Bestwig. Die Borkenkäferplage spitzt sich auch in Bestwig immer weiter zu. Teilen des Waldes droht inzwischen sogar die Sperrung.

Es ist schlimm und es wird immer schlimmer - auch in Bestwig: „Es sind dramatische Zustände, die sich gerade im Sauerland abspielen“, sagt Edgar Rüther als Leiter des Regionalforstamtes Soest-Sauerland. Hintergrund ist die Massenvermehrung des Borkenkäfers, die nach wie vor nicht zu stoppen ist. „In Soest sind wir mit der Entwicklung bereits um Einiges weiter, insofern ist absehbar, was uns hier noch bevorsteht“, so Rüther.

„In der Not frisst der Teufel fliegen“

Der Forstexperte geht davon aus, dass sich die Borkenkäfer-Kalamität weiter entwickeln und ihren Höhepunkt im kommenden Jahr erreichen wird - dauern werde dieser Höhepunkt bis mindestens 2023. Wenn er die Bilder von fliegenden Borkenkäfern im Wald sehe, erinnere ihn das an die biblische Heuschreckenplage. Im Arnsberger Wald sei die Fichte bereits flächendeckend tot.

Es gebe Bestände, die nicht mehr aufgearbeitet werden könnten, weil das alte Holz nicht mehr verkäuflich sei, angesichts der Tatsache, dass immer mehr frischeres und besseres Käferholz anfalle. „Es ist eine schwierige Situation, in die die Forstwirtschaft gerade kommt“, so Rüther. Was erschwerend hinzu kommt: Der Borkenkäfer gehe inzwischen auch auf andere Baumarten über. „Ganz nach dem Motto, in der Not frisst der Teufel Fliegen – wenn ich nichts anderes finde, versuche ich es einfach mal an der Lärche und der Douglasie“, formulierte es Rüther.

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Im Kreis Soest rechnet der Forstexperte mit einem Totalverlust der Fichte, im Hochsauerlandkreis mit einem Verlust von 80 Prozent. „Das wären im HSK 17.500 Hektar und 4,8 Millionen Festmeter“, nennt Rüther konkrete Zahlen. Die finanziellen Verluste beziffert er auf 192 Millionen Euro.

Der Käfer komme aktuell sozusagen über den Plackweg. „Wenn man von Berlar aus den Arnsberger Wald betrachte, könne man er“kennen, wie die braune Welle über den Kamm schwappe, so Rüther.

„Bedrohliche Situation für die Waldbesitzer“

Günter Kathol, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Bestwig, spricht von einer bedrohlichen und katastrophalen wirtschaftlichen Situation für die Waldbesitzer in der Gemeinde - und dazu zählt auch die Gemeinde selbst. Sie ist der viertgrößte Waldbesitzer in der Forstbetriebsgemeinschaft. 2018 seien innerhalb der Gemeinschaft 19.000 Festmeter Schadholz durch Borkenkäfer und Trockenheit angefallen, 2019 waren es knapp 37.000 Festmeter und für dieses Jahr rechne er mit einem Anfall von 45.000 bis 50.000 Festmetern, die bis zum Jahresende aufgearbeitet sein könnten.

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„Wir sind sicher, dass wir daneben noch viele Hektar totes Holz stehen haben, weil wir keine Käufer haben und die Logistik nicht ausreicht“, sagt Kathol und spricht von einem katastrophalen Vorratsabbau. „Das Waldkapital ist weg oder geht zumindest verloren“, veranschaulichte er. Damit seien viele Waldbesitzer, holzverarbeitende Betriebe und letztlich auch der Fremdenverkehr gefährdet. Denn gerade der Wechsel zwischen Wald und Grünland sei es, der das Sauerland für Touristen attraktiv mache. „Die stehenden Totholzbestände werden höchstens für einen anfänglichen Katastrophentourismus sorgen, aber sicherlich keine Anziehungskraft mehr auf den dauerhaften Tourismus“, so Kathol. Zumal er davon ausgehe, das Teile des Waldes wegen des stehenden Totholzes aus Gründen der Verkehrssicherung sogar gesperrt werden müssten.

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Wichtig ist für Kathol zum einen, gerade die kleineren Waldbesitzer zur Wiederaufforstung zu motivieren. Aber auch an den Gemeinderat richtete er einen Appell: Die Genehmigung von Windkraftanlagen laufe im Hochsauerlandkreis sehr schleppend. Er kenne die Meinung des Landrates, der immer vor einer Verspargelung der Landschaft warne. Den Waldbesitzern aber könnten Windräder helfen, den 40-jährigen Ertragsausfall, der durch die Holzverluste erlitten werde, finanziell auszugleichen. „Denken Sie über die Anträge, die für die Gemeinde vorliegen, sehr genau nach. Damit können sie den Waldbesitzern helfen“, so Kathol in Richtung Gemeinderat.

  • Rund 67 Prozent des Bestwiger Gemeindegebietes sind bewaldet. Einen solch hohen Prozentsatz erreichen laut Günter Kathol nur wenige Gemeinden im Hochsauerlandkreis.
  • Die Forstbetriebsgemeinschaft Bestwig hat 254 Mitglieder, deren Waldbesitz insgesamt 3264 Hektar beträgt. Bis auf wenige Ausnahmen, und das sind einige größere Privatwaldeigentümer, ist das laut Kathol der gesamte Wald in der Gemeinde Bestwig.
  • Die Spannweite des FBG-Mitglieder-Besitzes liegt zwischen, 0,05 und 238 Hektar. Im Schnitt sind das 12,85 Hektar pro Waldbesitzer.
  • Die Menge an Schadholz, die durch den Borkenkäfer auf den Flächen der Forstbetriebsgemeinschaft Bestwig im Jahr 2019 angefallen ist, beträgt knapp 37.000 Festmeter.