Eslohe. Obwohl es ein Kurpark ist: Erholsam ist die Nachbarschaft in Eslohe nicht für die Anwohner - sie klagen über eine „Partymeile“ und Probleme.
In Eslohe haben die Probleme mit Alkoholkonsum, lauter Musik und Wildpinklern im Kurpark wieder zugenommen. Das berichten Anwohner. Zeitlich fallen diese Probleme mit der Wiedereröffnung der Dachdeckerschule nach den Corona-Lockerungen zusammen, sagen sie.
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Öffentlich möchten die Anwohner nicht namentlich genannt werden. Sie haben Angst: „Wir sind eingeschüchtert“, geben sie zu. In der Vergangenheit hatte es, nachdem sie sich beschwerten, bereits Beschimpfungen, Eierwürfe gegen ihre Häuser und Sachbeschädigungen bis hin zu aufgestochenen Reifen gegeben.
Aber öffentlich machen wollen sie ihre Vorwürfe schon: „Wir wissen uns nicht anders zu helfen. Wir haben keine gute Lobby als Anlieger“, sagt einer. Irgendwann wird man dann sogar zum Zyniker, wenn die Probleme zu groß werden: „Selbst Corona hatte was Gutes“, sagt einer der Anwohner des Esloher Kurparkes. Eine Anwohnerin stimmt ihm zu: „Denn in dieser Zeit war das Beben aus dem Ort heraus.“
Ärger von montags bis donnerstags
„Das Beben“, das sind die Dachdeckerschüler. Seit Mai sind sie wieder in Eslohe. Ein kleiner Teil von ihnen seien die Verursacher der Probleme im Kurpark mitten im Ortskern, sagen die Anwohner. Bis zu 50 Personen sind das am Abend. Die Anwohner können das auch an den Wochentagen genau festmachen: Freitags und samstags gibt es keinerlei Probleme – dann ist nämlich niemand in der Dachdeckerschule.
Sonntags, wenn die Dachdeckerschüler ab 18 Uhr wieder nach Eslohe kommen, wird es dann abends erstmals laut, berichten die Anwohner: Aber, weil die Geschäfte geschlossen sind, fließt noch kein Alkohol. Der kommt dann von Montag bis Donnerstag dazu. Danach fahren die Schüler wieder nach Hause, es folgt die Verschnaufpause für die Esloher - bis es am Sonntag wieder losgeht. Die Klientel habe sich geändert: „Die neuen Gruppen kennen keine Grenzen. Keiner nimmt mehr Rücksicht auf andere.“
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„Offenbar desinfizieren die sich mit Alkohol“
„Eslohe wird ab 18 Uhr zur Partymeile, von 19 bis 23.30 Uhr geht es hier richtig los“, sagen Anwohner: Mit lauten Schreien, schlagenden Bässen, Flaschenwürfen, Autorennen zwischen den Kreisverkehren, Wildpinklern an der Essel und in den Büschen des Kurparks. Auch an den Corona-Bestimmungen würde sich im Kurpark nicht gehalten: „Wir müssen uns an die Regeln halten. Aber da sind immer über 20 Leute zusammen, dort ist immer ein Gewusel“, ohne dass Abstandsregeln eingehalten würden oder Mundschutz getragen werde. Ja, man wird zynisch: „Offenbar desinfizieren die sich mit Alkohol“, sagt ein Anwohner bitter. Praktisch: Der Getränkemarkt im Esselmarkt nebenan vom Kurpark hat bis 22 Uhr geöffnet - für Nachschub ist immer gesorgt.
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An der Dachdeckerschule selbst kontrolliert ein eigener Sicherheitsdienst, dass dort nicht getrunken wird. Die ersten Beschwerden 2017 von Eslohern führten dazu, dass die Gemeinde auch einen Sicherheitsdienst beauftragte, der den Kurpark kontrolliert: An zwei Tagen in der Woche. „Im Vergleich zu dem, was vorher war, ist es besser geworden“, sagen die Anwohner fairerweise. Nur: Wenn die Streife außer Sicht ist, gehe es wieder von vorne los im Kurpark – „wir bezahlen den Sicherheitsdienst teuer. Aber es wirkt nicht.“
Wenn die Polizei kommt
Weil das Ordnungsamt ab dem späten Nachmittag nicht besetzt ist, rufen die Anwohner dann die Polizei in Meschede an - wenn der Streifenwagen nach einer halben Stunde komme, würden die Schüler dann wie auf ein Kommando verschwinden. Resultat: Die Polizei stelle nichts fest. Fährt der Streifenwagen wieder weg, sagen die Anwohner, „dann wird es im Kurpark noch lauter als zuvor“. Rufen die Anwohner am nächsten Tag wieder in der Wache in Meschede an, „dann heißt es: Wir waren doch gestern auch da, da war nichts!“
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Von der Gemeinde verlangen die Anwohner ein härteres Durchgreifen. Schließlich gebe es seit Februar 2020 eine „Ordnungsbehördliche Verordnung über die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“ in Eslohe. Die untersagt zum Beispiel in öffentlichen Anlagen (wie dem Kurpark) lautes Johlen, Schreien, Lärmen den „Betrieb von Schallwiedergabegeräten“, den übermäßigen Genuss von Alkohol, das Verrichten der Notdurft in den Anlagen. Nur kontrolliert werde diese Verordnung nicht, so die Anlieger: „Wir bekommen keinerlei Unterstützung im Rathaus, sondern nur schwammige Antworten.“
>>>HINTERGRUND<<<
Die Gemeinde Eslohe plant keine Ausdehnung oder Verstärkung des Wachdienstes im Kurpark: Es bleibe bei den zwei Tagen in der Woche, sagt Bürgermeister Stephan Kersting. Ganz bewusst, damit sich niemand darauf einstellen könne, würden keine Tage für die Streifengänge festgelegt. Neu sei, so Kersting, dass inzwischen auch der Wachdienst an der Dachdeckerschule ab und zu das Schulgelände verlasse und im Ort kontrolliere.
Bürgermeister: „Durchaus auch einheimische Jugendliche darunter“
Der Bürgermeister wehrt sich dagegen, pauschal Dachdeckerschüler zu bezichtigen: „Da sind durchaus auch einheimische Jugendliche darunter.“ Er sagt auch: „Es wird immer Beschwerden geben.“ Er spricht von „dem ein oder anderen Anruf aus der Gemeinde“ deswegen: „Dieses Problem wird nicht zu einer hundertprozentigen Zufriedenheit gelöst werden können. Aber was sind 100 Prozent? Wenn gar keiner mehr was sagt?“ Es könne niemandem verboten werden, im Kurpark eine Dose Bier zu trinken. Gegen Auswüchse wie Saufgelage gehe man vor.
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Die Sensibilität bei Anwohner im Bereich des Kurparkes sei größer als anderswo – denn es gebe durchaus auch weitere Treffpunkte von jungen Leuten. Er nennt als Beispiele den Einbergsee in Wenholthausen, die Rochuskapelle in Eslohe, bestimmte Bänke und Aussichtspunkte an Wanderwegen. Auch wenn im Kurpark täglich der Bauhof reinigt: „Der Kurpark ist nicht der Hotspot des Müllaufkommens.“ Dem subjektiven Empfinden von Anwohnern müsse man die Fakten der Polizei gegenüberstellen: „Danach sind wir eine sehr, sehr sichere Gemeinde.“ Vermehrter Vandalismus sei zum Beispiel nicht festzustellen.