Schmallenberg/Oberkirchen. Warum Wisent, Wolf und Wald gemanagt werden müssen, erläutert Michael Keuthen, Förster und Ortsheimatpfleger aus Oberkirchen.

Wolf, Wisent und Klimawandel - Michael Keuthen hat die Schlagworte aufs Cover gehoben, die viele Menschen in der Region beschäftigen. Das macht der Buchautor mit Absicht. Für den Oberkirchener Förster und Historiker hängen sie aber tatsächlich zusammen und bündeln sich in einem Begriff: Waldmanagement. „Ja, auch der Wolf und Wisent müssen gemanagt werden“, sagt er.

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Keuthen ist Förster beim Landesbetrieb Wald und Holz und Ortsheimatpfleger in Oberkirchen. „Man muss die Vergangenheit kennen, um die Gegenwart zu verstehen und für die Zukunft zu lernen“, lautet sein Wahlspruch. Das gelte gerade für diese Zeiten, in denen die toten Fichtenwälder den menschengemachten Klimawandel vor Augen führten und wo sich Menschen um den möglichen Wolfsriss im Sorpetal sorgten.

Klimawandel

„Wetterextreme hat es immer schon gegeben“, sagt er. Dürreperioden, Stürme und Ende der 40er Jahre hatten eine Borkenkäferplage“ Doch damals seien diese Extreme alle 100 Jahre aufgetreten, der klassische Jahrhundertsturm. Heute würden die Abstände immer kürzer.

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Drei Maßnahmen sieht Keuthen gegen menschengemachten Klimawandel: „Wir müssen das Bevölkerungswachstum stoppen, regenerative Energien einsetzen und die Zahl der Wälder vermehren.“ Denn Wälder seien natürlich CO2-Speicher. „Der Wald ist also Opfer des Klimawandels und gleichzeitig Teil der Lösung.“ Dabei sehe er nicht, dass wir in absehbarer Zeit komplett auf die fossilen Energieträger verzichten können. „Aber die Mischung macht’s“.

Der Wald

Und es sei wichtig, auf Bäume zu setzen, die mit Temperaturerhöhung und Wasserknappheit besser klarkommen als die Fichte. Diese Erkenntnis ist nicht neu. „Seit 2007 gibt es die digitale Standortklassifizierung des Landesbetriebs.“ Sie zeigt auf, welche Bäume im Sauerland, wo überleben können, wenn die Temperatur steigt. Die Fichte hat an vielen Stellen schon jetzt verloren. Dabei muss man wissen: Auch sie kein Ureinwohner des Sauerlandes. Preußen und Hessen pflanzten sie Mitte des 19. Jahrhunderts auf entwaldete Hügel, weil sie schnell wachsendes Baumaterial benötigten.

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„Das hat 150 Jahre ja auch gut funktioniert“, sagt Keuthen. Jetzt müsse man aber klimatolerantere, standortgerechte Baumarten suchen. Er nennt die pazifische Edeltanne (die Nobilis), die Große Küstentanne, Douglasie, Roteiche und Edelkastanie. Als Historiker sieht er den steten Wandel: „Die Wälder, die wir heute gestalten, sind morgen vielleicht schon wieder historisch.“ Doch eins sei sicher: „Die Wiederaufforstung der Fichte lohnt sich auf vielen Flächen nicht mehr.“

Waldmanagement

Grundsätzlich sei es wichtig, dass Wald gemangt werden müsse. „Wir können ihn nicht sich selbst überlassen“, betont Keuthen. „Wir brauchen das Holz. Es kann nicht sein, dass wir hier nichts mehr einschlagen und dann Holz importieren, für das Regen- und Urwälder abgeholzt werden.“ Zum Waldmanagement gehört für ihn auch die Jagd, auf Rehe, damit die Verbisschäden gering gehalten werden können und auf den Wolf, wenn der sich in unserer dichten Kulturlandschaft nicht angemessen verhält.

Zum Wisent gibt Keuthen in seinem Buch keine Meinung ab. „Mir war es nur wichtig, die Fakten einmal zusammenzufassen.“ Da endet das Kapitel im Jahr 2019, als der Zaun für die Freigänger-Herde um Latrop vorgeschlagen wird. Doch wenn der Historiker direkt gefragt wird, hat er dazu schon eine Meinung. „Das Wisent war hier niemals heimisch, das zeigen für mich die Streckenlisten der Fürstentümer Wittgenstein.“

Der Wolf

Anders ist es beim Wolf „Der Wolf ist ein Rückkehrer“, sagt Keuthen. „1811 wurde bei Fleckenberg das letzte Tier geschossen.“ Deshalb habe er auch das Recht zurückzukehren. „Er wird ja nicht wieder angesiedelt, er wandert selbstständig ein.“ Für den Förster ist aber auch klar, dass der Wolf als schlaues Tier, es schnell lernen wird, dass es sich von Nutztiere leichter ernährt, als von wilden Tieren.

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Um das zu verhindern, müssten sogenannte „auffällige“ Tiere von Anfang an bejagt werden. „Die geben dieses Verhalten sonst an ihre Nachkommen weiter. Die lernen gar nicht, wie man Wildtiere jagt.“ Auch der Wolf gehört daher nach Keuthens Ansicht ins Waldmanagement. „Auch das regelt sich nicht von alleine.“