Die Corona-Maskenpflicht stellt Schwerhörige aktuell vor große Probleme. Wie jeder Mitbürger den Betroffenen helfen kann.
Schmallenberg/Arnsberg. Cornelia Schloetmann (59) ist bereits seit Kindesalter schwerhörig. Seit 2018 ist sie in der Teilhabeberatung für Menschen mit Hörbeeinträchtigung tätig. Dazu kommt sie einmal im Monat in den Raum Schmallenberg, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen an betroffene Menschen weiterzugeben. Dabei stellt die Corona-Zeit alle Menschen vor besondere Herausforderungen, so auch den Alltag von hörbeeinträchtigen Personen. Doch es gibt auch einen positiven Nebeneffekt.
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Unterschiedliche Menschen verschiedenen Hörverlustgrades kommen zu ihrer Beratung nach Bad Fredeburg. Cornelia Schloetmann, Beraterin beim Deutschen Schwerhörigenbund (DSB) gibt kostenlos Informationen auf dem kleinen Weg, unabhängig von Ärzten oder Herstellern. Sie macht es aus persönlicher Motivation und spricht aus eigener Erfahrung. Mit neun Jahren wurde bei ihr Schwerhörigkeit festgestellt, doch erst mit 18 Jahren wurde sie mit einem Hörgerät versorgt. Heute sind die Zeiten anders, doch es gibt auch viel mehr technische Hilfsmittel und Entwicklungen.
Anfragen aller Altersstufen
Meistens sind es ältere Menschen, doch sind auch Anfragen aller Altersstufen zur Beratung vorhanden. Die Termine sind immer gut besucht - die ausgebildete Beraterin ist vorbereitet. Die Anfragen und Themen sind sehr individuell, so auch die Diagnosen und Stärken des Hörverlustes. „Hörverlust kann verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel krankheitsbedingt, angeboren, durch Altersschwäche oder Lautschädigung. Man sagt jedoch, dass Personen mit 20 bis 40 Dezibel Verlust bereits hörgeschädigt sind. Hier beginnt auch die Hörgeräteversorgung.“, sagt Schloetmann, die ihr Wissen gerne weitergibt.
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Zu Zeiten von Corona haben es Betroffene besonders schwer im Alltag, bedingt durch die Corona-Schutzverordnung. Der Mundschutz stellt viele Hörgeschädigte vor Herausforderungen. Nicht nur Worte sind schwer zu verstehen, sondern auch die Mimik der sprechenden Person wird hinter der Maske versteckt. „Normalerweise verlassen sich Betroffene nicht nur aufs Gehör, sondern lesen das ganze Gesicht und ihre Emotionen. Mit der Maske sind das Mundbild und die Mimik nicht mehr sichtbar. Nur die Augen lassen die Emotionen noch erahnen. Wenn Gesprächspartner dazu noch undeutlich sprechen, wird es sehr schwierig“, so Schloetmann.
Hörschädigung ist unsichtbar
„So kann im Gespräch schnell etwas Falsches verstanden werden. Hörschädigung ist unsichtbar und kann daher sehr frustrierend sein.“ Viele Betroffene bleiben daher eher zu Hause und gehen nur für nötige Besorgungen und ärztliche Untersuchungen aus dem Haus.
Doch Schloetmann plädiert für gegenseitiges Verständnis im Gespräch. Die betroffene Person sollte nachfragen und den Gesprächspartner darum bitten, den kompletten Satz zu wiederholen und langsam zu sprechen. „Hilfreich ist, wenn man auch selbst bei der Nachfrage den Satz, so wie man ihn bis dato verstanden hat, wiederholt.“
Ausnahmeregelung seit Mai
Doch nun gibt es seit Ende Mai Ausnahmeregeln für hörbeinträchtige Menschen. Der DSB Landesverband in Zusammenarbeit mit dem CI-Verband NRW konnte bei der Landesregierung eine Ausnahmeregelung erwirken.
Die Corona-Schutzverordnung wurde entsprechend angepasst. In der Verordnung heißt es nun: „Die Mund-Nase-Bedeckung kann vorübergehend abgelegt werden, wenn das zur Ermöglichung einer Dienstleistung oder ärztlichen Behandlung oder aus anderen Gründen (z.B. Kommunikation mit einem gehörlosen oder schwerhörigen Menschen, […] zwingend erforderlich ist.“ (Corona-Schutzverordnung vom 30. Mai 2020: § 1 Verhaltenspflichten im öffentlichen Raum, Personengruppen.) Falls Personen die Hörbeeinträchtigung anzweifeln, kann als Nachweis im Gespräch das Hörgerät oder Cochlea-Implantat dienen.
Abnahme der Maske schwierig
Doch auch die Abnahme der Masken mit Sicherheitsabstand stellt manche, vor allem ältere Personen, vor neue Herausforderungen nach Schloetmanns Meinung. „Masken haben Bänder oder Gummis, welche hinter den Ohren befestigt werden. Vor allem ältere Personen, können Probleme haben, die Masken abzunehmen. Dann kann ein Hörgerät schon einmal herunterfallen oder kaputt gehen. Ein Hörgerät zu ersetzen, kann je nach Modell hohe Kosten verursachen.“
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Doch sieht sie ebenso einen positiven Nebeneffekt durch Corona: „Ich habe bemerkt, dass durch die Corona-Pandemie die Menschen mehr Verständnis aufbringen. Vor Corona war das anders – da reagierten manche Personen im Gespräch öfters einmal genervt und verfielen trotz Bitte schnell in gewohnte und schnelle Sprachmuster. Dadurch, dass viele auch selbst durch das Tragen der Maske Probleme dabei haben andere Personen zu verstehen, können sie sich besser in die Lage der Schwerhörigen hineinversetzen.“
Cornelia Schloetmann: Zur Person
Cornelia Schloetmann (59) aus Voßwinkel ist zertifizierte DSB-Beraterin und gibt Teilhabenberatung für Menschen mit Hörbeeinträchtigung.
Sie betreut aktuell im DSB vier mobile Standorte in Arnsberg, Unna, Lünen und Schmallenberg/Bad Fredeburg (hier jeden dritten Donnerstag im Monat).
Sie geht aktuell nach der DSB Statistik 2015 von circa 4784 schwerhörigen Menschen im Raum Schmallenberg aus.
Der Deutsche Schwerhörigenbund (DSB) vertritt die Interessen der schwerhörigen und ertaubten Menschen in Deutschland auf örtlicher, Landes- und Bundesebene. Basis der Arbeit des DSB sind die Ortsvereine und Selbsthilfegruppen, die sich zu Landesverbänden und zum Bundesverband zusammengeschlossen haben.
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