In der Regel leben auf den Höfen ein bis zwei Katzen, die den Landwirten selbst gehören“, sagt sie. Um die werde sich gekümmert. Alle anderen Tiere, die zum Mäuse jagen erscheinen oder aus falsch verstandener Tierliebe sogar gefüttert werden, würden toleriert. Dabei seien diese Katzen oft in einem erbärmlichen gesundheitlichen Zustand - abgemagert und krank.

Zuletzt war die Wenholthauser Tierschützerin informiert worden, weil Anwohner eine Katze mit ihren vier Jungen auf einer Wiese entdeckt hatten. Sie einzufangen, sei eine Herausforderung gewesen. Eines der Katzenbabys sei erfolgreich getürmt und seitdem nie wieder aufgetaucht. „Ich gehe davon aus, dass es inzwischen qualvoll verendet ist“, sagt Probosch.

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Ein weiteres der Katzenbabys musste aufgrund seines dramatischen gesundheitlichen Zustandes eingeschläfert werden. Die zwei anderen Katzenkinder und deren Mutter hat die Wenholthauserin aufgepäppelt und kastrieren lassen. Jetzt leben sie bei ihr und sollen weitervermittelt werden. Ein schwieriges bis unmögliches Unterfangen. Denn: Der eine kleine Kater ist taub, der andere blind. Das schrecke viele Leute ab, sagt Probosch.

Hohe Zahl an wildlebenden Tieren

Wenn man innerhalb von nur drei bis vier Wochen 20 streunende Katzen entdecke, sei davon auszugehen, dass die Zahl der wildlebenden und leidenden Tiere noch deutlich höher ist, sagt die Tierschützerin. Wie viele es tatsächlich sein mögen, lasse sich allerdings nicht sagen.

Das Problem in den Griff zu bekommen klingt in der Theorie eigentlich ganz einfach: Katzen fangen, kastrieren und wieder freilassen. In der Praxis sei das Ganze allerdings so eine Sache. „Katzen interessieren niemanden“, sagt die 56-Jährige. „Sie haben keine Stimme und können sich nicht wehren. Ich bin dafür da, ihnen eine Stimme zu geben“, sagt Lioba Probosch.

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Dabei stößt sie allerdings nicht immer auf Verständnis. Zuletzt habe sie sich anhören müssen, sie solle den streunenden und sich vermehrenden Katzen doch einfach ihren Spaß lassen. „Das ist wirklich der blanke Hohn“, ärgert sie sich.“ Diese Gleichgültigkeit mache sie wütend. Sie wolle keine Vorwürfe erheben, das möchte die 56-Jährige ganz klar betont wissen. Ein bisschen mehr Verständnis und Mitgefühl für die leidenden Tiere, das würde sie sich allerdings schon wünschen.

Warten auf Antwort

Sämtliche der streunenden Katzen zu fangen und kastrieren zu lassen, könne auch sie nicht leisten. Und dass ein Hofeigentümer auf einen Schlag für die Kastration sämtlicher Katzen aufkomme, die immer wieder seinen Hof ansteuern, sei sicherlich auch ein wenig viel verlangt - zumindest dann, wenn es sich um so viele Tiere handele. Deswegen hat sich die 56-Jährige jetzt an die Esloher Gemeindeverwaltung gewendet mit dem Ziel, dass ähnlich wie in Arnsberg und Brilon eine Kastrationspflicht eingeführt wird. Die Anfrage sei noch ganz frisch, daher habe sie noch keine Antwort erhalten, sagt sie.

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Denkbar ist für Probosch ein Modell, wie es in anderen Städten bereits seit langem ungesetzt wird. Dort beteiligen sich die Kommunen mit 30 Prozent an den Kosten der Kastration. „Wenn da einmal Grund drin ist, relativiert sich das ganz schnell“, sagt die Wenholthauserin. Später gehe es dann nur noch darum, einzelne Tiere zu kastrieren. Ohne zu handeln, potenzierten sich die Probleme allerdings in kürzester Zeit.

In Arnsberg etwa ist per ordnungsbehördlicher Verordnung klar geregelt: Katzenhalter, die ihrer Katze Zugang ins Freie gewähren, haben sie zuvor von einem Tierarzt kastrieren und mittels Tätowierung oder Mikrochip kennzeichnen zu lassen. Bei Verstößen kann ein Bußgeld verhängt werden. So etwas könnte sich Probosch auch für die Gemeinde Eslohe vorstellen - und übrigens auch für Meschede, Bestwig und Schmallenberg - denn dort gibt es eine solche Verordnung ebenfalls nicht.

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Was in Arnsberg übrigens auch gilt: Wer eine herrenlose Katze füttert, übernimmt damit die Betreuungspflicht. Er habe damit die Stellung eines Tierbetreuers, auch wenn er die Voraussetzung des Tierhalters nicht erfülle. Damit ist der Betreuer auch für die Kastration und Kennzeichnung der Katze zuständig.

>>>HINTERGRUND<<<

Der Klimawandel hat die Vermehrung der wild lebenden Katzen noch weiter verschärft . Durch die milderen Temperaturen werde die Population immer größer.

Per Aushang in Wenholthausen hat sich Lioba Probosch in Wenholthausen an die Bevölkerung gewendet. Darin bittet sie zum einen darum, Katzen kastrieren zu lassen. Zum anderen bittet sie um Spenden.

Denn: Für die Katzenkinder, die sie zuletzt aufgepäppelt hat, sind bislang Kosten in Höhe von 1200 Euro angefallen. Darin sind Futterkosten, Hygieneartikel, Fahrtkosten und Zeitaufwand nicht enthalten. Für die beiden kleinen Kater Leo und Silvester fallen voraussichtlich noch 500 bis 1000 Euro Therapiekosten an. Daher zähle jede Kleinigkeit.

Lioba Probosch war lange Zeit auch Pflegestelle für Katzenbabys des Siegener Tierheims. 30 bis 40 Katzenbabys hat sie aufgepäppelt und weitervermittelt.