Meschede. Es wird stärker denn je zur Grippe-Impfung aufgerufen. Doch in Meschedes Apotheken ist Ebbe. Wieso das noch kein Grund zur Panik ist.
Dem Aufruf von Gesundheitsämtern, Ärzten und Apotheken, sich in diesem Jahr gegen die Grippe impfen zu lassen, sind so viele Menschen nachgekommen, dass es auch in Meschede zu einem Engpass des Grippeimpfstoffs kommt. Vor allem für Privatpatienten, die ihre Impfdosis selbst in der Apotheke abholen müssen, sieht es aktuell schlecht aus. Kassenpatienten, die ihre Dosis vom Hausarzt erhalten, könnten etwas mehr Glück haben.
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„Herr Spahn ruft zum Impfen auf und wir haben alle keinerlei Impfstoff mehr“, fasst Apotheker Dr. Dominik Vosshage von der Nord-Apotheke in Meschede die aktuelle Lage zusammen. In seiner Apotheke sind die Grippe-Impfungen restlos ausverkauft. „Es wird ja gerade jetzt dazu geraten, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen. Da habe ich zuletzt sogar noch Impfstoff aus China importiert, doch auch der ist inzwischen ausverkauft“, so Vosshage.
Lieferengpässe im Herbst
„Es ist nicht ganz unüblich, dass es im Herbst mal zu Lieferschwierigkeiten und Engpässen kommen kann“, heißt auf Nachfrage dieser Zeitung in der Mescheder Glocken-Apotheke. Nachdem man in diesem Jahr die Ärzte beliefert hatte, ist dort kein einzelner Impfstoff mehr zu bekommen. Damit ist die Glocken-Apotheke aber nicht allein: Alle angefragten Apotheken im Stadtgebiet haben keinerlei Reserven mehr in der Hinterhand. Auch in der Marien- sowie in der Ruhr-Apotheke wartet man auf eine neue Lieferung, einen genauen Zeitpunkt kann aber niemand voraussagen. „Und ob man dann wirklich die Menge bekommt, die man bestellt hat, ist fraglich“, berichtet eine Mitarbeiterin der Marien-Apotheke.
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Ursache für den Impfstoff-Engpass ist unter anderem die bestellte Menge. „Wir mussten ja Ende März schon bestellen und haben uns wie immer am Vorjahr orientiert“, berichtet Klaus Mörchen, Inhaber der Apotheke am Brunnen. Doch nun sei die Nachfrage deutlich höher als das Bestellvolumen. „Es sind ca. 28 Millionen Impfdosen auf dem Markt, das reicht aktuell schlichtweg nicht“ so Mörchen. Dass sich mehr Menschen impfen lassen möchten, resultiere daraus, dass die Grippe-Impfung in diesem Jahr im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie seit dem Sommer bundesweit propagiert wurde, mutmaßt man in der Ruhr-Apotheke. Dort erhofft man sich, dass Ende Oktober Nachschub geliefert wird.
Impfung bis Dezember möglich
In Panik geraten muss aber erst einmal niemand, wie Apotheker Klaus Mörchen erklärt: „Die eigentliche Influenza-Ausbreitung erfolgt laut WHO erst in der fünften bis zehnten Kalenderwoche des neuen Jahres. Somit ist es auch noch sinnvoll, sich im Dezember impfen zu lassen.“ Zwar würde diese Zeit für Impfungen nicht unbedingt bevorzugt, weil viele schon Infekte in sich tragen, die sich ggf. durch die Grippe-Impfung verschlimmern könnten, möglich sei es aber definitiv.
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„Ich habe auch schon gehört, dass es in Arztpraxen zu Entscheidungen kommen muss, wer den aktuell verfügbaren Impfstoff bekommt. Da haben die Ärzte dann eine moralische Verantwortung und junge, gesunde Menschen, die zuvor noch nie eine Grippe-Impfung bekommen haben, müssen sich ggf. etwas gedulden“, erklärt Klaus Mörchen. Risikopatienten rät er, sich, falls noch nicht bekannt, als eben solche beim Arzt vorzustellen, um möglichst zügig gegen die Influenza geimpft zu werden. „Ansonsten kann ich nur dazu aufrufen, das Corona-Thema und die Schutzmaßnahmen ernst zu nehmen. Ein Mundschutz schützt natürlich auch vor Grippe- und Erkältungsviren.“