Meschede. Bis auf kleine Ausnahmen vermelden die Mescheder Einzelhändler: Weniger los in der Stadt. Was sich verändert hat, was ihnen besonders fehlt.
Seit dem 2. November sind die Händler in der Mescheder Innenstadt allein auf weiter Flur. Die Gastronomie ist dicht, nicht einmal einen Kaffee kann man mehr im Sitzen genießen. „Lockdown-Light“ ist angesagt. Ein Stimmungsbild unter Inhabern von Geschäften in der Innenstadt ergibt: Es sind weniger Menschen unterwegs - dieser Grund-Tenor ist fast überall gleich.
Annegret Reimann-Maas fühlt sich in den Abendstunden in ihrem kleinen Kurzwaren-Geschäft ein wenig einsam. Der Juwelier gegenüber schließe inzwischen wieder früher und dann ist sie beinahe die einzige, bei der am Abend noch das Licht in der Von-Stephan-Straße brennt. „Aber ich bin natürlich glücklich, dass wir in diesem Lockdown nicht wieder schließen mussten. Dann wäre es wirklich schwierig geworden, das hat im Frühjahr echtes Geld gekostet“, so Reimann-Maas.
Nur ein paar Meter weiter hat Susanne Bongwald ausgerechnet am Montag, 2. November, ihr Reisebüro wieder eröffnet. Der Publikumsverkehr im Reisebüro sei durchaus noch ausbaufähig, „vom Gefühl her würde ich aber sagen, dass in dieser Woche sogar mehr los ist als in der letzten“, so die Geschäftsfrau.
Risikogebiet: Weniger Zulauf
Viele Händler beschreiben aber auch den Tag, an dem der Hochsauerlandkreis den Inzidenzwert von 50 geknackt hat und somit zum Corona-Risikogebiet erklärt wurde, als Wendepunkt im Einkaufsverhalten der Mescheder.
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„Als der Wert über 50 gestiegen ist, ging es bergab und seither ist es auch ruhig geblieben“, sagt Petra Büsse, die in ihrem Paradiesvogel (Steinstraße 3) hochwertige Deko- und Geschenkartikel anbietet. Durch die neuen Regeln für den Einzelhandel dürfen sich bei ihr nur noch fünf Kunden gleichzeitig im Ladenlokal aufhalten. Das haue durch den geringen Zulauf meist hin, an manchen Tagen wird es für die Unternehmerin, die ihr Geschäft allein betreibt, aber auch mal kompliziert.
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„Es gibt ja auch gute Tage, an denen packt man dann gerade ein Geschenk ein, Kunden schauen sich um und dann muss man noch ein Auge auf die Tür werfen, damit nicht zu viele Personen gleichzeitig im Geschäft sind“, berichtet Petra Büsse, die dem Lockdown-Light für ihr Geschäft zumindest ein wenig Positives abgewinnen kann: „Die Menschen verbringen jetzt viel mehr Zeit Zuhause und wollen es sich dort schön machen. Und der ein oder andere hat auch Sorge, dass es nicht beim Lockdown-Light bleiben könnte und kauft deshalb schon jetzt Weihnachtsgeschenke.“
Kein Kaffee, keine Toilette
Dass aufgrund der aktuellen Situation das eigentlich geplante Late-Night-Shopping am 30. Oktober letztlich ausgefallen ist, finden sowohl Petra Büsse als auch Volker Stratmann, der das Schuhhaus Stratmann am Ruhrplatz führt, als Mitglieder von „Meschede aktiv“ zwar schade, aber letztlich sinnvoll. „So ein Abend lebt ja auch davon, dass man den Kunden Glühwein oder einen Prosecco und Snacks anbietet. Das wäre ja alles nicht möglich gewesen“, sagt Volker Stratmann, dessen Schuhhaus seit Beginn des Light-Lockdowns weniger frequentiert ist.
„Die Kunden, die kommen, haben auch richtig Lust zu shoppen, allgemein ist es aber ruhiger geworden“, so Stratmann, der wie viele seiner Händler-Kollegen bedauert, dass man nun während einer Einkaufstour keinerlei Möglichkeiten mehr hat, sich zum Verzehr von Speisen und Getränken gemütlich in ein Lokal zu setzen. „Das gehört für mich zum Shopping einfach dazu. Natürlich ist es bei einer Innenstadt-Größe wie in Meschede nicht ganz so dramatisch wie in einer Großstadt, wo man deutlich länger unterwegs ist, aber einen Kaffee trinken oder zur Toilette gehen, möchte man ja auch hier mal“, findet Volker Stratmann. Und auch Petra Büsse bedauert die Schließung der Gastronomie sehr: „Die haben alle so viel investiert und sich gekümmert. Mir tun unsere Gastronomen wirklich leid.“
Einmal an er Ruhr entlang, hinter der Henne, am Winziger Platz führt mit Petra Streich eine der beiden Innenstadtbeauftragen von „Meschede aktiv“ ihr Damen- und Kindermodengeschäft Paul und Pauline. „Klar ist es weniger geworden. Aber Babygeschenke gehen natürlich auch jetzt“, berichtet Streich, die seit dem Lockdown noch keine Regelmäßigkeiten im Kunden-Zulauf ausmachen kann. „Es ist wirklich ein Auf und Ab zur Zeit.“
Soziale Kontakte erhalten
Recht gut läuft es derweil im Tabak-, Presse- und Lotto-Geschäft von Familie Gerstgarbe am Kaiser-Otto-Platz. Dort ist auch seit Beginn des Lockdown-Lights eine Menge los. „Das liegt aber sicherlich auch daran, dass gerade der 1. des Monats war und die Menschen Geld bekommen haben“, sagt Dorothea Gerstgarbe, während innerhalb kürzester Zeit riesige Tabakdosen sowie Zigaretten gleich stangenweise über die Ladentheke gehen. „Im ersten Lockdown haben wir ja aus Solidarität auch vier Wochen geschlossen, auch wenn wir das nicht gemusst hätten“, berichtet Gerstgarbe, die nun, im zweiten Lockdown, angenehm überrascht ist, dass das Geschäft so gut frequentiert ist.
Soziale Kontakte
„Ich halte es vor allem für ältere Menschen für besonders wichtig, dass sie jetzt zumindest die Möglichkeit haben, in Geschäfte oder auf den Markt zu gehen und so soziale Kontakte haben“, spricht Dorothea Gerstgarbe ein Thema an, das ihr besonders am Herzen liegt. „Man muss sich ja auch in diesen Zeiten auf etwas freuen können und für die älteren Menschen aus den umliegenden Dörfern ist es häufig das Highlight der Woche, wenn sie zum Markt in die Stadt kommen und mit anderen kommunizieren.“
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Zu guter Letzt ist für Dorothea Gerstgarbe auch die Modernisierung und die Großzügigkeit der Ruhrstraße ausschlaggebend dafür, dass die Mescheder auch in Krisenzeiten gerne in ihre Innenstadt kommen. „Das lädt jetzt wirklich zum Bummeln ein. Und ganz ehrlich, auch im Großen und Ganzen können wir Sauerländer uns glücklich schätzen, die Corona-Krise hier umgeben von Natur zu erleben.“