Meschede. 260.000 Bürger hat der HSK - wenn nur 60 Prozent sich impfen lassen, braucht man dafür eine gute Logistik. Die läuft jetzt an.
Rund 260.000 Menschen leben im Hochsauerlandkreis. Auch wenn man davon ausgehen kann, dass sich nicht alle gegen das Coronavirus impfen lassen wollen, wird die geplante Impfkampagne eine logistische Herausforderung. Die Kreisverwaltung in Meschede startet die Organisation und sagt, was im HSK geplant wird.
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Das Gesundheitsministerium in NRW bereitet die Impfkampagne gegen das Coronavirus vor. Im Hochsauerlandkreis haben am Mittwoch (18. November) die ersten Vorbereitungen begonnen. Am Donnerstag wurde auch der Corona-Krisenstab erstmals informiert. „Es ist sinnvoll, bereits jetzt frühzeitig erste organisatorische Angelegenheiten zu klären. Wenn der Corona-Impfstoff auf dem Markt verfügbar ist, wollen wir direkt ohne eine zeitliche Verzögerung mit der Impfung der Bürger beginnen können“, sagt HSK-Sprecher Martin Reuther unserer Zeitung.
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Die Impfzentren
Mit Blick auf die perspektivische Bereitstellung eines Impfstoffs oder mehrerer Impfstoffe gegen das SARS-CoV-2 Virus plant das Land Nordrhein-Westfalen die Errichtung von mindestens 53 Impfzentren. In jedem Kreis beziehungsweise jeder kreisfreien Stadt soll zumindest ein Impfzentrum für die Bürgerinnen und Bürger entstehen, hatte das NRW-Gesundheitsministerium am Mittwoch mitgeteilt. „Damit ist in der jetzigen Phase allerdings noch kein tatsächlicher Standort gemeint, an dem die Bevölkerung geimpft wird“, so Reuther. Es handele sich bei den Impfzentren zunächst um eine Organisationseinheit, die die grundlegenden Bedingungen der Coronaimpfung im Hochsauerlandkreis entwickelt.
Der Transport
Angedacht sind NRW-weit derzeit zum Beispiel zwölf Orte, an denen die Impfdosen gelagert werden – wo das sein wird, steht noch nicht fest. Eine Herausforderung dabei ist, dass der Impfstoff der deutschen Firma Biontech zum Beispiel bei minus 70 Grad aufbewahrt werden werden muss. „Von einer dieser zentralen Lagerstätten muss der Impfstoff ins Hochsauerland gelangen“, sagt Reuther. Auf dem Weg muss die Kühlkette eingehalten werden. „Es muss dann zum Beispiel geklärt werden, wer diese Fahrten unternimmt und welche Fahrzeuge dafür genutzt werden können.“ Außerdem muss geregelt werden, dass die Dosen möglichst schnell geimpft werden und es zu keinen Verzögerungen kommt und wie das terminlich organisiert wird.
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Das Personal
„Wir müssen jetzt im Kreishaus die personelle und organisatorische Vorarbeit leisten“, sagt Reuther. Es müsse Personal innerhalb der Verwaltung abgeordnet werden oder es müsse geklärt werden, ob zum Beispiel Hilfsorganisationen eingebunden werden. Auch die Soldaten, die bisher bei der Kontaktverfolgung helfen, könnten in Zukunft bei der Impflogistik eingesetzt werden.
Noch sind aber viele Sachverhalte bezüglich der Impfstoffverteilung ungeklärt: Findet die Impfung in eigens eingerichteten Zentren statt oder in ausgewählten Arztpraxen oder in Krankenhäusern? „Wir müssen dafür sorgen, dass die Impfdosen an dem Standort, wo schließlich geimpft wird, auch ohne Zeitverzögerung ankommen, sobald es losgeht“, so Reuther. Darüber hinaus sollen mobile Teams insbesondere bei der Impfung besonders gefährdeter Personengruppen in stationären Einrichtungen (z.B. Pflegeeinrichtungen) eingesetzt werden.
Die HSK-Projektgruppe
Derzeit geht man davon aus, das sich etwa 60 Prozent der NRW-Bevölkerung impfen lassen will; das wären im HSK dann rund 150.000 Bürger und Bürgerinnen. Vor allem personaltechnisch eine Riesenherausforderung. Darum hat der Krisenstab am Donnerstag die Einrichtung einer Projektgruppe auf den Weg gebracht, über deren Zusammensetzung zeitnah entschieden wird.
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Das Klinikum
Auch Krankenhäuser werden in die Impforganisation eingebunden. „Nach Zulassung des Impfstoffs sollen die Krankenhäuser die ersten Corona-Impfstoff-Einheiten erhalten“, erklärte Richard Bornkeßel, Pressesprecher des Klinkums Hochsauerland, „um dem medizinischen Personal eine zeitnahe Impfung und somit zusätzlichen Schutz zu ermöglichen.“ Eine entsprechende Information erhielt die Geschäftsführung des Klinikums Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit der Leitung des HSK-Gesundheitsamts sowie weiteren Vertretern des Gesundheitswesens der Region. Der Impfstoff soll direkt an die Krankenhäuser ausgeliefert werden. Bornkeßel: „Das Klinikum Hochsauerland wird ein Impfkonzept erarbeiten, um standortbezogen und auf freiwilliger Basis Impfungen für seine Beschäftigten unmittelbar nach Eintreffen des Impfstoffes anbieten zu können.“
Geschäftsführer Werner Kemper vom Klinikum Hochsauerland hatte zuvor begrüßt, dass es entgegen ursprünglicher Ideen von nur sechs Impfzentren in NRW nun zu einer dezentralen Organisation kommen soll. Er spricht von einer „Herausforderung, wie wir sie bisher noch nicht kannten“.
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300.000 Impfdosen
Noch scheint unklar, welcher Impfstoff zum Einsatz kommt. Das aber ist logistisch schon ein deutlicher Unterschied, weil im Fall des Biontech/Pfizer-Impfstoffes zwei Impfungen nötig sind, während andere Stoffe nur einmal verabreicht werden müssten. Würde man also 60 Prozent der HSK-Bevölkerung impfen wollen, seien allein bei Doppel-Impfungen 300.000 Impfungen im HSK nötig. Um zum Beispiel an zentralen Stellen 2000 Impfungen täglich durchzuführen, so schätzen Gesundheitsexperten in der Region, seien 20 Leute nötig, von denen jeder – unter den hohen Sicherheitsstandards der Corona-Auflagen – möglicherweise an die 100 Impfungen schaffen könnte. Selbst dann wären diese 150 Tage - also rund ein halbes Jahr - im HSK mit den Impfungen beschäftig.