Meschede/Bestwig/Eslohe/Schmallenberg. Überraschend gut bewertet sind die Einkaufsmöglichkeiten in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg. Hier sind die Erklärungen dafür.
Die Ergebnisse unserer Befragung zu den Einkaufsmöglichkeiten sind verblüffend: Auch wenn immer mal wieder auf das Fehlen bestimmter Geschäfte oder Marken hingewiesen wird, so ist die breite Mehrheit doch überaus zufrieden mit der bestehenden Vielfalt im Handel – denn die meisten Schulnoten in unserer Befragung bewegen sich im Bereich von sehr gut bis befriedigend.
Meschede: „Früher haben alle gemeckert“
Meschede (Note 1: 16,9 Prozent, 2: 34,6 Prozent, 3: 28 Prozent): In Meschede sei viel geschehen, meint Andre Wiese, Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Meschede aktiv“, unter anderem mit Blick auf den Henne-Ruhr-Markt oder die Fußgängerzone.
Er spielt den Ball an den Kunden zurück: „Jetzt müssen die Leute die Angebote auch annehmen. Früher haben alle zum Beispiel gemeckert: Wir wollen H&M! Jetzt haben wir H&M. Dann dürfen die Leute jetzt aber auch nicht bei H&M online kaufen!“
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Mietverträge würden häufig zehn Jahre lang laufen: Der Kunde habe durch sein Verhalten Einfluss darauf, ob sie verlängert würden – „jeder hat es in der Hand, wie lebenswert die Stadt in zehn Jahren sein wird“. Zumal alles zusammenhänge: „Vernachlässige ich das eine, bekommt das andere Probleme“ – sprich, wer nicht zum Shoppen nach Meschede komme, trinke auch hier keinen Kaffee, schaue dann nachher auch nicht am Hennesee vorbei. Wiese erinnert auch an die vielen Arbeitsplätze, die dahinter stecken.
Bestwig: Keine weiten Wege
Bestwig (1: 17,3 Prozent, 2: 33.3 Prozent, 3: 24,2 Prozent): „Wir haben keine weiten Wege“, sagt Olaf Badelt, Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Besser in Bestwig“– und nach der Autobahneröffnung hätten die sich so verkürzt, dass Bestwig jetzt auch für Auswärtige attraktiver werde. Dazu kämen ausreichend Parkplätze und eine fachmännische Beratung sowie die freundliche Bedienung in den Geschäften. Damit könne man vor Ort punkten. Beim Möbelmarkt MMB zum Beispiel könne man direkt vorfahren.
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Badelt wundert sich selbst, wie viele Lebensmittelmärkte Bestwig mit Edeka, Lidl, Rewe, Netto und bald wieder Aldi habe – „und das mit 11.000 Einwohnern“. Möglicherweise ist das ein Beleg, dass auch Auswärtige nach Bestwig zum Einkaufen kommen. Er würde sich noch mehr Vielfalt wünschen: „Bei Bekleidung fehlt uns mehr Angebot“ – dafür müsse man nach Brilon oder Meschede fahren.
Leerstand gibt es kaum in Eslohe
Eslohe (1: 45,1 Prozent, 2: 37,7 Prozent, 3: 9,4 Prozent): „Wir sind momentan gut aufgestellt“, sagt Theo Bremke vom Vorstandsteam der Werbegemeinschaft „Eslohe Aktiv“ – Leerstand gebe es kaum in der Gemeinde.
Die besonders guten Noten für Eslohe erklärt er sich damit, dass in Eslohe tatsächlich alle wesentlichen Einkaufsangebote zentral vor Ort abgedeckt würden: „Wir haben hier doch alles. Alles Wichtige ist hier.“ Hinzu komme ein immer noch hoher Grad an inhabergeführten Geschäften: „Da ist die Beratung und Bedienung doch immer eine Spur persönlicher und freundlicher. Diese persönliche Note ist durch nichts zu ersetzen.“
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Hinzu kämen die kostenlosen und ausreichend vorhandenen Parkplätze: „Alles zusammen macht den Charme eines sympathischen Einkaufsortes aus.“ Bremke muss überlegen bei der Frage, was der Gemeinde noch fehle: Im Bereich Elektro „wird es etwas dünner“, fällt ihm ein – er sagt aber gleichzeitig, dass wiederum aus wirtschaftlicher Sicht ein großer Elektromarkt in Eslohe kaum lohnend sei.
Alle Bedürfnisse abdecken in Schmallenberg
Schmallenberg (1: 23,2 Prozent, 2: 38,2 Prozent, 3: 21,2 Prozent):
„Über die Einkaufsmöglichkeiten in Schmallenberg kann man sich nicht beklagen“, sagt Marcus Schulte-Glade, Vorsitzender der Schmallenberger Werbegemeinschaft: „Ganz im Gegenteil sogar. Hier stimmt einfach das Gesamtpaket.“ Der Einzelhandel besteche durch seine Vielfalt, die Geschäfte würden sämtliche Bedürfnisse decken. Und ein funktionierender Einzelhandel steigere auch die Attraktivität der Stadt, so Schulte-Glade: „Das bringt Gäste und davon profitiert dann auch die Gastronomie und Hotellerie.“
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Wichtig seien jedoch die Öffnungszeiten und die gegenseitige Abstimmung, damit sich eine Haupteinkaufszeit entwickeln kann und Gäste nicht vor verschlossenen Türen ständen. Die Zentrierung auf West- und Oststraße komme dem Einzelhandel in jedem Fall zu Gute.
>>>HINTERGRUND<<<
Nach den Corona-Lockerungen steigt die Frequenz der Besucher in den Innenstädten wieder an. Jedoch täuscht das Bild der teilweise vollen Fußgängerzonen: „Dass sich mehr Leute in der Innenstadt aufhalten bedeutet nicht, dass diese auch in die Geschäfte gehen und einkaufen. Hier herrscht noch Zurückhaltung. Gerade das klassische Shopping-Erlebnis bzw. der Erlebniseinkauf kann aufgrund der aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen mit Mundschutz und Sicherheitsabstand nur sehr begrenzt stattfinden“, sagt Ingo Borowicz, Projektkoordinator des „City Lab Südwestfalen“ der Industrie- und Handelskammer Arnsberg, das sich für eine Steigerung der Attraktivität und der Aufenthaltsqualität in den Innenstädten einsetzt. Kunden sollten die Geschäften dennoch in der schwierigen Zeit unterstützen.
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Kunden auch in virtueller Welt abholen
Die IHK ermuntert Händler, die Chancen der Digitalisierung wahrzunehmen. Vor Corona haben viele Händler den Druck seitens der Kunden – neben dem Lokal in der Innenstadt – auch online sichtbar und erreichbar zu sein, nicht gespürt. „Das hat sich mit dem Shut-Down schlagartig geändert“, so Borowicz: Plötzlich sind über Nacht lokale Online-Portale geschaffen worden oder Click-and-Collect- Dienste (online bestellen, die Ware aber vor/im Geschäft abholen) wurden angeboten. „Besonders die kreativen und kooperativen Händler haben die Digitalisierung angenommen, wobei diese auch vor Corona bereits online aktiv waren.“
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Gerade wenn es um das Shoppen geht, dann biete eine lebendige Innenstadt mit attraktiven Angeboten das emotionale Einkaufserlebnis, welches das Internet nicht bieten kann, so der Handels-Experte: Dies wird in Zukunft aber nur in Verbindung mit Gastronomie, touristischen und kulturellen Angeboten funktionieren. Der Einzelhandel könne alleine kein Garant für eine lebendige Innenstadt sein. Es bedarf eines Gesamtkonzeptes, bei dem alle an einem Strang ziehen. Und die Unternehmen müssen sich den Kundenbedürfnissen anpassen: „Sie müssen den Kunden nicht nur in der realen Welt, sondern auch in der virtuellen Welt abholen.“