Meschede/Hochsauerlandkreis. Soldaten aus Holzminden sind in Meschede im Corona-Einsatz. CDU-Bundestagsabgeordneter Sensburg sieht wichtige Rolle für Bundeswehr-Reservisten.

Bisher kennen sie sich zum Beispiel aus mit dem Räumen von Minen oder dem Bau von Behelfsbrücken: Jetzt unterstützen die Soldaten des Panzerpionierbataillons 1 aus Holzminden den Hochsauerlandkreis in der Corona-Krise. Sie entlasten im Kreishaus in Meschede etwa bei der Nachverfolgung von Corona-Kontakten und an der Hotline. Am Dienstag haben sie ihre Einweisung erhalten, ab Mittwoch geht es für sie los.

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Keine Auslandseinsätze in der nächsten Zeit

Insgesamt 21 Soldaten stellt die Bundeswehr ab, zunächst bis zum 4. Dezember. 14 Soldaten sind vor Ort in Meschede, sieben weitere kämen dann jeweils aus Holzminden zur Ablösung. Untergebracht ist die Truppe im Sport- und Tagungszentrum Sundern-Hachen.

CDU-Bundestagsabgeordneter Patrikc Sensburg (rechts) mit Soldaten aus Holzminden am Kreishaus in Meschede.
CDU-Bundestagsabgeordneter Patrikc Sensburg (rechts) mit Soldaten aus Holzminden am Kreishaus in Meschede. © HSK

Über das Unterstützungsgesuch des Hochsauerlandkreises ist in nur 24 Stunden positiv entschieden worden: Beteiligt waren das Kreisverbindungskommando des Hochsauerlandkreises, das Landeskommando in Düsseldorf und das Kommando Territoriale Aufgaben in Berlin, zuständig für Einsätze im Inland. Aus Berlin wurden dann die Panzerpioniere verständigt – sie standen als nächst gelegene freie Einheit zur Verfügung, sie sind beispielsweise in der nächsten Zeit auch nicht für Auslandseinsätze vorgesehen.

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Stefan Pieper arbeitet bei der Bezirksregierung Arnsberg, er ist Oberstleutnant der Reserve, leitet das Kreisverbindungskommando: Darüber können zivile Stellen den Kontakt zur Bundeswehr suchen – zum Beispiel zur Hilfe bei Waldbränden, bei Hochwasser oder jetzt bei Corona. Die Arbeit der Soldaten in Meschede geschieht eng mit den Mitarbeitern im Kreisgesundheitsamt, sie treffen keine eigenen Entscheidungen. Aber angesichts von bis zu 1000 Anrufen täglich an der Hotline helfen sie eben auch, diese zu filtern und zielgerichtet weiterzuleiten. Oder sie helfen dabei, wenn Daten ermittelt werden müssen. Das entlastet die ganze Kreisverwaltung. Komplexe Einzelfälle sind weiter Sache der zivilen Spezialisten.

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Sensburg: 20.000 Reservisten melden sich freiwillig

Für den Einsatz interessiert sich auch der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Patrick Sensburg. Sensburg ist ebenfalls Oberstleutnant der Reserve und Präsident des Verbands der Reservisten in Deutschland.

14 Panzerpioniere der Bundeswehr helfen jetzt bei der Kreisverwaltung in Meschede im Corona-Einsatz.
14 Panzerpioniere der Bundeswehr helfen jetzt bei der Kreisverwaltung in Meschede im Corona-Einsatz. © HSK

In Meschede sind aktive Soldaten zur Unterstützung eingetroffen, ein Großteil der Bundeswehr im Corona-Einsatz in Deutschland sind jedoch Ehemalige: 11.004 Reservisten, Stand Mittwoch, davon 1579 mit einem Hintergrund im Sanitätsdienst, sind dafür aktuell im Dienst.

Auf einen Aufruf hin, sagt Sensburg, hätten sich 20.000 Reservisten dafür freiwillig gemeldet: „Es ist eine unheimlich starke Leistung. Man muss ja immer sehen: Unsere Leute sind ja in erster Linie in einem zivilen Beruf. Die halten sich kontinuierlich fit und bringen unheimlich Engagement mit. Die Reservisten kommen jetzt wieder massiv in den Fokus der Bevölkerung“, sagt er: „Eine Parlamentsarmee, die in der Bevölkerung verwurzelt ist, das ist etwas Gutes. Ich möchte diese gesellschaftliche Vernetzung auch haben.“

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„Heimatschutzkompanie“ im Hochsauerlandkreis?

Bei der künftigen Struktur der Bundeswehr wird ein Drittel aus Reservisten zur Landesverteidigung bestehen. Dafür wird gerade wieder eine Infrastruktur geschaffen, mit eigenem Truppenübungsplatz in Wildflecken und Kasernen, in denen Reservisten auch wieder übernachten können.

Dr. Karl Schneider, Landrat des Hochsauerlandkreises, begrüßte die Soldaten im großen Sitzungssaal des Kreishauses in Meschede.
Dr. Karl Schneider, Landrat des Hochsauerlandkreises, begrüßte die Soldaten im großen Sitzungssaal des Kreishauses in Meschede. © HSK

Es wird „Heimatschutzkompanien“ geben – eine ist für Sensburg auch hier denkbar: „Ich könnte mir eine Heimatschutzkompanie im Hochsauerlandkreis vorstellen. Wir haben motivierte Leute und eine große Fläche, die abgedeckt werden muss.“ Sie würde neuralgisch wichtige Objekte sichern können, zum Beispiel Umspannwerke. Und diese Kompanie würde unterstützend tätig: Künftige Einsätze wie der jetzt in Meschede würden dann die heimischen Reservisten leisten.

>>>HINTERGRUND<<<

Patrick Sensburg sieht auch die neue Idee der Bundeswehr als Erfolg. Mit „Dein Jahr für Deutschland“ können sich junge Leute ein Jahr freiwillig in der Bundeswehr engagieren - sieben Monate als Ausbildung in der Kaserne, danach fünf Monate Wehrübungen (über sechs Jahre verteilt).

„Das hat einen Riesen-Run gegeben“: Dafür gibt es zunächst 1000 Stellen - bevor die Werbung offiziell startete, gab es schon 4000 Interessierte.

„Die Bundeswehr kann eigentlich nicht mehr ohne Reservisten“, so Sensburg.

Inzwischen fliegen Reservisten auch Kampfflugzeuge und es gibt den ersten Reservisten als Kommandeur eines U-Bootes.