Wenholthausen. Man wolle das Problem über die Initiative „Silent Rider“ angehen, aber keine Kollektivstrafen für Motorradfahrer. Wie es jetzt weitergehen kann.

Der Wenholthauser Heimatverein will gegen nervenden Motorradlärm im Ort vorgehen und bekommt dabei die volle Unterstützung des Esloher Gemeinderates. Wichtig ist allen Beteiligten aber: Es geht in keiner Weise darum, alle Motorradfahrer zu verteufeln und aus dem Ort zu verdrängen. Ziel solle vielmehr ein verträgliches Miteinander sein.

Bürgermeister Stephan Kersting, sprach in der jüngsten Ratssitzung von einem „schwierigen aber wichtigen Thema“, das immer wieder auch in den Bürgermeister-Konferenzen auf der Tagesordnung stehe. Wichtig sei es, nicht alle Motorradfahrer in eine Ecke zu stellen. „Ihre Bedeutung für den Tourismus ist nicht zu unterschätzen. Es ist der richtige Weg, über die Initiative Silent Rider mit ihnen ins Gespräch zu kommen“, so Kersting. Denn: In der Regel seien es lediglich kleinere Gruppen, die unangenehm auffielen. Für sie gelte es eine Verhaltensveränderung herbeizuführen.

Aufeinander zu bewegen

Und genau das ist das Ziel, das der Heimatverein verfolgt. Wie berichtet, hatte er sich mit einem Schreiben an die Gemeindeverwaltung gewendet. Der Verein fordert zum einen den Beitritt zum Bündnis „Silent Rider“ - eine bundesweite Initiative gegen unnötigen Motorradlärm. In den Zusammenschluss aller betroffenen Akteure werden Kräfte gebündelt, um Veränderungen zu erzielen. Immer mehr Kommunen treten diesem Bündnis bei. Auch Schmallenberg ist bereits Mitglied. Nun hat der Esloher Rat auch den Beitritt der Gemeinde Eslohe einstimmig befürwortet.

FDP-Fraktionsvorsitzender Thorsten Beuchel verweist ebenso wie Kersting darauf, dass sich die große Mehrheit der Motorradfahrer gesetzestreu verhalte. Auch er halte die touristische Komponente für extrem wichtig. „Wir wollen die Tagesausflügler gerade in der Gastronomie haben“. Für ein gutes Miteinander müsse man sich immer ein stückweit aufeinander zu bewegen, so CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Rochus Franzen. Genau das sei eben auch die Idee der Initiative „Silent Rider“.

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Es gehe keineswegs darum, etwas komplett zu verbieten, stellt er klar und ergänzt: „Es ist sicherlich der falsche Weg, einzelne Straßenabschnitte komplett für Motorradfahrer zu sperren. Das würde die Fronten nur verhärten“. Ziel solle es sein, die Bewohner zu schützen und gleichzeitig die touristischen Interessen zu berücksichtigen. Nicht zuletzt hält auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Volker Frenzel den Vorstoß des Heimatvereins und die Intention des Bündnisses „Silent Rider“ für den richtigen Ansatz.

Pläne für Ortsumgehung

Dem FDP-Vorschlag, das Ganze mit einer Verkehrszählung zu untermauern, erteilte er eine Absage. Jetzt den Hochsauerlandkreis aufzufordern, Zahlen zur Verkehrsbelastung zu liefern, bringe niemanden weiter. „Erstens liegen Zahlen vor“, so Frenzel. Allein mit der Belastung könne man aber ohnehin nicht viel anfangen. Schließlich gehe es hier um die Frage: Wer macht wann wieviel Lärm? Und weil es nur einige wenige Motorradfahrer seien, die es hier übertreiben, komme man mit einer reiner Zählung kein Stück weiter.

Vielmehr sei man nun wieder bei einer Diskussion angelangt, um die es lange still gewesen sei: Was ist eigentlich aus den Plänen zur Ortsumgehung geworden und wie sieht es mit einem Verkehrskonzept im Sauerland überhaupt aus? Das sei eine wichtige Aufgabe, die der nächste Rat im Rahmen seiner Kompetenz ganz oben anstellen sollte.

Forderung von Sanktionen

Der Rat hat einstimmig beschlossen, der Initiative „Silent Rider“ als förderndes Mitglied beizutreten. Fördernde Mitglieder zahlen eine einmalige Aufnahmegebühr von mindestens 100 Euro und einen jährlichen Beitrag von mindestens zehn Euro.

Einstimmig beschlossen wurde außerdem, den Hochsauerlandkreis aufzufordern, zur Reduzierung von Motorradlärm das verkehrswidrige Verhalten von Motorradfahrern durch entsprechende Kontrollen zu sanktionieren. Und nicht zuletzt - auch hierin war sich der Rat einig - will man sich unabhängig von der von der Initiative „Silent Rider“ auf politscher Ebene für die Reduzierung des Motorradlärms einsetzen.

Kein Einzelphänomen sondern kreisweites Problem

Die Zunahme von Beschwerden über Motorradlärm im Gemeindegebiet ist kein Einzelphänomen sondern ein kreisweites Problem. In einem Schreiben vom Juni an die Bürgermeister der HSK-Kommunen berichtet der Hochsauerlandkreis, dass ihn immer wieder Briefe, E-Mails und Anrufe von Einwohnerinnen und Einwohnern erreichten, die sich durch Motorradlärm, insbesondere an Wochenenden und an Feiertagen, belästigt fühlen.

Der Kreis möchte daher gemeinsam mit seinen Kommunen selbst aktiv an das Problem herantreten. Ziel sei es, den Motorradtourismus als touristische Einnahmequelle zu erhalten und gleichzeitig Einwohner wie Besucher des Sauerlandes vor übermäßigem Lärm zu schützen.

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Da ein zu hoher Lärmpegel nicht zwingend durch defekte oder umgebaute Auspuffanlagen, sondern auch durch überhöhte Geschwindigkeiten verursacht sein kann, könnte damit gleichzeitig eine Senkung der Unfallzahlen einhergehen. Der HSK verfolgt dabei den Ansatz, die bereits bestehenden gesetzlichen Möglichkeiten zunächst auszuschöpfen. Aus Sicht des Kreises ist die Sanktionierung verkehrswidrigen Verhalts dabei effektiver als der bloße Appell an die Rechtstreue der Motorradfahrer, wobei das eine nicht notwendig das andere ausschließen müsse.

Aufgrund der bestehenden Zuständigkeiten und der personellen Ressourcen erscheint aus Sicht des Hochsauerlandkreises eine enge Zusammenarbeit der Bußgeldstelle des Hochsauerlandkreises, der kommunalen Ordnungsbehörden sowie der Kreispolizeibehörde von Beginn an sinnvoll. Basis einer solchen Zusammenarbeit könnte ein Konzept sein, dass in einem ersten Schritt den rechtlichen Rahmen und die daraus resultierenden Handlungsmöglichkeiten aufzeigt. In einem zweiten Schritt könnte eine entsprechende Strategie entwickelt werden.

Abschließend sollte ein verbindlicher Zeitplan zur Umsetzung festgelegt werden. Über die vom Hochsauerlandkreis gemachten Vorschläge wird derzeit innerhalb der kreisangehörigen Kommunen diskutiert. Die Gemeinde Eslohe steht den Vorschlägen des Kreises positiv gegenüber