Meschede. Was wäre wenn, die Polizei im großen Stil vom Coronavirus betroffen wäre. Dazu nimmt Polizeipressesprecher Holger Glaremin Stellung.

Was wäre, wenn in Meschede angesichts des Coronavirus von jetzt auf gleich die gesamte Polizei ausfallen würde? Weil Beamte erkrankt sind oder unter Quarantäne gestellt würden. Wie stellt sich die Polizei das Szenarium einer solchen Pandemie vor? Welche Eingriffsmöglichkeiten hat sie? Wie sehen die Notfallpläne aus? Wie lange würde es dauern, bis der Straßenverkehr zusammenbricht, die Diebstähle sprunghaft ansteigen? Darüber haben wir mit Polizeihauptkommissar Holger Glaremin gesprochen.

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Beschäftigt sich die Polizei mit dem Corona-Virus?

Glaremin: Die Frage über einen möglichen Ausfall der Polizei ist leider aktueller als von uns allen gewünscht. Die Ausbreitung des Coronavirus würde natürlich nicht vor der Polizei Halt machen. Wir haben uns daher umfangreich auf eine mögliche Pandemie vorbereitet. Bereits bestehende Vorplanungen haben wir konsequent umgesetzt. Natürlich geht es in unseren Planungen auch um die Frage, was ist, wenn ein großer Teil der Polizistinnen und Polizisten krank wird? Wie kann in diesem Fall die Sicherheit der Bevölkerung gewährleistet werden? Deshalb treffen wir auch für diesen Fall intensive Vorüberlegungen. Die Polizei ist in der Lage, auch bei einem erheblichen, krankheitsbedingten Personalausfall flexibel zu reagieren. Wir werden auch unter den schwierigen Gegebenheiten einer möglichen Pandemie die Sicherheit im Sauerland gewährleisten und weiterhin für die Bürgerinnen und Bürger da sein.

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Wie sieht das im konkreten Fall aus?

Wir treffen alle notwendigen Vorsorgemaßnahmen gegen die Verbreitung des Virus unter den Polizeibeschäftigten. Ziel ist, Erkrankungen insbesondere in den eigenen Reihen soweit wie möglich zu verhindern. Wir wissen aber auch, dass Polizisten einen Körperkontakt während des Einsatzes nicht vermeiden können. Das gehört zur Polizeiarbeit dazu. Deshalb ist es sehr wichtig, dass unsere Kolleginnen und Kollegen sensibilisiert sind. Ihnen stehen umfangreiche Informationen zur Vermeidung einer Ansteckung zur Verfügung. Zudem verfügen wir für den Pandemiefall über Schutzausstattung vom Einmalhandschuh bis zum Infektionsschutzset. Wir haben unsere Bestände geprüft und ergänzt.

Arbeitet die Polizei mit anderen Behörden im Rahmen der Pandemie zusammen? Darf die Polizei z.B. Veranstaltungen verbieten?

Über Verbote oder sonstige Maßnahmen im Rahmen einer möglichen Pandemie entscheidet nicht die Polizei, sondern es entscheiden die zuständigen Gesundheitsbehörden. Wir stehen mit den Behörden in engem Kontakt. Gemeinsam haben wir den Schutz der Bevölkerung im Blick. Die Aufrechterhaltung der Inneren Sicherheit ist bei allen zu treffenden Maßnahmen oberstes Ziel für der Polizei.

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Die Polizei hat viele Aufgaben. Wie wird die Vorbereitung auf eine mögliche Pandemie organisiert?

Aufgabe der Polizei ist die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit – auch in Fällen einer Pandemie. Als flächengrößte Kreispolizeibehörde in Nordrhein-Westfalen sind wir für rund 260.000 Einwohner da. Fast 450 Menschen arbeiten bei der Polizei im HSK. 2019 gab es fast 49.000 Einsätze. Wir wurden zu 9899 Verkehrsunfällen gerufen und ermittelten bei 12.501 Straftaten. Jeder Einzelne achtet auf die strikte Einhaltung aller notwendigen hygienischen Maßnahmen. Zur Vorbereitung haben wir einen so genannten Pandemiekoordinator benannt und einen Planungsstab eingerichtet. Er überwacht die Einhaltung und Umsetzung aller notwendigen Maßnahmen.

Noch mal zurück nach Meschede: 1970 haben wir uns in der Pocken-Krise gut bewährt. Allgemein gilt: In Meschede, so der Leiter der Polizeiwache, Hubert Sapp, sei die Welt noch in Ordnung. Schwerpunktmäßig ginge es hier um Drogen und Einbruchskriminalität. Das darf in Zeiten, die von einer neuen Gefährdung bedroht sind, nicht vergessen werden, oder?

Das Sauerland ist einer der sichersten Regionen in Nordrhein-Westfalen. Die Polizei ist gut aufgestellt und geht konsequent gegen das Verbrechen vor. Die Anzahl der Straftaten ist im letzten Jahr gesunken. Die gute Arbeit zeigt sich auch im erneuten Anstieg der Aufklärungsquote. Fast 63 Prozent der Taten werden im Sauerland geklärt. Durch unsere intensiven Kontrollen und Ermittlungsarbeiten im Bereich der Einbruchs- und Drogenkriminalität stellen wir immer mehr Drogenverstöße fest. Wir werden an unseren Maßnahmen auch weiterhin festhalten und konsequent gegen die Drogen- und Einbruchskriminalität vorgehen.

Was raten Sie?

Wichtig ist es, die Hygienehinweise der Gesundheitsbehörden zu beachten, wie das regelmäßige Händewaschen und nicht in Panik zu verfallen. Achten Sie auch bei einer mögliche Pandemie aufeinander, helfen sie sich untereinander! Jeder Bürger kann durch Aufmerksamkeit einen aktiven Beitrag zur Verhinderung von Straftaten leisten. Eine Kultur des Hinsehens und Handelns macht es den Tätern schwerer! Wer seine Umgebung und Nachbarschaft im Auge behält, verdächtige Personen oder Geschehnisse wahrnimmt, sollte sofort die Polizei über 110 informieren.

>>>HINTERGRUND
Der 42-jährige Hauptkommissar Holger Glaremin ist Pressesprecher der Kreispolizeibehörde im Hochsauerlandkreis. Im Jahr 1998 begann er seinen Polizeidienst.

Nach Streifendienst in Barmen und drei Jahren in der Einsatzhundertschaft in Wuppertal erfolgte 2005 der Wechsel in die Heimatbehörde. Pressesprecher ist er seit 2016.