Meschede. Meschedes Gemeinschaftsgefühl wurde im WP-Heimat-Check mit einer 2,8 bewertet. Eberhard Borghoff kann sich damit nicht zufrieden geben.

Eberhard Borghoff ist einer dieser Menschen, die ihrem gegenüber im Gespräch ein gutes Gefühl vermitteln. Ein Mensch, dem man gern und lange zuhört. Doch jedes Interview ist endlich. Und Eberhard Borghoff antwortet abschließend auf die Frage, was für ihn Gemeinschaft ausmacht, dass es das „Sprechen, Kommunizieren und Kontakte pflegen“ sei. Das merkt man.

Rund 40 Jahre engagiert sich der pensionierte Studiendirektor nun schon ehrenamtlich in Meschede. Zumeist, um seine Heimatstadt und die hiesige Gemeinschaft zu unterstützen. 1981 ging es mit einem Schüleraustausch zwischen Ungarn und Meschede los, es folgte unter anderem eine langjährige Tätigkeit im Rat und seit nunmehr fünf Jahren gilt sein Engagement dem Bürgertreff Meschede. Dort ist er unter anderem für die organisatorischen Belange des „Campus“, der Kneipe und Begegnungsstätte des Bürgertreffs, zuständig.

30 ehrenamtliche Mitarbeiter

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Insgesamt bemühen sich dort 30 ehrenamtliche Mitarbeiter um Bewirtung, Instandhaltung und Organisatorisches. Sie stehen hinter der Theke, bringen selbstgebackenen Kuchen an den Mann und die Frau oder planen die zahlreichen Veranstaltungen, die den Meschedern dort kostenlos geboten werden. „Das sind Menschen, die das Gespräch schätzen und ganz verschiedene Begabungen einbringen, um die Gemeinschaft zu unterstützen“, beschreibt Eberhard Borghoff seine Mitstreiter. „Wir scherzen manchmal und sagen, dass man hinter der Theke im Campus durchaus auch Pastor sein könnte.“

Besonderen Zuspruch finden neben den diversen Freizeitangeboten auch Konzerte mit heimischen aber auch internationalen Künstlern. Sogar Musik aus dem fernen Kanada hat es schon gegeben. Alles kostenlos. Und auch die Künstler selbst treten ohne Gage auf. „Jeder gibt das, was ihm die Veranstaltung wert ist“, erklärt Borghoff. So wird im Normalfall das erwirtschaftet, was für Miete und laufende Kosten nötig ist - mehr nicht. Doch Corona hat auch dem Bürgertreff zugesetzt. Aktuell werden Rechnungen mit Erspartem beglichen und der Kneipenbetrieb läuft erst langsam wieder an. Samstags ist ab sofort aber wieder jeder Mescheder herzlich willkommen. Größere Veranstaltungen und Konzerte fallen wie überall noch bis mindestens Ende Oktober aus.

Heimkehrer sorgen für volles Haus

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Beim Gedanken daran gerät Borghoff wehmütig ins Schwärmen. Stolz berichtet er von einer Schülerband vom Gymnasium der Benediktiner, seiner ehemaligen Wirkungsstätte. „Bogen, Blech und Taktstock“ heißen die Musiker, die auch in diesem Jahr kurz vor Weihnachten wieder ein Konzert geben werden, wenn sie für die Feiertage zurück in ihre Heimat kehren. Geplant sind sogar zwei Termine, weil der Ansturm im letzten Jahr so groß war. „Das beschreibt das Gemeinschaftsgefühl hier doch schon sehr gut“, meint Borghoff. Aber natürlich ist ihm auch bewusst, dass man nicht jeden mit den Angeboten des Bürgertreffs abholen kann.

Gemeinschaftsgefühl „befriedigend“

Im WP-Heimat-Check hätte er trotzdem eine bessere Bewertung für das Gemeinschaftsgefühl erwartet. Eine Idee, wo das „voll befriedigend“ für das Mescheder Gemeinschaftsgefühl herkommen könnte, hat er aber: „Das ist ein Problem der Kleinstadt. Man ist zu groß für ein Gemeinschaftsgefühl in der Kernstadt und zu klein für größere Dinge.“ Und auch in Meschedes Historie sieht er einen möglichen Grund für die nicht ganz so gute Bewertung des Gemeinschaftsgefühls. „Nach dem zweiten Weltkrieg war Meschede zweigeteilt und bis heute haben die Menschen aus Nord und Süd nicht wieder zu hundert Prozent zusammengefunden.“

Coachings und Integration

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Hinzukommen schwindende Mitgliederzahlen und wenig Nachwuchs in den Vereinen. Dieser Entwicklung will der Bürgertreff entgegen wirken. „Wir haben zusammen mit der Stadt und der Bürgerstiftung bislang drei Fachseminare organisiert, die sich damit befasst haben, wie man einen Verein führt und wie man Mitglieder werben kann“, berichtet Eberhard Borghoff. Die Angebote seien auch gut angenommen worden. Sehr wichtig in puncto Gemeinschaftsgefühl ist für ihn das große Thema Integration. Als gelungenes Beispiel nennt er in diesem Kontext den Tag der Nachbarschaften, der stets mit einem mehrsprachigen Plakat wirbt und Mescheder verschiedener Nationen und Nachbarschaften zusammenbringt. Der nächste Tag der Nachbarschaften findet 2022 statt - nicht wegen Corona sondern weil das Fest sowieso nur alle zwei Jahre gestemmt werden kann.

Rausgehen und Mitmachen

Doch all die schönen Angebote des Bürgertreffs nutzen dem Gemeinschaftsgefühl nicht, wenn keiner hingeht. „Manchmal kommen durch die Bands auch neue Gesichter ins Campus - und kommen wieder“, berichtet Borghoff, „der Mensch ist schließlich ein Gemeinschaftswesen.“ Um die Gemeinschaft zu stärken appelliert er aber nicht nur dafür, sich den Angeboten des Bürgertreffs anzuschließen, sondern dafür, rauszugehen, die hiesigen Gastronomien zu besuchen und in die Stadt zu gehen. So macht er es auch selbst. Wenn er nicht grad für den Bürgertreff Meschede im Einsatz ist, trifft der Pensionär sich gern mit seinem Stammtisch. Immer abwechselnd in den Kneipen Meschedes.

Eberhard Borghoff

war Lehrer für die Fächer Latein und katholische Religion am Gymnasium der Benediktiner

er hat zwei erwachsene Töchter und ist kürzlich zum zweiten Mal Großvater geworden

gehört zur Partei „Unabhängige Wählergemeinschaft Meschede“ und war viele Jahre Ratsmitglied

kümmert sich beim Bürgertreff Meschede um die Belange des „Campus“