Meschede. Seit elf Monaten gibt es in Meschede die Gruppe „Unsere Bitte, keine Kippe!“ Was sie so erfolgreich macht, und warum jetzt jeder gefordert ist.
Nur elf Monate hat es gedauert - vom ersten öffentlichen Auftritt bis zur Umsetzung. Im November 2019 hatten sich Britta Ewert und ihre Mitstreiter mit ihrem Projekt „Global denken - lokal handeln: Unsere Bitte, keine Kippe!“ erstmals an unsere Redaktion gewandt. Das Ziel: Zigarettenstummel zu sammeln, um die Umwelt zu schützen. Jetzt sind 50 Sammelbehälter finanziert, bestellt und werden in der nächsten Woche vom Bauhof installiert. Jetzt will das Projekt sich breiter aufstellen. Die Punkte, die dafür sorgen, dass die Gruppe bisher erfolgreich war.
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1. Der Umweltschutz
Umweltschutz ist das Thema der Zeit - und eine Zigarette mit Filter Sondermüll. Der Filter verseucht 40 Liter Grundwasser. Gleichzeitig verschandeln die Kippen das neue Pflaster in der Fußgängerzone, weil sie dort in die Fugen getreten werden. Für die Initiatoren war das der Ausgangspunkt ihrer Überlegungen: Kippen sollten gesammelt und die Filter recycelt werden. Dafür gibt es in Köln bereits ein Start-up, der Verein Tobacycle stellt aus alten Kippen spritzfestes Granulat und daraus Taschenascher, Zaunpfähle und Bänke her. Ein sinnvoller Wirtschaftskreislauf, den die Mescheder unterstützen wollen. Dafür sollen Ascher aufgehängt werden, in denen die Kippen trocken gesammelt werden können, der Bauhof leert die Behälter. Ab einer bestimmten Menge werden die Kippen nach Köln transportiert.
2. Der Zeitdruck
Ein weiterer Vorteil des Projekts war der Zeitdruck. Relativ früh hatte die Gruppe einen festen Zeitrahmen im Blick. „Im Februar musst der Antrag für das Leader-Projekt gestellt werden“, erklärt Dr. Rudolf Herrmann. Dieser Zeitdruck war ein positiver Verstärker. Bis dahin mussten die Finanzen geklärt und Unterstützer gesucht werden. Denn 20 Prozent der Gesamtsumme von 14.000 Euro mussten die Organisatoren privat aufbringen. Doch für so ein konkretes und begrenztes Vorhaben lief die Finanzierung gut. Im überschaubaren Meschede fanden sich schnell vier mögliche Unterstützer über die direkte Ansprache: ITH, die Sparkasse mitten im Sauerland, die Volksbank Sauerland sowie das Ehepaar Annegret und Hans-Richard Meininghaus ließen sich nicht lange bitten. „Im Dezember erst hatten wir den zweiten Infostand auf dem Markt“, ergänzt Friedrich Heemeyer. Damals wurden bereits 400 Unterschriften gesammelt.
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3. Die Öffentlichkeitsarbeit
Das Thema ist präsent. Dr. Rudolf Herrmann ist der Mann mit Warnweste und Clownshut, der öffentlichkeitswirksam jeden Dienstag in der Fußgängerzone sammelt. Sein Motto: „Ich sammel nicht, ich demonstriere.“ Dabei bekomme er vor allem viel positives Feedback. „Aber ich werde auch schon mal laut, wenn ich jemanden sehe, der gerade seine Kippe einfach wegwirft.“ Jedes Mal stellt er seine Sammlung mit Schild in der Fußgängerzone aus und fotografiert sein Ergebnis. Mit ihm sammeln weitere Mescheder. Insgesamt rund 25.000 Kippen sind so in einem Jahr schon zusammengekommen. Auch Jutta Heemeyer sammelt und spricht Menschen direkt an. „Ich bleibe aber immer freundlich“, sagt sie. Einen dummen Spruch habe sie noch nicht gehört. Mittlerweile verteilt die Gruppe auch Taschenascher aus recycelten Kippen an Raucher. „Die kommen sehr gut an“, weiß Jutta Heemeyer. Und das Projekt zieht auch überregional Kreise. „Wir stehen in Kontakt mit Monheim, Sylt und Kaarst“, berichtet Britta Ewert.
4. Die Unterstützer
Nur zehn Mescheder gehören bisher der Gruppe an. Doch die arbeiten effizient zusammen. Es gab - auch wegen Corona - nur fünf Treffen. „Jeder bringt sich nach seinen Möglichkeiten ein“, berichtet Britta Ewert. „Manche sammeln, manche sprechen Unterstützer an, andere schreiben Anträge.“ Das gemeinsame Arbeiten mache richtig viel Spaß, betont sie. Gleichzeitig sei man weiter offen für jeden, der sich angesprochen fühlt. „Gerade jetzt, wo das Projekt weiter in die Breite gehen soll, brauchen wir mehr Menschen vor Ort, die uns unterstützen.“ Und dabei, so ergänzt Jutta Heemeyer, komme es jetzt auch auf jeden einzelnen Raucher an. „Denn nur wenn die Sammelbehälter auch genutzt werden, können wir eine kippenfreie Kommune werden und gleichzeitig die Zigarettenfilter sinnvoll recyceln lassen.“
5. Wie es jetzt weitergeht
Die Gruppe will Schulen und Firmen ansprechen. Sie hofft, dass sich auch dort Unterstützer finden, die als Bindeglied dafür sorgen, dass Zigaretten-Reste gesammelt werden.
Am kommenden Dienstag, 20. Oktober, werden die ersten Ascher werbewirksam angebracht. Gleichzeitig zeigt die Gruppe von 10 bis 12 Uhr an einem Marktstand zwischen Von-Stephan- und Ruhrstraße, wie viele Kippen sie bereits gesammelt hat.
Auch Mescheder, die vor ihrer Tür, in ihrem Haushalt, den Büros oder Gastronomiebetrieben gesammelt haben, werden gebeten, ihre Kippen mitzubringen. Sie sollen dann dort in eine große Plexiglasröhre gefüllt werden.
Kontakt für weitere Infos: britta-ewert@t-online.de