Meschede/Bestwig. Au-Pair trotz Corona? Greta Schmies hat es gewagt. Druckreif-Autorin Sophie Goncalves hat mit ihr gesprochen.

Viele Schülerinnen und Schüler träumen von einem Au-Pair Jahr nach der Schule. In andere Länder reisen und dabei Einblick in den Alltag einer Familie erhalten. Auch für Greta Schmies aus Obermarsberg war ein Au-Pair Jahr nach ihrem Abitur in Bestwig geplant. Doch die Corona-Pandemie erschwerte ihr diese Reise.

Wieso wolltest du ein Au-Pair-Jahr machen?

Greta Schmies: Für mich stand schon immer fest, nach der Schule ein Auslandsjahr zu machen. Mir hat das Konzept des Au-Pairs am besten gefallen. Dabei habe ich die Gelegenheit mich in einem anderen Land in einer Familie einzuleben, ein Teil von ihr zu werden und einen Eindruck von der Kultur zu erhalten.

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Warum gerade Kanada?

Meine Ziele waren insbesondere, mein Englisch und Französisch zu verbessern. Allerdings kam Australien aufgrund der Hitze nicht in Frage. Zudem interessierte mich ein Aufenthalt in Kanada mehr als das gewöhnliche Au-Pair-Jahr in den USA. Somit landete ich schließlich in Quebec, einer Provinz, in der beide Sprachen gesprochen werden.

Am Flughafen auf dem Weg nach Kanada.  Greta Schmies.
Am Flughafen auf dem Weg nach Kanada. Greta Schmies. © Privat

Was waren die Voraussetzungen für ein Au-Pair-Jahr?

Es gab einige Bedingungen, wie zum Beispiel der Nachweis von 250 Praxisstunden mit Kindern. Dafür habe ich dann in den Sommerferien des letzten Jahres noch ein freiwilliges Praktikum im Kindergarten gemacht, sowie als Babysitter gejobbt. Zudem musste ich für die Einreise nach Kanada ein Visum beantragen.

Inwiefern hat Corona deine Pläne beeinflusst?

Als die Corona-Pandemie sich ausbreitete, habe ich natürlich Zweifel bekommen. Zeitweise war ich fest davon überzeugt, die Reise aufgrund der hohen Risiken abzusagen. Dies hat schließlich dazu geführt, dass ich der zuständigen Organisation meine Sorgen mitteilte und mich beraten ließ. Dort konnte man mich beruhigen und versicherte mir, dass das Au-Pair-Jahr trotz der Bedingungen reibungslos verlaufen werde. Somit stand für mich fest: „Ich versuche es!“. Dennoch hat die Corona-Krise einiges erschwert. Ich musste für den Flug nach Kanada eine Arbeitserlaubnis vorweisen, die einen Isolierplan (Self-Isolation-Plan) enthielt und damit versicherte, dass ich im Falle einer Ansteckung, in Quarantäne gelangen kann. Von anderen Kolleginnen habe ich erfahren, dass auch die Bearbeitung des Visums länger dauerte.

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Wie war die Reise?

Nachdem ich bis zum letzten Moment darum gebangt hatte, ob der Flug wirklich stattfindet, war ich im ersten Moment von der Lage im Flugzeug erschrocken. Es gab drei nebeneinanderliegende Reihen mit jeweils drei Sitzplätzen. Allerdings waren ausschließlich die Fensterplätze belegt und somit die mittleren Reihen frei. Wie in einem Geisterflugzeug.

In Kanda betreut Greta ein vierjähriges Kind.
In Kanda betreut Greta ein vierjähriges Kind. © Privat

Wie ist die Lage in Kanada?

Die Maßnahmen sind ähnlich wie in Deutschland. Es gilt die Maskenpflicht beim Betreten von Geschäften, und es wird darauf geachtet, genügend Abstand zu halten sowie sich regelmäßig die Hände zu desinfizieren. In den kommenden Wochen oder Monaten wird eine zweite Infektionswelle erwartet, weshalb Verschärfungen der Maßnahmen bereits in Planung sind.

Wie sind deine persönlichen Empfindungen?

Ich selbst fühle mich hier sicher, da sich die Einheimischen an die Regeln halten und einen verantwortungsvollen Eindruck hinterlassen. Natürlich gibt es auch wie in Deutschland nicht zu verhindernde Protestbewegungen gegen die Maskenpflicht. Doch meine Gastfamilie hat mich freundlich und herzlich aufgenommen, und ich bereue es nicht, die Reise angetreten zu haben. Dennoch bleibt der weitere Verlauf der Corona-Krise ungewiss. Besonders bin ich von den kulturellen Eindrücken des Landes beeindruckt. Alles ist viel größer, angefangen beim Essen bis hin zu den Autos. Zurzeit betreue ich 35 Stunden in der Woche ein vierjähriges Kind, was mir eine Menge Spaß bereitet.

Und was für Pläne stehen nun nach deinem Au-Pair-Jahr in Kanada für dich an?

Ich plane nach meiner Rückkehr in Duisburg den Studiengang „Moderne Ostasienstudien“ zu belegen, der wirtschaftliche und kulturelle Aspekte vereint. Dort erwartet mich ein weiteres Auslandsjahr in Korea. Dieses Studium hätte ich schon jetzt als Plan B angetreten, wenn ich mich aufgrund der Corona-Situation gegen das Au-Pair-Jahr entschieden hätte.