Schmallenberg. Gehört Satire in die Politik? Im Interview spricht Theresa Pieper über ihre Kandidatur und den ernsten Hintergrund der „Gleidorf fluten“-Debatte.

Weiblich und 25 Jahre jung. Theresa Pieper ist in gewisser Weise eine Rarität im Kampf um das Bürgermeisteramt. Über die Heimat, den Unterschied zwischen einer Spaß- und einer Satire-Partei und die Gunst der jungen Wähler.


Am 13. September . . .
Theresa Pieper: Sind Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen und es ist wichtig, dass dann auch jeder wählen geht. Ich werde mit meinen Parteigenossen den Tag verbringen.


Was erhoffen sie sich von dem Tag?
Wir sind ziemlich offen, wir erwarten nicht die absolute Mehrheit - auch wenn wir sie natürlich gerne hätten. Wenn wir aber eine oder zwei Personen in den Stadtrat bringen können, dann ist das für einen so jungen Ortsverband ein enormer Erfolg. Und auch ein Erfolg fürs Sauerland.


Wie fühlt sich das an, Bürgermeisterkandidatin der Partei zu sein?
Es kommt viel auf einen zu, aber es macht Spaß. Die Leute sind wirklich aufgeschlossen und finden es super, weil ich im Vergleich zu den anderen Kandidaten auch noch relativ jung bin. Dazu noch weiblich - dementsprechend hoffen wir auch auf neue Wählergruppen. Deshalb wäre es vielleicht auch an der Zeit für eine Frau an der Spitze des Schmallenberger Rathauses.


Was waren sie denn für ein politischer Mensch, bevor Die Partei in Schmallenberg gegründet wurde?
Ich war schon immer Partei-Wähler und auch schon immer Fan. Ich kann mich mit den großen Parteien im Bundestag nicht identifizieren.

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Die CDU ist mir zu kapitalistisch angelegt, die Linke ist ohne Gysi für mich auch nichts mehr: Also wurd es Die Partei. Die Partei ist gerade über Social Media sehr aktiv, man bekommt viel mit, das ist transparent, das finde ich wichtig.


Wie schätzen sie ihre Konkurrenten um das Bürgermeisteramt ein?
Die CDU macht uns natürlich die meiste Konkurrenz. Die Leute wählen hier die CDU, weil sie es schon immer getan haben. An diese Leute kommen wir nicht ran, aber das versuchen wir auch gar nicht. Wir versuchen Leute zu animieren, die unzufrieden sind, weil die CDU hier schon so lange an der Macht ist.

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Und wir wollen natürlich die jungen Leute abholen und von unseren Inhalten überzeugen. Mit den Grünen kann ich an sich auch viel anfangen, aber Herr Rostek kommt nicht von hier, der kennt das Sauerländer Gemüt glaube ich nicht. Es war keine gute Idee, ihn aufzustellen.


Oft wird ihnen vorgeworfen, sie seien eine reine Spaß-Partei. Was antworten sie?
Der Vorwurf, wir seien eine Spaß-Partei, macht mich wütend, weil es nicht stimmt. Wir sind eine Satire-Partei, das ist ein Unterschied. Wir machen mit dem Hilfsmittel Satire auf Missstände aufmerksam. Wir machen Politik wie jede andere Partei auch. Wir sind nicht nur dafür da, die Leute zu amüsieren.


Versteht denn jeder diese Art der Satire?
Nein, ich glaube nicht. Aber das ist wie Humor oder Sarkasmus allgemein. Aber wenn man die Satire auflöst und erklärt, dann ist es keine Satire mehr.


Ist Satire in der Kommunalpolitik denn richtig aufgehoben?
Ja, Satire ist überall richtig. Und in Schmallenberg probieren wir es eben auch. Mal gucken was passiert - es kann auch sein, dass wir uns am 13. September denken: Uiuiui, Leute, wir haben uns hier glaube ich ins eigene Knie geschossen.


Das Fluten von Gleidorf hat sich rumgesprochen. Was meinen sie damit eigentlich?

Klar, ein Stausee wäre schön. Aber wir spielen damit auf das Thema Windkraft an. Denn die Leute befürworten das, wollen die Windkrafträder aber nicht vor der Haustür haben.

Dann sagen wir: ‘Na gut, ihr wollt keine Windräder, dann setzen wir mit der Gleiertalsperre eben auf Wasserenergie und fluten das Gleidorfer Tal. Besser?’ Und wir würden ja nicht die Menschen fluten. Aber die Gleidorfer könnten dafür sorgen, dass wir im Sauerland grüne Energie bekommen. Die Satire ist Gleidorf zu fluten, der Hintergrund ist die Energie.


Wie ticken sie denn als Privatmensch?
Ich bin offen, ich bin ein Menschenfreund. Gerade durch unsere Kneipe in Dorlar. Aber ich genieße auch mal die Ruhe, vondaher hat mich das Social-Distancing in Corona-Zeiten nicht so hart getroffen (lacht).


Wie hat ihr Umfeld auf ihre Kandidatur reagiert: Bürgermeisterin und dann auch noch für Die Partei...
(Lacht). Ich habe durchaus von einigen gehört, ich solle doch zu einer „richtigen“ Partei gehen. Viele haben mir aber auch ihre Stimme versprochen und unterstützen mich dabei. Es gibt auch Ältere, die das gut finden, haken dann aber auch bei den Inhalten nach.

Meine zwei Schwestern und mein Bruder fanden es super, mein Papa und meine Mama belächeln es aber immer noch ein bisschen, finden es aber auch ganz gut (lacht). Meine Familie unterstützt mich dabei.


Zum Schluss: Die Schmallenberger Heimat in drei Worten...
Familie, Freiheit, Borkenkäfer

Steckbrief: Das ist Theresa Pieper

Alter: 25

Beruf: Biologisch-technische Assistentin

Karriere: Abitur:2014 , Ausbildung 2014-2016

Wohnort: Schmallenberg-Dorlar

Familienstand: ledig

Kinder: keine

Kurz und Knapp

Meine Stärke: Kompromissfähigkeit

Meine Schwäche:
Rauchen

Mein Vorbild: Ich will mein eigenes Vorbild sein

Mein Lieblingsverein: TV Gleidorf

Mein Lieblingsgetränk:
Kaffee
Hier bin ich gerne: Dorlarer Afrikabaum

Hobby: E-Bike

Lieblingsbuch: Und sie fliegt doch von Dave Goulson


Urlaubsort: Gleidorfer Stausee


Mein Traum: Eine Weltreise

Das sind die Wahlprogramm der CDU, UWG, BFS und Grünen Schmallenberg. Diese Kandidaten treten am 13. September in Schmallenberg zur Kommunalwahl an.