Meschede. Die Corona-Zeit bietet auch für die Polizei Meschede einige Herausforderungen. Welche, das erläutert Wachleiter Hubert Sapp.
Die Coronazeit war und ist auch für die Polizei eine besondere Herausforderung. Hubert Sapp, Leiter der Wache in Meschede, zieht eine erste Bilanz. Er ist auch Mitglied im Krisenstab des Hochsauerlandkreises. Dieser tagt nun - angesichts steigender Zahlen - wieder zweimal in der Woche.
Seit dem Wochenende gibt es neue Einschränkungen. Hatten Sie schon Einsätze?
Hubert Sapp: Nach den drastischen Einschränkungen vom Wochenende gab es bisher kreisweit nur drei coronabedingte Einsätze in einer Gaststätte und bei Familienfeiern für die Polizei. Diese geringe Zahl zeigt mir, dass die Regelungen akzeptiert werden. Insofern besteht aktuell zumindest hier kein Anlass für besondere Kontrollen. Sollte sich die Lage ändern, wird die Polizei die Ordnungsämter bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben unterstützen. Aber ich denke, wir Sauerländer sind schlau genug, um es nicht soweit kommen zu lassen.
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Die Coronazeit war und ist für die Polizei eine besondere Herausforderung, wo merken das Ihre Kollegen vor allem?
Anfangs mussten wir die Bevölkerung zusammen mit den Ordnungsbehörden eindringlich auf die Einhaltung der damals strengen Corona-Beschränken hinweisen und diese auch durchsetzen. Im Frühjahr mit Beginn der Krise hatte es erst gereicht, die Bürger anzusprechen und an ihre Solidarität zu appellieren. Mit zunehmender Zeit mussten wir in Einzelfällen aber feststellen, dass sich Personen oder Personengruppen nicht mehr an die Regelungen hielten, obwohl diese mittlerweile allgemein bekannt waren. Da haben wir dann, neben Platzverweisen, auch Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten geschrieben. Einerseits, um vorsätzliches Fehlverhalten zu bestrafen und andererseits, um präventiv zu wirken. Darunter waren wiederkehrende Treffen von Jugendlichen und Heranwachsenden, die die damaligen strengen Abstandsregeln missachteten. Auch in der ein oder anderen Gaststätte wurden Verstöße festgestellt und geahndet.
Wie haben Sie von den Verstößen erfahren?
Oft wurden wir von besorgten Bürgern informiert. Die Kollegen spürten damals deutlich die Verunsicherungen und Ängste in der Bevölkerung, verbunden mit der Frage: „Warum halten sich nicht alle an die Vorgaben? Zu unser aller Schutz!“
Intern mussten Sie sicher auch manches umstrukturieren?
Ja, es war wichtig, dass die Polizeiwache Meschede handlungsfähig bleibt, um für die Bürger rund um die Uhr präsent und ansprechbar zu sein. Dienstpläne mussten komplett umgeschrieben werden, um bei möglichen Infektionen oder angeordneter Quarantäne noch ausreichend Personal verfügbar zu haben. Wir mussten interne Abläufe, Regelung des Besucherverkehrs, Ausstattung mit Hygienematerial und vieles mehr organisieren. Das ist gut gelungen; wir hatten bislang in der Polizeiwache Meschede nur eine Corona-Infektion und keine Quarantäneanordnung für meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Ich war darüber hinaus von Beginn an durchgängig als Verbindungsbeamter der Polizei im Krisenstab des Hochsauerlandkreises eingesetzt, um den kreisweiten Informationsaustausch zwischen Polizei, Kreisverwaltung und Ordnungsbehörden zu koordinieren.
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Das Verbrechen stoppt ja nicht mal eben im Lockdown. Oder doch? Mit welchen Vergehen hatten Sie in der Zeit vor allem zu tun?
Verlässliche Zahlen zur Kriminalitätsentwicklung in Coronazeiten liegen noch nicht vor. Wir konnten aber wahrnehmen, dass mit Beginn des Lockdowns die Anzahl der polizeilichen Einsätze sich deutlich reduzierten. Keine Veranstaltungen, kaum öffentliches Leben, kaum Straßenverkehr, das hat ja jeder gesehen. Deshalb gingen auch die Einsatzzahlen anfangs deutlich zurück. Die Zahl der Wohnungseinbrüche sank in den niedrigen einstelligen Bereich, das ist aktuell auch noch so. Körperverletzungen reduzierten sich, da es keine Veranstaltungen mit Alkoholkonsum gab und nach wie vor kaum gibt. In Folge der Lockerungen haben die Einsätze aber wieder spürbar zugenommen.
Gab es Corona-Betrugsmaschen?
Solche Zeiten rufen gern Internet-Betrüger auf den Plan, die mit vielfältigen Tricks versuchen, an anderer Leute Geld zu kommen. Vereinzelt gab es auch Hinweise, dass falsche Mitarbeiter von Gesundheitsämtern versucht haben, sich Zutritt zu Pflegeeinrichtungen zu verschaffen. Hier kann ich nur immer wieder warnen: Seien Sie aufmerksam, mit wem Sie im weltweiten Netz in Kontakt treten oder wen Sie in Ihre Wohnung lassen! Achten Sie in Ihren Familien und in Ihrer Nachbarschaft aufeinander! Rufen Sie sofort die Polizei, wenn Ihnen Sachverhalte merkwürdig oder kriminell vorkommen!
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Es werden Forderungen laut – vor allem in den größeren Städten – dass die Polizei vermehrt Corona-Kontrollen durchführen soll. Wie sehen Sie die Situation?
Als Leiter der Polizeiwache Meschede aber auch rein privat stelle ich fest, dass sich die ganz überwiegende Zahl der Sauerländer an die Corona-Regeln hält und diese auch akzeptiert. Ich denke, hier spielt uns die ländliche Struktur ein Stück weit in die Karten. So war es in den Nachbarschaften und Dörfern vielfach möglich, soziale Kontakte zu pflegen, ohne die Abstandsregeln zu missachten. Die Fallzahlen an Neuinfektionen im Hochsauerlandkreis belegten das. Aktuell steigt die Zahl der Infektionen auch im Hochsauerlandkreis dramatisch an. Auch ich kann jetzt nur an die Vernunft aller appellieren: Vermeiden Sie möglichst Kontakte und halten Sie sich an die Regeln zu Abstand, Mund-Nasenschutz und so weiter. Damit helfen Sie sich selbst, Ihrer Familie, Ihren Nachbarn und Freunden.
Respekt und Rassismus
Fehlender Respekt gegenüber der Polizei ist immer wieder ein Thema, so Sapp.
Die Polizei verfolge Straftaten dieser Thematik konsequent und bringt Beleidigungen, Körperverletzungen und Widerstände gegen Polizeivollzugsbeamte konsequent zur Anzeige.
Staatsanwaltschaft und Gerichte entscheiden, ob und wie solches Verhalten zu bestrafen ist.
Aktuell stellt Hubert Sapp, Leiter der Polizeiwache Meschede, vermehrt fest, dass die Polizeibeamten mit Rassismusvorwürfen konfrontiert werden. Sapp: „Das sind haltlose Vorwürfe, denen ich entschieden entgegen trete und die jeglicher Grundlage entbehren!“