Meschede. Diesmal muss sich der Mescheder Privatdetektiv um einen Streit in der Nachbarschaft kümmert: Haben neu Zugezogene etwa Autos zerkratzt?

Als Privatdetektiv kommt man zwangsläufig mit Nachbarschaftskonflikten in Berührung. Tatsächlich zählen sie zu unseren regelmäßigen Arbeitsaufgaben. Es erstaunt mich immer wieder, wie verbissen und unversöhnlich solche Streitereien geführt werden und wie leicht sie eskalieren können.

Schon Friedrich Schiller wusste, „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Meistens sind die Nachbarn aber gar nicht so böse, zumindest nicht vorsätzlich gehässig oder streitsüchtig, sondern einfach nur vorschnell in ihrem Urteil, das nicht weiter hinterfragt wird. Ein gutes Beispiel für ein solches Verhalten erlebte ich vor ein paar Jahren in einem beschaulichen Siedlungsgebiet im HSK.

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Aufruhr in der Nachbarschaft

Gepflegte Einfamilienhäuser in einem Wendehammer. Berufsbedingt zieht eine Familie aus und vermietet das Haus an eine kinderreiche Familie. Fünf Kinder in einer sonst eher älteren Nachbarschaft sorgen erst einmal für Unruhe: Die Kinder benutzen Fahrräder, gelegentlich auch auf dem Gehweg. Die ganze Verkehrssituation ändert sich: Kinder werden mit dem Pkw gebracht, geholt, durch die Gegend gefahren. Der Wendehammer ist häufig durch Besucher der „Neuen“ zugeparkt. Der Lärmpegel steigt um einiges. Die gute Nachbarschaft wird auf die Probe gestellt.

Dann entdeckt ein Anwohner einen kleinen Lackkratzer an seinem Pkw. Komisch, so etwas ist hier noch nie vorgekommen.

Wir nennen ihn h.f.. Ein guter Privatdetektiv verhält sich in der Öffentlichkeit unauffällig.         
Wir nennen ihn h.f.. Ein guter Privatdetektiv verhält sich in der Öffentlichkeit unauffällig.         © h.f.

Weitere Nachbarn inspizieren ihre Autos ausgiebig und stellen ebenfalls kleinere Lackschäden fest. Noch formuliert es niemand, aber alle denken dasselbe: Diese Lackschäden sind erst aufgetreten, nachdem die „Neuen“ eingezogen sind. Die Polizei wird zu Rate gezogen. Die Polizei veranlasst, dass der Wendehammer als Parkzone nur für Anwohner ausgewiesen wird. Der Lackritzer kann nicht ermittelt werden. Im Gegenteil, neue Lackbeschädigungen sorgen für Aufruhr in der Nachbarschaft.

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Die kinderreiche Familie sieht sich plötzlich im Visier einer misstrauischen Nachbarschaft. Sie ist sich keiner Schuld bewusst. Die Kinder versichern glaubwürdig, dass sie noch nie ein Auto angeritzt haben. Die Situation spitzt sich zu. Die Familie bittet um meine Hilfe. Ich schlage vor, von einem meiner Mitarbeiter, Spezialist für Videoüberwachungen, eine Überwachungskamera vor dem Wohnhaus zu installieren. Eine so genannte Dome-Kamera ist hier genau richtig: Sie hat ein großes Blickfeld und ist gegen Vandalismus geschützt. Im privaten Bereich dürfen diese Kameras eingesetzt werden, öffentliche Wege dürfen nach der DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) nicht gefilmt werden.

Der Mann mit dem Dackel

Nach zwei Tagen erscheint mein technischer Überwachungsexperte in meinem Büro und druckst merklich herum: „Es geht um die Überwachung in dem Auftrag wegen der Lackbeschädigungen. Also, das Ergebnis ist klasse, aber wir können es nicht verwerten: Die Kamera hat ein Stück des öffentlichen Gehwegs vor dem Haus erfasst. Mein Fehler, ganz klar, ich habe sie nicht richtig eingestellt. Was nun?“

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Ich schaue mir das Video an: Zu sehen ist ein kleiner Dackel an einer Leine, die von einem älteren Mann gehalten wird, der ganz eindeutig mit seinem Schlüssel in der leinenfreien Hand an den parkenden Autos entlangstreicht. Das ist vorsätzliche Sachbeschädigung, aber die DSGVO könnte uns einen Strich durch die Rechnung machen. Ich möchte es nicht darauf ankommen lassen, die Rechtsverwertbarkeit auf Grund der versehentlichen Blickwinkelgröße unserer Videoaufnahme gerichtlich feststellen lassen zu müssen.

Nach Rücksprache mit der zu Unrecht verdächtigten Familie suche ich das Gespräch mit dem leicht zu identifizierenden Lackschädiger: Welcher Nachbar hat einen süßen Dackel, den der abends ausführt?Der Mann ist einsichtig, er zahlt für die entstandenen Schäden. Die Geschädigten verzichten auf eine Anzeige. Genau so funktioniert gute Nachbarschaft.

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Gelernt haben wohl alle daraus: Der Lackzerkratzer stellt seine diesbezüglichen Anstrengungen ein. Mein Mitarbeiter hat sich seitdem streng an die DSGVO gehalten. Die zugezogene Familie hat sich durch ihr umsichtiges und großzügiges Verhalten bestens in die Nachbarschaft eingebracht. Alle anderen werden bei nächster Gelegenheit etwas vorsichtiger mit vorschnellen Verdächtigungen sein.

aufgezeichnet von Sabina Butz

>>>HINTERGRUND<<<

Wir nennen ihn h.f. . Ein guter Privatdetektiv verhält sich in der Öffentlichkeit unauffällig. Berufsbedingt möchte er nicht erkannt werden.

Der Mescheder Privatdetektiv und Geschäftsführer einer Sicherheitsfirma verfügt über Jahrzehnte lange Berufserfahrung.

Für unsere Leserinnen und Leser erzählt h.f. einige Episoden aus seinem Berufsleben.