Eslohe. In einem Pilotprojekt für den Hochsauerlandkreis sollen ältere Menschen mobiler werden. Das wird in Eslohe in allen Ortsteilen ausprobiert.

Das gibt es im gesamten Hochsauerlandkreis noch nicht: Bald wird das erste Senioren-Sammeltaxi durch die Gemeinde Eslohe rollen und so bei älteren und gebrechlichen Menschen für mehr Lebensqualität sorgen.

Sie werden nicht nur an der Haustür abgeholt, sondern nach ihren Erledigungen im Kernort auch wieder an der Haustür abgesetzt. Und hier liegt genau der entscheidende Unterschied zum Bürgerbus, zu dem das neue Angebot ausdrücklich keine Konkurrenz sein soll. Denn: Der Bürgerbus hat festgelegte Routen und feste Haltestellen. Weil die aber für viele Senioren gar nicht mehr zu erreichen sind, kommt genau hier das Sammeltaxi ins Spiel.

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Kooperation mit Taxiunternehmen

Das Caritas- Begegnungs- und Informationszentrum (CariBIC) hat dafür mit Hilfe des Leader-Vereins eine Kooperation mit dem Taxiunternehmen Fabri geschlossen.

Senioren werden in dem Projekt nach Eslohe zum Einkaufen oder zum Arztbesuch gefahren. Als zusätzlicher Service wird der Einkauf danach ins Haus getragen.
Senioren werden in dem Projekt nach Eslohe zum Einkaufen oder zum Arztbesuch gefahren. Als zusätzlicher Service wird der Einkauf danach ins Haus getragen. © dpa | Silas Stein

Das Unternehmen unterhält einen firmeneigenen Achtsitzer, einen Siebensitzer und mehrere Sechssitzer, die je nach Bedarf zum Einsatz kommen werden. Es soll zwei grobe Routen geben, die je nach Anmeldungen variieren können. „In den Routen sind alle 36 Orte und Örtchen der Gemeinde Eslohe berücksichtigt“, sagt Steffi Habbel vom CariBIC. Jede der beiden Touren soll einmal die Woche angeboten werden. Koordiniert werden die Fahrten direkt über das Taxiunternehmen Fabri.

Und so läuft das Ganze in der Praxis: Die Senioren müssen sich bis zum Vortag um spätestens 12 Uhr angemeldet haben. Am nächsten Tag werden sie zum ausgemachten Zeitpunkt daheim abgeholt und gemeinsam mit weiteren Senioren ins Herzen des Ortes gefahren, um dort ihre Wocheneinkäufe zu erledigen oder etwa den Arzt oder die Apotheke zu besuchen. Nach drei Stunden werden die Fahrgäste dann im Ortskern wieder eingesammelt und mitsamt ihren Einkäufen nach Hause gefahren. „Die Einkäufe werden als Service in die Wohnung getragen“, sagt Steffi Habbel. Inzwischen hätten sich bereits mehrere Frauen gemeldet, die das Angebot als Begleitpersonen ehrenamtlich unterstützen wollen.

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Diese Touren sind geplant

Tour 1 soll immer montags stattfinden und umfasst die Orte Eslohe, Bremscheid, Isingheim, Lüdingheim, Hengsbeck, Nieder- und Oberlandenbeck, Henninghausen, Leckmart, Schwartmecke, Cobbenrode, Obermarpe, Niedermarpe, Kückelheim, Obersalwey, Niedersalwey und Sieperting. Die Tour 2 führt über Eslohe, Sallinghausen, Wenholthausen, Oesterberge, Büenfeld, Büemke, Nichtinghausen, Herhagen, Reiste, Beisinghausen, Lochtrop, Frielinghausen und Bremke und soll immer donnerstags gefahren werden.

Abfahrt wird um neun Uhr sein, die Rückfahrt um 12 Uhr. Voraussichtlich sollen die Touren von 9 bis 12 Uhr stattfinden.

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Außerdem gebe es Überlegungen, an diesen beiden Tagen im CariBIC in der Kupferstraße einen kleinen Mittagstisch anbieten, um so das Beisammensein zu fördern, sagt Steffi Habbel.

Sinn und Zweck des Ganzen sei zum einen, dass Senioren wieder mehr soziale Teilhabe genießen und ihren Alltag eigenständiger gestalten können. „Außerdem werden die Angehörigen auf diesem Wege entlastet“, so Habbel.

Drei bis fünf Euro kostet die Fahrt

Weil Taxifahrten teuer als Busfahrten sind, wird die Differenz der Kosten über eine Leaderförderung ausgeglichen. Parallel versucht das CariBIC aktuell Förderer zu gewinnen, die bereit sind, das Projekt auch nachhaltig zu unterstützen. Ausgelegt ist dieses Pilotprojekt nach Angaben von Habbel auf zwei Jahre. Zur Verfügung stehen dafür 40.000 Euro – 65 Prozent davon übernimmt der Leaderverein, 25 Prozent die Gemeinde Eslohe und 10 Prozent der Caritasverband Meschede.

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Den Senioren selbst entstehen durch das Angebot nur geringe Kosten. Habbel sprach in diesem Zusammenhang von einer „Wertschätzung“, die zu entrichten sei. Sie liege bei einer Strecke bis 5 Kilometer bei drei Euro, bis 15 Kilometer bei vier Euro und ab 15 Kilometer bei fünf Euro.

Die Mobilität im ländlichen Raum sei ein wichtiges Thema, das die Kommunen schon seit langer Zeit umtreibe und sehr komplex sei, sagt Bürgermeister Stephan Kersting mit Blick auf die rechtlichen Rahmenbedingungen. Er könne sich durchaus vorstellen, dass dieses Pilotprojekt bei einem Erfolg auf Kommunen in der gesamten Region übertragen werden könnte.

Starttermin wegen Corona noch offen

Wie sich das Ganze entwickele, müsse man zunächst aber erst einmal abwarten. Das Schöne an der Sache sei: Wenn das Projekt nicht funktioniere, gebe es durch die Förderung kein finanzielles Risiko. Das Seniorensammeltaxi sei ein guter Ansatz dem Thema „Mobilität im ländlichen Raum“ konkret Inhalt zu geben. Dass das ausgerechnet in der Gemeinde Eslohe geschehe, finde er dabei ganz besonders gut.

Durch die Corona-Krise musste der ursprüngliche Starttermin im Frühjahr abgeblasen. Einen neuen Termin gibt es noch nicht. Laut CariBIC ist er abhängig vom weiteren Verlauf der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen.

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>>>HINTERGRUND<<<

CariBIC ist ein Projekt, das durch die Deutsche Fernsehlotterie für die Gemeinde Eslohe noch bis zum Jahr 2021 gefördert wird. Ziel der Arbeit ist der Aufbau einer Zentrale für Senioren mit Hilfe- und Unterstützungsbedarf.

Das Begegnungs- und Informationszentrum hat sich mittlerweile gut etabliert. Bisher konnten etliche Beratungen, Aktivitäten und Veranstaltungen durchgeführt und damit vielen Menschen mit Unterstützungsbedarf geholfen werden.

Das zunächst auf drei Jahre ausgelegte Projekt ist um weitere zwei Jahre verlängert worden.

Neben dem ursprünglichen Schwerpunkt, dem Aufbau einer Anlaufstelle für Senioren und pflegenden Angehörige, kümmert sich das Quartiersprojekt nun zusätzlich um das Thema Mobilität in der Gemeinde Eslohe.