Meschede. Ja, bestätigt Pfarrer Hans-Jürgen Bäumer: Das Presbyterium der Evangelischen Gemeinde hat bei der Stadt den Abbruchantrag für die Johanneskirche gestellt. Nein, lautet jedoch seine Prognose: „Die Kirche wird nicht abgerissen.“

Ja, bestätigt Pfarrer Hans-Jürgen Bäumer: Das Presbyterium der Evangelischen Gemeinde hat bei der Stadt den Abbruchantrag für die Johanneskirche gestellt. Nein, lautet jedoch seine Prognose: „Die Kirche wird nicht abgerissen.“

Der Antrag sei auf Anraten der Landeskirche gestellt worden. Hintergrund dafür seien rein formale Gründe: „Es ist nicht unser Ziel, die Kirche abzureißen“, versichert er. Der Abbruchantrag sei allerdings die Voraussetzung, um das überzählig gewordene Kirchengebäude aus dem Gemeindehaushalt zu lösen und vorbehaltlos veräußern zu können.

Ein Gemeindezentrum muss wegfallen

Die Evangelische Gemeinde in Meschede muss sparen. Sie befindet sich in der Haushaltssicherung. Innerhalb des Kirchenkreises Arnsberg hat die Mescheder Gemeinde den höchsten Gebäudebestand mit gleich vier Gemeindezentren: Drei davon in Meschede (Christuskirche, Gemeinsames Kirchenzentrum und Johanneskirche), eines in Freienohl. Um den Haushalt zu entlasten, soll eines wegfallen. Mit rund 20 000 Euro im Jahr belastet die Johanneskirche an der Von-Westphalen-Straße den Haushalt. Baulich sei sie in solidem Zustand, aber schon bei der nächsten größeren Reparatur „hätten wir ein Riesenproblem“. Denn die Kosten müssen aus dem laufenden Haushalt bezahlt werden, die Gemeinde darf keine Rücklagen für einzelne Gebäude bilden. Seit 2009 wird über Lösungen nachgedacht.

Externe Berater haben der Gemeinde geraten, sich von der Johanneskirche zu trennen. Bei einer Gemeindeversammlung im Mai wurden die Glieder darüber informiert. „Es gab eine Zeit, da konnte die Kirche mit Gebäuden und Mitgliedern wachsen. Jetzt ist eine Zeit, da muss sich die Kirche kleiner setzen“, sagt Bäumer.

Trägerverein könnte übernehmen

Jetzt also der Abbruchantrag. Tatsächlich aber soll die Johanneskirche dann in einem nächsten Schritt entweder verkauft oder an einen Trägerverein übergeben werden. „Da ist was in Planung“, so der Pfarrer. Bei einem Verkauf behält sich die Gemeinde ein Mitspracherecht angesichts einer möglichen neuen Nutzung vor. Die Kirche würde dann offiziell entweiht. Noch ist aber kein Makler beauftragt, keine Immobilienanzeige formuliert. Auch ein Trägerverein könnte (wie bei der Kapelle in Freienohl) die Kirche übernehmen. Das Gebäude könnte dann weiter von der Gemeinde genutzt und ein Trägerverein unterstützt werden. Das lassen die finanziellen Spielregeln der Evangelischen Kirche durchaus zu.

„Das tut mir in der Seele weh“

Und die Gefühlslage dabei? „Das tut mir in der Seele weh. Es löst Schmerzen aus“, gibt Bäumer beim Gedanken zu, eine Kirche zu verlieren: „Aber was sollen wir machen?“ Derzeit sind die Einnahmen aus der Kirchensteuer zufriedenstellend. 2030 aber müsse die Gemeinde angesichts der demografischen Entwicklung mit der Hälfte des Kirchensteuer-Aufkommens rechnen. Und das bei steigenden Kosten: „Die Schere geht immer weiter auseinander.“ Deshalb gelte jetzt: „Wir müssen Weichen stellen, solange wir handlungsfähig sind.“ Es fließe zu viel Geld in Gebäude. Das wiederum fehle für die inhaltliche Arbeit.