Meschede. Nach einem abwechslungsreichen Berufsleben ist die Meschederin Petra Skarupa-Schäfer angekommen. 2018 eröffnete sie ihren Unverpackt-Laden.

Wer in Meschede lebt und dann zusätzlich einen Campingwagen an die Henne stellt, der muss schon ein echter Fan der Talsperre sein. Petra Skarupa-Schäfer ist Mescheder Einzelhändlerin, Inhaberin von Petras Ökoeck und erste Gesprächspartnerin im Seegespräch 2020. Eine Interviewreihe, die wir jetzt im dritten Jahr während der Sommerferien fortsetzen. Thema sind die Menschen in Meschede und der See.

Einen Wohnwagen an der Henne? Warum haben Sie das gemacht?

Petra Skarupa-Schäfer (lacht): Ja, da haben sich damals viele drüber lustig gemacht. Aber die Kinder waren noch klein. Gemeinsam mit Freunden hatten wir direkt nebeneinander einen Stellplatz auf dem Campingparkgelände. Freitags mittags haben wir unsere Sachen gepackt. Die Kinder konnten dort an allen Angeboten teilnehmen. Das war Erholung pur!

Vor zwei Jahren haben Sie Petras Ökoeck eröffnet, einen Unverpackt-Laden, der auch Bioware anbietet, der erste im Umkreis. Wer sind Ihre Kunden?

Das sind viele junge, umweltbewusste Familien. Aber es kommt auch die alte Stammkundschaft weiter, die das Geschäft noch als Reformhaus kennt. Und die Älteren wiederum nutzen jetzt vermehrt auch die Abfüllstationen.

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Sie waren mehr als zehn Jahre Taxifahrerin, sind Lkw gefahren, waren Krankenschwester bei der Caritas, haben ein Krankentransport-Unternehmen gegründet, einen Trödelladen geführt - sind Sie jetzt angekommen?

Der eigene Laden war immer mein Traum und gesunde Lebensweise fasziniert mich. Seitdem ich am Strand von Sansibar Alditüten im Wasser gesehen habe, ist mir klar, dass Müllvermeidung eins unserer wichtigsten weltweiten Themen ist. Nach dem Corona-Lockdown läuft das Geschäft erst langsam wieder an. Aber ich bin ganz zuversichtlich: Müllvermeidung, Ökologie und Klimaschutz sind Zukunftsthemen, auch wenn noch kein Krankenschwestergehalt übrig bleibt.

Petra Skarupa-Schäfer betreibt in Meschede Petras Öko-Eck. Herzstück des Ladens sind neben Reformhaus-Artikeln die 45 Abfüllstationen, in denen es Gewürze, Haferflocken, Reis, Linsen und Quinoa aber auch Heilpflanzen wie Ashwaghanda (Schlafbeere) gibt.  
Petra Skarupa-Schäfer betreibt in Meschede Petras Öko-Eck. Herzstück des Ladens sind neben Reformhaus-Artikeln die 45 Abfüllstationen, in denen es Gewürze, Haferflocken, Reis, Linsen und Quinoa aber auch Heilpflanzen wie Ashwaghanda (Schlafbeere) gibt.   © WP | Ute Tolksdorf

Mit 46 haben Sie auch noch die Teilzeitausbildung zur Krankenschwester am St.-Walburga-Krankenhaus begonnen und vier Jahre später abgeschlossen. Wie hart war das?

Das Lernen ist mir gar nicht so schwer gefallen, aber natürlich war es hart, mit 46 wieder als Schülerin dazustehen und sich von 26-Jährigen etwas sagen zu lassen. Unser Jahrgang war der erste in Teilzeit. Da hat es auch am Anfang ein bisschen geknatscht, weil wir zum Beispiel weniger Dienste machen mussten, aber das hat sich eingespielt. Die Lehrer waren toll und als Klasse haben wir super zusammengehalten. Allerdings sind von 30 am Anfang nur 10 bis zum Examen geblieben. Aber es hat sich gelohnt. Ich kann das nur empfehlen. Krankenschwester ist ein höchst anspruchsvoller und verantwortungsvoller Beruf, in dem jeder jederzeit zu 100 Prozent gefordert ist, fachlich, körperlich und seelisch.

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Was halten Sie von Meschede als Einkaufsstadt?

Ich finde Meschede als Einkaufsstadt wirklich attraktiv. Gerade jetzt mit dem Henne-Ruhr-Markt, der geöffneten Henne und der neugestalteten Fußgängerzone. Für Kleidung müssen auch junge Leute nicht nach Neheim oder Dortmund fahren. Was uns fehlt, sind noch neue, überraschende Geschäfte. Wenn ich wüsste, was, würde ich es eröffnen. (lacht) Was es aber unter allen Umständen zu vermeiden gilt, sind Leerstände. Da wünsche ich mir, dass die Hausbesitzer potenziellen Mietern so weit es geht entgegenkommen. Für Existenzgründer sind kurzfristige und günstige Pachtverträge total wichtig. Sich fünf Jahre festlegen zu müssen, das schreckt ab. Ich habe es da mit meinem Vermieter sehr gut getroffen.

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>>>HINTERGRUND

Petra Skarupa-Schäfer ist 54 Jahre alt, verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Die Meschederin hat erst eine Ausbildung zur Kinderpflegerin und dann zur Hauswirtschafterin gemacht.

Im Anschluss fuhr sie für die Firma Mikus gemeinsam mit ihrem Vater Lkw bis nach Madrid.

15 Jahre war sie Taxi-Fahrerin für die Firma Völlmecke. Während sie ihre Mutter pflegte, lieferte sie Essen für das Salzmann-Haus aus. Nebenher eröffnete sie mit einer Freundin das Trödeleck.

Mit 50 schloss sie die Teilzeitausbildung zur Krankenschwester ab und arbeitete im Anschluss für die Caritas. Gemeinsam mit ihrem Sohn baute sie den Krankenfahrdienst Pascal24 auf.

Seit Oktober 2018 ist sie Inhaberin von Petras Ökoeck.