Schmallenberg. Motorradfahrer seien willkommen, wenn sie sich an die Regeln halten. Was hinter der Initiative „Silent Rider“ steckt und was Anwohner fordern.
Ein entspannter Sommermorgen, die grüne Natur und Vogelgezwitscher. Doch von den wohltuenden Klängen ist nicht viel zu hören, sie werden übertönt von „aufheulenden Motorrädern“, sagt Andreas Schulte. Es sei kaum auszuhalten - seit Jahren. Regelmäßig, an den Feiertagen und Wochenenden, werde Schmallenberg mit seinen Ortschaften von Motorrad-Touristen heimgesucht. Kein Problem, wäre da nicht der enorme Lärm: „Wenn die vernünftig fahren würden, wäre es ja kein Problem. Aber einige scheinen Fahrgefühl mit Lautstärke zu verbinden.“
Bundesrat hat sich eingeschaltet
Deshalb setzten sich Schulte, Christoph Schmidt aus Rehsiepen und Ulrich Didam aus Oberkirchen für die Initiative „Silent Rider“ ein. Und wollen auch die weiteren Anwohner animieren, mitzumachen: „Denn nur so können wir dieser Lärmbelastung entgegenwirken.“
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Inzwischen hat sich auch der Bundesrat eingeschaltet. Künftig sollen Motorräder über 80 Dezibel nicht mehr zugelassen werden. Was bei Motorradfahrern für Wut sorgt, wäre für die Betroffenen um Schulte der richtige Schritt: „Es kann ja nicht sein, dass man in der Urlaubsregion Sauerland, die für Erholung und Natur steht, nur noch Motorengeheul hört.“
Motorradfahrer mit Ausweichstrecken
Die Sperrung der B 236 in Richtung Albrechtsplatz habe zumindest was die sinkende Unfallzahl angehe Wirkung gezeigt. Die Motorradfahrer hätten sich aber längst Ausweichstrecken gesucht, der Großteil komme weiterhin nach Schmallenberg. „Die Sperrung war zumindest die Möglichkeit, ein Zeichen zu setzen“, sagt Schulte. Gefühlt würden es immer mehr Motorräder, die Polizei könne mit Kontrollen gar nicht hinterherkommen: „Und selbst wenn. Dann zahlt der Motorradfahrer 20 Euro und fährt weiter.“
Christoph Schmidt blickt mit Sorge auf das kommende Jahr. Dann sei die Durchfahrt durchs Sorpetal komplett erneuert und könnte zum neuen Hotspot der Motorradraser werden, momentan sei es noch das Lennetal: „In den Orten wird sich benommen, aber sobald die Leute das Ortsausgangsschild sehen, geht es los.“ Wenn Maschinen nicht den erlaubten Standards entsprächen, müssten sich stillgelegt werden, fordert Schulte drastische Konsequenzen.
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Ob die Gastronomie nicht von den Motorradtouristen profitiere? „Nur wenige.“ Die meisten Motorradfahrer würden weiter nach Winterberg fahren. Und die gesitteten Fahrer seien nach wie vor herzlich willkommen: „Das Sauerland hat schöne Strecken, keine Frage. Aber die Fahrweise muss den Regeln entsprechen. Es geht uns nur um die Lautstärke.“ Deshalb müsse ein EU-weites Gesetz her, sagt Schulte - um der Belastung ein Ende zu setzen.
Die Forderungen der „Silent Rider“-Initiative
Eine spürbare Erhöhung der Bußgelder für Verstöße jeglicher Art, die Möglichkeit der sofortigen Stilllegung des Fahrzeugs bei nicht genehmigten Veränderungen, die Einführung einer Halterverantwortung, die Einführung von gerichtsfesten Lautstärkemessverfahren, ein generelles Verbot von geräuschverstärkendem Sounddesign, die Einführung einer Schallobergrenze, die Nachrüstung aller Auspuffanlagen, die diese Grenze überschreiten, die Einrichtung von Verkehrsruhezonen in Naturschutz- und Wohngebieten und eine staatliche Förderung für E-Motorräder.
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Ziel der Kampagne sei es, gemeinsam mit allen betroffenen Kommunen, Regionen und Zielgruppen auf die umfassende Problematik des Motorradlärms in vielen Teilen Deutschlands hinzuweisen. Die Thematik soll damit in die breite Öffentlichkeit getragen und die Politik für die Wichtigkeit dieses umfassenden Problems sensibilisiert werden.
Sperrung während der Hauptsaison
Die Sperrung der B 236 zwischen Oberkirchen und Albrechtsplatz gilt in Fahrtrichtung Albrechtsplatz und ist zeitlich auf die Hauptsaison April bis Oktober begrenzt. Diese im letzten Jahr erstmalig angeordnete Verkehrsbeschränkung hat sowohl bei den Verkehrsunfallzahlen als auch bei den Lärmbelästigungen zu positiven Entwicklungen geführt. Ziel ist hier nach wie vor eine nachhaltige Senkung der Motorradunfälle und die Reduzierung des Motorradlärms, heißt es auf der Internetseite der Stadt Schmallenberg.