Meschede. . Sie sieht ein wenig aus wie ein Schiff - die evangelische Johanneskirche im Mescheder Norden. Ein Schiff, das nun in Gefahr steht, abgetakelt zu werden. In der jüngsten Gemeindeversammlung fiel das Wort „Abbruch.“

Im Gemeindebrief, der in diesen Tagen auch in die Haushalte der rund 1000 Gemeindeglieder im Mescheder Norden geliefert wird, kommt der Beschluss relativ harmlos daher: „Das Presbyterium ist überein gekommen, die Johanneskirche aus dem Haushalt der Gemeinde zu streichen und sich auf Dauer von ihr zu trennen.“ Und weiter: „Die Kirche kann bis auf Weiteres genutzt werden, Heiz- und Stromkosten werden weiterhin finanziert. Eine Veräußerung wird angestrebt.“

Doch wenn sich niemand findet, der die Kirche kauft, dann muss sie abgerissen werden - das bestätigten auch Pfarrerin Karin Neumann-Arnoldi und Pfarrer Hans-Jürgen Bäumer. Sie betonten aber auch: „Das wird nicht sofort passieren!“ Erstmal sei der Bestand gesichert. Kommt allerdings eine größere Reparatur oder ist die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet, müsse die Kirche geschlossen werden.

„Dieser Beschluss ist uns allen nicht leicht gefallen“, sagte Hans-Jürgen Bäumer und Karin Neumann-Arnoldi ergänzte: „Wir haben zwei Jahre darum gerungen. Aber wir leisten uns einfach zu viele Gebäude.“

Sie ist auch nicht sicher, ob dieser Abschied auf Raten die richtige Entscheidung war. In Oeventrop habe die Gemeinde jahrelang mit Herzblut für ihr Gemeindezentrum gekämpft und letztlich doch verloren. Da sei viel Energie verpufft. „Ich würde mir wünschen, dass wir als Kirchengemeinde näher zusammenrücken und nicht jeder für seine Kirche kämpft.“

Für viele Gemeindeglieder war die Nachricht ein Schock, weil die hohe weiße Kirche vor allem Vertriebenen, die nach dem Krieg im Mescheder Norden gebaut hatten, eine religiöse Heimat bot und bietet. Zuvor hatten sie die Gottesdienste in der Christuskirche oder in der ehemaligen Marienschule feiern müssen.

Sie hoffen weiter - auf eine zündende Idee, einen großen Sponsor oder auf viele kleine Unterstützer. „50- bis 60 000 Euro müsste man in der Hinterhand haben, um größere Reparaturen abfedern zu können“, wünschen sie sich. Doch selbst die Finanzierung über einen Förderverein wäre kein einfaches Unterfangen, da rechtlich die Kirche schon aus dem Gemeinde-Haushalt gestrichen worden ist, „Ich könnte auch damit leben, wenn die Kirche umgewidmet und verkauft würde“, sagt ein Gemeindeglied, das wie viele an der Kirche hängt. Aber an Schließung und Abriss wagt es nicht zu denken.