Schmallenberg. Debbie Rarbach hat schon viel von der Welt gesehen. Manchmal vermisst sie den Großstadttrubel, aber das Land habe auch Vorteile, erzählt sie.

Ein riesiger Raumplan hängt an der weißen Wand. Auf den ersten Blick erkennt man einen Raum und viele schwarze Striche, beim genaueren Hinsehen sieht man, dass es kleine eingezeichnete Regale, Lagerräume und Kassenbereiche sind. Ein Supermarkt in Halle (Saale) ist in Planung - das war im März diesen Jahres. Das größte Projekt für die Schmallenberger Architektin in ihrer bisherigen Laufbahn, erklärt sie stolz. Seit 2010 arbeitet sie für „König Objekt Consulting“ im Projektmanagement. Für die Familie kehrte sie vor Jahren zurück ins Sauerland. Eine Rückkehrerin, die trotzdem das Großstadtleben liebt.

Großstadtleben als großer Bestandteil des Lebens

Gebürtig stammt Debbie Rarbach aus Eversberg, ihr jetziger Mann aus Bad Fredeburg. Nach dem Abitur am Gymnasium der Benediktiner in Meschede ging sie 1998 für ein Jahr nach Australien. In Sydney wurde sie auf ein Studium im Ausland vorbereitet, belegte Businesskurse und arbeitete in einem Strandhaus am Bondi Beach. Das erste mal raus aus dem Sauerland - raus in die weite Welt. „Und die Möglichkeiten waren damals nicht so komfortabel wie jetzt“, sagt Debbie Rarbach und lacht. Als sie erst am Flughafen festsitzt hat sie kein Handy, um ihren Eltern Bescheid zu geben. „Da musste ich in eine Telefonzelle.“ Ein Jahr, dass ihr Leben und ihren Berufsweg prägen wird. Die Sauerländerin hat das Großstadtleben für sich entdeckt.

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Als sie 1999 zurück nach Eversberg kommt, ist ihr schnell klar, dass es sie nicht lange in der Heimat halten wird. Für das Studium „Computervisualistik“, der erste derartige Studiengang in Deutschland, zieht sie nach Koblenz. „Rückblickend lief das nicht gut. Der Studiengang war quasi identisch zu Informatik - und das wollte ich gar nicht machen.“ Also zieht die 22-Jährige für die Ausbildung zum „Multimedia Designer/Multimedia Producer“ nach Köln. Nebenbei arbeitet sie für RTL. „Dort war ich mit zuständig für den Online-Inhalt, Bildbearbeitungen, die Einführung einer Bilddatenbank und die Schulung der Mitarbeiter“, erinnert sich die Sauerländerin.

Praxissemester in Shanghai

Mit Abschluss des Studiums in Köln ist für Debbie Rarbach klar: „Das kann es noch nicht gewesen sein.“ Sie will ihren alten Traum weiterverfolgen: Die Architektur. „Deswegen ging ich für das Diplomstudium nach Aachen in den Fachbereich Architektur.“ Von 2003 bis 2007 lebte die jetzt 41-Jährige dort, bis sie für ein Praxissemester nach Shanghai ging. „Dort habe ich für ein amerikanisches Unternehmen in einem Architekturbüro gearbeitet.“ Als sie zurück nach Deutschland kommt schreibt sie ihre Diplomarbeit. Und dann folgt der erste Job in einem Architekturbüro in Düsseldorf.

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„Eigentlich ging es für mich von einer Großstadt in die nächste“, sagt Debbie Rarbach und lacht. Für ihren jetzigen Mann und damaligen Freund aus Bad Fredeburg pendelt sie an den Wochenenden zwischen Düsseldorf, Eversberg, Bad Fredeburg, Aachen und zeitweise Stuttgart, weil ihr Freund dort arbeitet. Nach zwei Jahren Berufserfahrung wird sie dann Mitglied in der Architektenkammer. Seit 2010 arbeitet sie nun für eine Agentur in Krefeld - pendelte zeitweise von Düsseldorf aus, zog aber 2012 wieder zurück ins Sauerland nach Schmallenberg.

Arbeit im Home-Office

„Wir sind vier Wochen vor der Geburt unseres Sohnes nach Schmallenberg gezogen. Ich wollte ihm das behütete Aufwachsen im Sauerland in der Natur bieten“, erklärt die 41-Jährige, die mittlerweile mit ihrem Mann ein Haus in Schmallenberg gekauft und einen zweiten Sohn bekommen hat.

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Deswegen arbeitet sie häufig aus dem Home-Office. „Hauptsächlich bin ich für den Bereich Ladenbau zuständig - also für Super- oder Getränkemärkte.“ Teilweise geht es um Neubauten, teilweise um den Innenausbau und die Gestaltung - wie in dem oben beschriebenen Projekt für einen Globusmarkt in Halle an der Saale, wo sie die Projektleitung für den Innenausbau übernahm.

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„Ich habe die Bestellungen oder die Montage koordieniert und habe sozusagen als Schnittstelle zwischen allen Akteuren fungiert.“ Ende März wurde Eröffnung gefeiert - und damit der Abschluss des bislang größten Projekts. Nur noch kleine Nacharbeiten seien aktuell zu erledigen. „Das ist alles nur möglich durch die tolle Unterstützung meiner Familie aus dem Sauerland.“ Wenn sie nicht beruflich unterwegs ist, fährt sie ein paar Mal im Jahr noch in die Großstadt. Auch, um ihren Kindern diese Welt zu zeigen. Für die Wahl-Schmallenbergerin steht fest: „Ich würde alles nochmal genauso machen. Ich fühle mich hier pudelwohl.“

Was vermisse ich hier?

… Manchmal die Anonymität aus der Großstadt und die vielfältigen Kontakte.

Mein Lieblingsort in Schmallenberg?

… Wenn ich Ruhe brauche der Wilzenberg. Wenn ich mir mehr Trubel wünsche der Schützenplatz.

Mein Liebslingsort in der Stadt, die ich verlassen habe?

… Die Wiese bei „Kunst im Tunnel“ am Rheinufer.

Der wichtigste Grund für meine Rückkehr?

… Die Familie