Bestwig. Eine einzige Corona-Infektion kann ausreichen, um ganze Einheiten der Bestwiger Feuerwehr lahmzulegen. Das gilt es zu verhindern.

Eine einzige Corona-Infektion könnte ausreichen, um im schlimmsten Fall ganze Einheiten der Feuerwehr lahmzulegen. Droht mehreren Einsatzkräften die Quarantäne, könnten sie im Falle eines Brandes nicht ausrücken. Genau das hat die Bestwiger Feuerwehr seit Mitte März erfolgreich verhindert - und setzt weiterhin alles daran, dass es zu einem solchen Fall nicht kommen wird.

Schärfere Vorschriften und Richtlinien

Inzwischen haben erste Löschgruppen der Gemeinde Bestwig zwar den regelmäßigen Übungsbetrieb wieder aufgenommen - dabei lassen die Kameradinnen und Kameraden aber nach wie vor größte Vorsicht walten. Denn: Für die Feuerwehr gelten noch einmal deutlich schärfere Vorschriften und Richtlinien als die, die sich aus der allgemeinen Corona-Schutzverordnung ergeben - mit dem Ziel, zu verhindern, dass große Gruppen von Einsatzkräften unter Quarantäne gestellt werden.

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Grundsätzlich waren die vergangenen Corona-Wochen auch für die Wehren in der Gemeinde Bestwig ruhig. Nicht nur, weil Übungsabende und Fortbildungen wegen der Krise ausfallen mussten, sondern auch, weil es laut Feuerwehr-Sprecher Jan Frigger wenig große Einsätze zu bewältigen gab: Zu den nennenswertesten zählte Ende März der Brand einer Hütte zwischen Heringhausen und Ramsbeck sowie Mitte April ein Wasserrettungseinsatz an der Ruhr in Velmede, bei dem es am Ende niemanden zu retten gab. Anwohner hatten die Wehr alarmiert, weil sie eine Angel und eine Weste am Ufer entdeckt hatten und befürchteten, dass jemand in die Ruhr gefallen sein könnte. Später stellte sich heraus: Angel und Weste lagen bereits seit längerer Zeit dort.

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Damals wie heute gilt: Nach den Einsätzen sind die Kameraden angehalten, sich nicht unnötig lange in Gruppen am und im Gerätehaus aufzuhalten. „Dabei bleiben die Kameradschaft und die Gemeinschaft natürlich ein stückweit auf der Strecke“, sagt Frigger. Trotz der Lockerungen, die es auch bei den Feuerwehren inzwischen gibt: Feuerwehr-Alltag ist noch längst nicht wieder eingekehrt.

Logistischer Aufwand

Deutlich wird das bei den Übungsabenden. Eine der ersten Löschgruppen, die den Übungsbetrieb in der Gemeinde wieder aufgenommen hat, ist die Löschgruppe Ramsbeck. „Die anderen werden nach und nach folgen“, sagt Frigger.

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Verbunden sind diese Abende mit einem gewissen logistischen Aufwand. Denn: Die Einheiten müssen dafür in Gruppen eingeteilt werden. Wird die eine unter Quarantäne gestellt, bleibt so wenigstens die andere einsatzfähig. Entsprechend finden die Übungsabende der Gruppen auch nicht gleichzeitig, sondern im wöchentlichen Wechsel statt. Und das auch nur auf Sparflamme: Damit die Handgriffe im Falle eines Einsatzes sitzen, werden an den Gerätehäusern Löschangriffe gelegt und es wird unter anderem Fahrzeug- und Gerätekunde betrieben.

„Fahrten zu größeren Übungsszenarien beispielsweise in Betrieben oder gemeinsame Übungen mit anderen Einheiten werden aktuell weitgehend vermieden“, sagt Frigger. Auch, wenn die Übungsabende nur in abgespeckter Form möglich sind, seien sie wichtig, so der Wehr-Sprecher. Denn so werde für nötige Routine auch bei den weniger erfahrenen Einsatzkräften gesorgt.

Zwangspause der Jugendwehr

Ohne Maske geht bei den praktischen Übungen wenig. „Wenn Schläuche zusammengekuppelt werden müssen, steht man sich zwangsläufig nah gegenüber“, sagt Frigger. Und dann gilt auch für die Feuerwehrleute das, was für jeden anderen gilt: Wenn der nötige Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, muss die Maske her.

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Die 40 Kinder und Jugendlichen der Jugendfeuerwehr warten derweil nach wie vor darauf, sich endlich wieder treffen zu können. „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung, wie die Übungsabende unter den erforderlichen Hygiene- und Abstandsregeln, stattfinden können“, sagt Frigger. Gemeinsam mit Wehrführer Andreas Schulte habe er die Hoffnung, zum Ende der Sommerferien eine Lösung präsentieren zu können, damit auch hier die Übungsabende wieder stattfinden können.

Langeweile vermeiden

„Es ist wichtig, die Kinder und Jugendlichen bei der Stange zu halten und zu verhindern, dass sie sich möglicherweise aus Langeweile ein anderes Hobby suchen“, sagt Frigger. Die gute Nachricht: Nachwuchssorgen gibt es bei der Bestwiger Feuerwehr nach wie vor nicht. Rund 180 aktive Kameradinnen und Kameraden gibt es derzeit in der Gemeinde Bestwig. Und wie alle anderen sehnen auch sie sich den ganz normalen Alltag wieder herbei.

  • Die Unfallkasse NRW hat für die Feuerwehren einen Leitfaden mit Handlungsempfehlungen im Umgang mit der Corona-Situation erstellt. Er ist die Grundlage für die Entscheidungen der Wehrführung.
  • In dem Leitfaden ist auch die Wiederaufnahme des regulären Dienstbetriebes ein Thema. Darüber entscheidet am Ende die Wehrführung gemeinsam mit der Gemeinde. Diese Entscheidung muss unter Berücksichtigung der örtlichen Pandemielage und gegebenenfalls vorhandener landesspezifischer Regelungen erfolgen, heißt es in dem Handlungsempfehlungen.
  • Komplett auf Eis liegen derzeit auch die Übungsabende der gemeinsamen ABC-Einheit von Meschede und Bestwig. Damit soll eine wehrübergreifende Durchmischung im Falle einer Infektion verhindert werden.