Bestwig. Schon fünf Einbrüche beim Angelclub Velmede: Jetzt suchen die Angler selbst die Täter per Foto. Die Polizei in Meschede warnt davor.

Es hört und hört nicht auf: Seit Oktober ist jetzt schon zum fünften Mal beim Angelclub Velmede eingebrochen werden. „Was sollen wir denn noch tun? Wir schauen schon Tag und Nacht nach“, sagt Vorsitzender Jürgen Gahler ratlos. Mit einem Foto eines ihrer Ansicht nach Verdächtigen haben die Angler inzwischen selbst die Öffentlichkeit gesucht. Davon wiederum rät die Polizei in Meschede aber dringend ab.

Idyllische Lage und abgeschieden: Das zieht die Täter an

Die Fischerhütte des AC Velmede liegt idyllisch in der Senke zwischen der Heringhauser Straße in Bestwig und der Valme. Aber sie ist nicht einsehbar. Über eine kleine Brücke gelangt man leicht über die Valme aus dem Bereich des Bestwiger Bähnchens herüber. Vermutlich kommen die Täter so auf das nicht abgesperrte Gelände.

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Zuletzt war in der Nacht vom vergangenen Freitag auf Samstag eingebrochen worden. Es ist hier eigentlich nichts zu holen.

Schön, aber abgelegen: Die Fischerhütte des Angelclubs AC Velmede. Fünfmal waren in den letzten Monaten Einbrecher auf dem Gelände.
Schön, aber abgelegen: Die Fischerhütte des Angelclubs AC Velmede. Fünfmal waren in den letzten Monaten Einbrecher auf dem Gelände. © Jürgen Kortmann

Diesmal waren es unter zehn Euro aus der Getränkekasse. Ansonsten sind schon Alkoholflaschen und Leergut verschwunden, zwei Motorsägen. Immer aber gilt: „Der angerichtete Sachschaden trifft uns wirklich“, sagt Jürgen Gahler. Jetzt wieder: Die Tür ist brachial aufgebrochen worden - „dafür musst du richtig Gewalt anwenden“. Insgesamt liegt der Schaden der Einbrüche schon bei über 1000 Euro - das ist viel Geld für einen kleinen Club mit zwei Dutzend Mitglieder.

Mit Schmierereien fing es an

„Es hat alles ganz klein angefangen“, berichtet Gahler - mit Schmierereien vor zwei Jahren. Seitdem verkürzen sich die Abstände zwischen den Taten und werden heftiger - schon Anfang Juli war gleich zweimal innerhalb von drei Tagen eingebrochen worden. Dabei war auch neben dem Clubhaus auch eine Hütte auf dem Grundstück aufgebrochen worden, in dem die Motorsägen lagerten.

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Eine Überwachungskamera zeichnete mehrere Personen auf, die die Tür des Heims aufhebeln – allerdings sind sie kaum zu erkennen. Im Februar war der Schuppen ebenfalls aufgebrochen worden, am Vereinshaus wurde Mobiliar umgeworfen, Feuer auf einem Tisch gemacht.

Gahler hat eine Gruppe Jugendlicher in Verdacht. Sie wurden auch schon auf dem Gelände beobachtet, sind aber weggelaufen. „Wir könnten auch Namen nennen“, sagt er – aber es fehlen eben die letzten Beweise, dass sie tatsächlich auch als Einbrecher aktiv waren. Diese Jugendlichen würden sich, so Gahler, auch regelmäßig am Vorplatz des Bestwiger Rathauses und im Bereich des Bähnchens aufhalten, und auch gerne die Valme entlang ziehen. Eine auf dem Tisch an der Fischerhütte von den Unbekannten eingebrannte Zahl „599“ entdeckte er auch an an anderen Stellen in Bestwig entdeckt, zum Beispiel am Skaterpark.

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Polizei warnt: Keine Selbstjustiz

„Wir sind fassungslos“, sagt sein Sohn Michael Gahler, stellvertretender Vorsitzender des Clubs: „Wir können unser Gelände schließlich nicht rund um die Uhr überwachen.“ Der Platz hat sich seiner Vermutung nach unter Jugendlichen eben wegen seiner Abgeschiedenheit herumgesprochen. Der Club versucht jetzt, durch stärkeres Licht ungebetene Gäste nachts abzuschrecken.

Zuletzt ist durch eine Kamera auf dem Gelände auch ein offenbar Jugendlicher im Bild festgehalten worden. Die Angler veröffentlichten sein Foto auf Facebook, zusammen mit der aufgebrochenen Tür, und der Bitte um Hinweise. Das aber ist ein ganz heißes Eisen. Die Polizei in Meschede rät dringend davon ab. „Da sollte man tunlichst die Finger von lassen. Das ist brandgefährlich“, sagt Sprecher Sebastian Held: „Eine Fahndung ist Sache von Polizei und Staatsanwaltschaft, aber nicht von Privatleuten.“

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Denn was, so Held, sehe man auf dem Foto? Einen Mann, der offensichtlich dort nicht hingehöre - aber ob er auch für einen Einbruch verantwortlich sei, bleibe offen: „Noch wissen wir gar nicht, was dort eigentlich passiert ist.“

Brachial aufgebrochen: Die Eingangstür zur Fischerhütte.
Brachial aufgebrochen: Die Eingangstür zur Fischerhütte. © Jürgen Kortmann

Das sei Sache der laufenden Ermittlungen der Polizei. Eine Veröffentlichung eines Fahndungsfotos, bei der die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe bitte, sei das letzte Mittel, zu dem man greife, wenn Ermittlungen ansonsten nichts ergäben - dafür seien aber hohe rechtliche Hürden zu nehmen. Mitunter dauert es deswegen auch viele Monate, bis zu diesem letzten Mittel gegriffen werde: „Das ist ein ganz sensibler Bereich.“

Held warnt vor „Selbstjustiz“, also nicht selber Fotos aus Überwachungskameras ins Internet zu stellen. Das könne sonst auch zu zivilrechtlichen Forderungen zum Beispiel gegen einen Verein führen. Denn im vorliegenden Fall stelle der Club ja einen Zusammenhang her mit dem Foto des Unbekannten und der aufgebrochenen Tür her - obwohl dieser Zusammenhang ja nicht beweisbar ist: „Das suggeriert, der Mann hat die Tür aufgebrochen. Aber das wissen wir ja nicht. Das ist eine Stigmatisierung.“

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Held nennt als Beispiel, dass jemand an einem Wohnhaus nur nach einem Namen oder einer Hausnummer schauen wolle und dabei zufällig gefilmt werde. Ereigne sich dann, ebenso zufällig, ein Einbruch, gebe es so einen vermeintlich Verdächtigen. Die Polizei bleibt deshalb dabei: „Hinweise bitte immer an uns!“ Die Angler wollen sich daran jetzt halten: Sie bitten Zeugen, sich bei der Polizei zu melden, Telefon 0291 / 90200.

>>>HINTERGRUND<<<

Die Polizei benötigt für eine Veröffentlichung eines Fahndungsfotos eine richterliche Anordnung.

Der Gesetzgeber misst dem Recht am eigenen Bild einen hohen Stellenwert bei: Zu groß ist die Gefahr, dass ein Unschuldiger zu Unrecht einer Straftat bezichtigt und sein Ruf beeinträchtigt wird.

Wird eine abgebildete Person zu Unrecht einer Straftat bezichtigt, kann es Anzeigen wegen übler Nachrede, Verleumdung oder falscher Verdächtigung geben.