Meschede. Die Politik diskutiert zwar ein Ende der Maskenpflicht: Die Mescheder Händler aber haben sich schon entschieden.
Einkaufen ohne Masken. Dass das netter wäre, ist allen klar. Doch die Mescheder Einzelhändler sehen die politische Diskussion, die am Wochenende in ganz Deutschland entflammt ist, als verfrüht. „Da wollen sich einige Politiker profilieren“, sagt Karl Völker, „nach dem Motto: Kommt alle her. Mein Bundesland ist coronafrei.“ Der Senior-Chef der gleichnamigen Parfümerie hält die Maskenpflicht für „das kleinere Übel, wenn man die Alternativen betrachtet: ein möglicher Anstieg der Erkrankten und Toten mit einem erneuten Lockdown.“Denn das Virus sei nun mal weiter in der Welt.
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Kunden kaufen weniger
Und damit spricht er auch den übrigen befragten Einzelhändlern aus der Seele. „Natürlich wäre es schöner, wenn wir die Maske nicht mehr tragen müssten“, sagt Petra Streich vom Modegeschäft Paul & Pauline, die bei der Frage ein wenig zwiegespalten ist. Belastend sei es vor allem für diejenigen, die sie den ganzen Tag tragen müssten, also die Verkäufer im Einzelhandel. „Manche Kunden vermeiden es, mit Maske etwas anzuprobieren und kaufen daher auch weniger.“ Aber die Maske schütze eben auch.
„Und der Schutz von Mitarbeitern und Kunden hat für uns oberste Priorität“, betont Karl Völker, der selbst in seiner Familie erlebt hat, wie schnell und wie schwer eine Corona-Erkrankung den Einzelnen treffen kann.
Maske gibt Gefühl von Sicherheit
Vielen Kunden gebe die Maske zudem ein Gefühl von Sicherheit, ergänzt Wilhelm Heide vom gleichnamigen Modehaus. „Manch einer ginge sonst vielleicht gar nicht mehr raus. Man sieht ja schon einige, die sie auch auf der Straße tragen.“
Dass ein Aussetzen der Maskenpflicht die Umsätze ankurbeln könnte, glaubt er nicht. „Es fehlen die Anlässe, die Schützenfeste und Familienfeiern, um sich etwas Schönes zu gönnen“, sagt er. Dazu plagten manch einen existenzielle Sorge,. „Menschen sind in Kurzarbeit oder fürchten den Verlust des Arbeitsplatzes.“
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Maske als Warnsignal
Schuhhändler Volker Stratmann ist kein Fan der Maske, aber auch er sagt: „Sie jetzt schon abzuschaffen, halte ich für verfrüht. Die Gefahr besteht, dass wir alle dann auch bei den allgemeinen Abstands- und Hygieneregeln nachlässig werden.“ Die Maske wirke dagegen wie ein Warnsignal.
Das sieht auch Andreas Knappstein von gleichnamigen Möbelhaus so: Er hat für seine Mitarbeiter durchsichtige Plexiglas-Masken angeschafft. Da sei es leichter zu atmen und sein Gegenüber auch mal anzulächeln. „Es wäre schön, wenn wir Einzelhändler solche Freiheiten vermehrt nutzen könnten.“ Aber die Maske jetzt schon komplett abzuschaffen, nein, da wäre er dagegen: „Ich habe viel zu viel Respekt vor der zweiten Welle.“
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Appell an die Kunden
Auch sie jetzt auszusetzen und bei einem Anstieg der Zahlen wieder einzuführen, sei eine Gratwanderung, findet Katrin Föster von der Buchhandlung Wortreich. Das schaffe nur Unruhe. „Die Leute haben sich gerade daran gewöhnt und beginnen auch wieder zu stöbern - trotz Maske“, beobachtet sie. Sie würde sich allerdings wünschen, dass sich alle auch an die Maskenpflicht halten. Immer wieder müsse sie Kunden daran erinnern, sie aufzusetzen und auch richtig zu tragen. „Ich finde das unfair, Mitarbeitern und anderen Kunden gegenüber.“
Dafür bezahlen müssten letztlich die Händler - direkt mit einer Strafe ans Ordnungsamt oder durch einen erneuten Lockdown. Und den würden viele nicht überstehen.
>>>HINTERGRUND
Laut Corona-Schutzverordnung gilt die Maskenpflicht in NRW vorerst bis zum 15. Juli in allen Einrichtungen mit Publikums- und Kundenverkehr. Wer die Maskenpflicht missachtet, darf die entsprechenden Angebote nicht nutzen bzw. Einrichtungen nicht betreten.
Ausnahmen gelten für Kinder, die noch nicht zur Schule gehen. Befreiungen gibt es auch aus medizinischen Gründen. Außerdem kann die Maske aus bestimmten Gründen vorübergehend abgelegt werden, beispielsweise zur Kommunikation mit einem gehörlosen oder schwerhörigen Menschen.