Enste. Die digitale Arbeitswelt ist beim IT-Dienstleister „uniserve“ schon real. Geschäftsführer Stephan Kuschwald wagt einen Blick in die Zukunft.

In der Ecke eines Büros steht eine Säule - ein Prototyp. Wer da reinsieht, bei dem wird automatisch Fieber gemessen. Stephan Kuschwald ist mit seiner Firma „uniserve“ immer nah dran an der Zukunft der Arbeit. Die Säule ist gerade in Corona-Zeiten ideal für Betriebe, Schulen, Kitas und Seniorenheime. Doch Kuschwald ist auch klar, dass es nicht mit der Aufstellung einer solchen Säule getan ist. „Man muss sich auch fragen, was mache ich, wenn man damit eine erhöhte Temperatur feststellt. Schickt man ein Schulkind dann nach Hause? Einen Arbeitnehmer? Und wer zahlt das dann?“ Die Fragen nach Wirtschaftlichkeit und Ethik schwingen immer mit, wenn man sich mit der Zukunft der Arbeit beschäftigt.

Der kleine Kasten misst  Fieber bei jedem, der seinen Kopf über die Kamerlinse hält.
Der kleine Kasten misst Fieber bei jedem, der seinen Kopf über die Kamerlinse hält. © THOMAS WENSING

Am Anfang Verkauf von Internet-Anschlüssen

„uniserve“ wurde 1996 gegründet. Anfangs verkaufte das Unternehmen Internet-Anschlüsse. „Über uns konnte man sich ins Internet einwählen. Wir haben damals für ganz Südwestfalen Einwahlknoten zum Ortstarif geboten.“ Das scheint heute Lichtjahre her. Nach und nach richtete sich der IT-Dienstleister neu aus. „Wir sind da auch Kundenwünschen nachgekommen.“

Heute ist die Firma relativ breit aufgestellt. Es gibt drei große Geschäftsbereiche: die Internet- und Software-Entwicklung, den digitalen Sicherheitsdienst und da vor allem Video-Überwachung über Netzwerk-Kameras und das Systemhaus. Was alle eint: „uniserve“ ist ein IT-Dienstleister für Firmenkunden. „Wir erstellen Homepages zum Beispiel für Oventrop oder die IHK. Der Vorteil: Wir beherrschen alles, was mit Internet zu tun hat. Deshalb geht hier meist eins ins andere über.“

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So installiert die Enster Firma beispielsweise Überwachungskameras auf den Dächern von Einkaufsmärkten, die sensibel darauf reagieren, wenn sich Unbefugte darüber nähern oder an Maschinen, um den Überhitzung zu überwachen. „Natürlich müssen wir sie vor Ort installieren, aber die komplette Einstellung läuft dann über den PC in Meschede.“ Und der kann theoretisch an jedem Ort der Welt stehen.

Pascal Kirtz ist über den Rechner zur Videokonferenz mir Stephan Kuschwald zugeschaltet. Er sitzt im Homeoffice.
Pascal Kirtz ist über den Rechner zur Videokonferenz mir Stephan Kuschwald zugeschaltet. Er sitzt im Homeoffice. © Privat | Privat

Zugeschaltet aus dem Homeoffice

Heute steht einer im privaten Homeoffice von Pascal Kirtz, der sich morgens abgemeldet hatte, weil er sich nicht ganz gesund fühlte, aber trotzdem zu Hause am PC arbeiten wollte. Zur Video-Konferenz schaltet er sich mal eben dazu. „Zu Hause kann man konzentrierter mal drei oder vier Stunden durcharbeiten“, sagt der Softwareentwickler. Im Büro sei es hektischer, die Ablenkung relativ groß. Doch er schätzt auch die Vorteile der Büro-Arbeit: die soziale Komponente. „Wenn man Unterstützung von Kollegen braucht, findet man diese Hilfe im Büro leichter.“ Und manches lasse sich auch mit einer Tasse Kaffee einfach angenehmer besprechen.

Video-Konferenzen ersetzen Meetings

Manches, was für das Software-Unternehmen schon Alltag war, habe sich durch Corona auch bei anderen Firmen durchgesetzt. Kirtz ist sicher, dass er in Zukunft manches Meeting durch Video-Konferenzen einsparen kann. „Früher bin ich dann dafür erst eine Stunde zum Kunden gefahren und war dann nach zehn Minuten wieder draußen. So kann man effizienter arbeiten.“

Doch auch die Arbeitsanforderungen haben sich verändert. „Alles ist wesentlich schneller geworden“, beobachtet Stephan Kuschwald. „Früher hatte ich zwei bis drei Tage Zeit, um eine Anfrage zu beantworten.“ Heute rechne der Kunde in wenigen Stunden mit einer qualifizierten Lösung. „Das ist manchmal einfach zu schnell.“

Was bringt die Zukunft?

Und was bringt die Zukunft? Da rechnet Stephan Kuschwald damit, dass sich noch mehr ins World Wide Web verlagern wird. Datenaustausch und -speicher über die Cloud. „Keine Rechner, keine Server mehr vor Ort. An den Firmensitzen wird es immer weniger Infrastruktur geben.“

Gleichzeitig wird man Großraumbüros auflösen, schätzt er. Kollegen, die fest vor Ort sein müssen, gibt es immer weniger. „Es wird in vielen Firmen keine festen Mitarbeiterplätze mehr geben“, beschreibt er ein Szenario. Und dabei denkt der Software-Experte nicht nur überregional, sondern gleich international. „Mein Ansprechpartner bei der Computerfirma Dell zum Beispiel arbeitet in Griechenland und wohnt in Spanien. Er betreut uns aus dem Homeoffice.“

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Auch die Geräte werden sich weiter verkleinern. „Ich habe schon überlegt, fürs Büro die Festnetz-Telefone abzuschaffen. Eigentlich braucht man die nicht mehr“, sagt Kuschwald. Und er rechnet damit, dass er, der vor 25 Jahren die ersten Internet-Anschlüsse verkauft hat, es noch erleben wird, dass die Rechner ganz verschwinden. „Auch Laptops wird es dann nicht mehr geben. Wo immer ich dann arbeite, brauche ich eine Tastatur und einen Bildschirm. Mein Rechner ist das Smartphone.“

Hintergrund

20 Mitarbeiter sind bei uniserve heute beschäftigt. Sie arbeiten als Bürokauffrau für IT-Dienstleistungen, als Software-Entwickler, IT-System-Elektroniker. uniserve ist auch Ausbildungsbetrieb.

Geschäftsführer sind Stephan Kuschwald und Markus Grünewald. Kuschwald ist Diplom-Ingenieur Nachrichtentechnik und Grünewald Diplom-Ingenieur Maschinenbau.