Nuttlar. Nach sieben Jahren Planung und Diskussion steht fest: In Nuttlar wird der Ruhrtalradweg umziehen. Einig war man sich aber nicht.

Seit sieben Jahren ist die Verlegung des Ruhrtalradwegs in Nuttlar Thema in der Gemeinde Bestwig. Jetzt hat der Gemeinderat Nägel mit Köpfen gemacht. Und das ging am Ende dann ganz schnell. Keine 20 Minuten dauerte es, bis zur alles entscheidenden Abstimmung.

Seit Mittwochabend steht nun fest: Künftig wird der Weg in Nuttlar nicht mehr entlang der B7 führen, sondern über die so genannten Halden Ostwig, fernab der Bundesstraße vorbei am Schieferbergwerk und am Taucherbergwerk bis hin zum Bigger Weg. Allerdings nur, weil die CDU mit ihrer absoluten Mehrheit nach wie vor Feuer und Flamme für dieses Projekt ist. Die SPD simmte einstimmig gegen eine Umsetzung.

„Kein Grund von dem Projekt abzurücken“

Konkret hat sich die CDU für Variante 2a entschieden. Soll heißen: Die Trasse wird im letzten Abschnitt parallel zum Damm entlang eines bereits vorhandenen Zauns zur benachbarten Weihnachtsbaumkultur und punktuell im Ostteil über die Einfriedigung hinaus führen, um die Entwässerung des Siepens ohne bauliche Maßnahmen zu gewährleisten. Es sei die günstigste Variante, so Gerold. Auch sie sei zwar mit Mehrkosten verbunden - allerdings seien auch die absehbar mit 70 Prozent förderfähig. Daher gebe es trotz dieser Kostensteigerung für die CDU keinen Grund von dem Projekt abzurücken.

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„Der Ruhrtalradweg ist im Bereich Nuttlar aktuell eines der unattraktivsten Teilstücke der gesamten Strecke bis nach Duisburg“, machte Gerold noch einmal deutlich. Nicht umsonst habe man sich schließlich für die attraktivitätssteigernde Verlegung entschieden. Es habe lange gedauert, aber er sei froh, dass man nun zu einem glücklichen Ende komme. Schließlich unterstütze das Land die Verlegung und der Ruhrtalradweg-Verein stehe ebenfalls dahinter - nun wolle man als CDU einen Beitrag dazu leisten, dass der Ruhrtalradweg ein Erfolg bleibe.

Für die SPD hingegen ist die Verlegung so etwas wie ein Fass ohne Boden. Deren Fraktionschef Paul Paul Theo Sommer äußerte nicht nur Sicherheitsbedenken, sondern ging vor allem auch auf die Kosten ein, die für seine Fraktion schon seit langer Zeit der Knackpunkt sind.

Hohes Risiko

Zum einen sei in Bezug auf die hohen Schiefermauern, die vor vielen Jahren errichtet wurden, von langfristigen Sanierungsarbeiten die Rede, deren Kosten nicht abzusehen seien. Und zur Standsicherung der Stützmauern hätten auch keine keine endgültigen Aussagen getroffen werden können. „Also verbleibt auch hier ein Risiko“, so Sommer. Zudem habe der Landesbetrieb Wald und Holz auf die Verkehrssicherungspflicht hingewiesen, die die Gemeinde zu übernehmen habe.

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Auch hier sei völlig unklar, mit welchen Kosten das verbunden sein werde. „Und wenn wir irgendwann die Stützmauer zur Ruhr sanieren müssen, dann gehen die Kosten hoch wie eine Silvesterrakete“, so Sommer wörtlich. Sicherheitsbedenken hat Sommer, weil der Radweg im Bereich des Taucherbergwerks von Rad- und Autofahrern gemeinsam genutzt werden soll - und das in einem Kurvenbereich. Das sei nicht ohne und könne zu gefährlichen Situationen führen.

Explosion der Kosten

Der SPD-Fraktionschef verwies einmal mehr auf die enorme Kostensteigerung, die sich seit Beginn der Diskussion im Jahr 2003 ergeben habe. Zunächst sei eine 100-Prozent-Förderung mit Bundesmitteln angestrebt worden, für die es eine Absage gegeben habe, weil es schließlich bereits einen Radweg gebe. Bei ersten Kostenschätzungen im Jahr 2014 sei eine Gesamtsumme von 200.000 Euro genannt worden.

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2018 seien diese Kosten auf 550.000 Euro explodiert - bei einem Eigenanteil der Gemeinde in Höhe von 195.000 Euro. „Und nun also die von uns bereits befürchtete Kostenexplosion auf bis zu 850.000 Euro“. Und dabei stehe der endgültige Eigenanteil noch nicht einmal fest. „Das ist viel Geld für einen 1,4 Kilometer langen Radweg“, so Sommer. Zumal es sich aus Sicht der SPD nicht um einen Radweg für den Bestwiger Alltag handele. Der Weg diene in erster Linie den durchradelnden Touristen.

Von großer Bedeutung

Das wiederum sehen CDU-Fraktionsvorsitzender Winfried Gerold und auch Christdemokrat Manfred Rampott komplett anders. „Ich bin überzeugt davon, dass der Weg auch für die einheimischen Radfahrer als Verbindung Richtung Olsberg hochinteressant sein wird “, formulierte es Gerold. Aller Orten würden derzeit Radwege geplant und gebaut, weil dieses Thema hohe Priorität genieße. Und in anderen Orten seien die damit verbundenen Kosten eine ganze ander Hausnummer. Natürlich sei die Verlegung des Radweges für die Gemeinde mit viel Geld verbunden. Aber diese Investition sei man dem Ruhrtalradweg schuldig.

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Zusätzlich zu seiner festen Überzeugung, dass der Radweg künftig von vielen Familien genutzt werden wird, hob Manfred Ramspott für die CDU die Bedeutung der Verlegung für die Gemeinde insgesamt hervor. Aktuell gehe es in einem Leader-Projekt darum, die Stärken der Gemeinde besser sichtbar zu machen. Mit der Verlegung des Radweges werde hierzu ein enormer Beitrag geleistet. Diese Chance dürfe man sich nicht entgehen lassen. „Die Touristen kommen an zwei Bergwerken vorbei, von denen das Taucherbergwerk sogar von internationaler Bedeutung ist“, so Ramspott. Hier könnten aus seiner Sicht Synergieeffekte geschaffen werden, indem auch auf andere Sehenswürdigkeiten der Gemeinde hingewiesen werde. Die touristische Bedeutung der Verlegung dürfe nicht außer Acht gelassen werden.