Meschede. Die Schützen im Mescheder Stadtgebiet bringen sich lautstark in Erinnerung. Symbolisch wollen sie auch den bösen Corona-Geist vertreiben.

Auch wenn keine Schützenfeste stattfinden – es gibt sie noch, die Schützen! An Fronleichnam rufen sie sich in Erinnerung. Lautstark. Mit einer gemeinsamen Aktion machen sie das, was man früher schon gemacht hat, um böse Geister zu vertreiben: Sie böllern. So soll symbolisch auch ein Stück weit Corona verjagt werden.

Feuertaufe für neue Kanone

In der Mittagszeit wird geböllert. Im Mescheder Norden, in Grevenstein und in Eversberg. Dort, wo es auch Böllerkommissionen oder entsprechende Vereine gibt. Remblinghausen wollte auch erst mitböllern, hatte dann aber personelle Engpässe. Der Mescheder Süden ist nicht Teil dieser Aktion, geböllert wird aber auch: Auf Wunsch von Pfarrer Michael Schmitt morgens vor der Messe und zum Ende beim Segen – das ist sonst an Fronleichnam beim Schützenfest von St. Georg traditionell auch der Fall. Diesmal, alles ist abgespeckt, böllern die Schützen dort allerdings nicht mit ihrer Kanone, sondern mit Handböllern.

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Die gemeinsame Aktion kam aus Reihen der Schützen, sagt Frank Teutenberg von der Böllerkommission im Mescheder Norden: „Wir Schützen wollen in der Corona-Zeit von uns hören lassen.“ Das Böllern ist dann nicht nur ein lautes Lebenszeichen – „wir sind noch da, und wir sind auch für euch da!“, sagt Sebastian Schwarzer aus Eversberg. Das Böllern soll auch als Dank an die vielen Alltagshelfer in der Krise verstanden werden. Und es ist eben ein Teil der Tradition: Auch das Krachen an Silvester ist schließlich darauf zurückzuführen, bösen Geistern den Garaus zu machen. Das passt zur Corona-Zeit.

Hundebesitzer werden von den Schützen um Verständnis gebeten: Bitte den Tieren die Ohren zuhalten, die Aktion dauert ja auch nicht lange.

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Wo die Böllerschützen stehen werden, bleibt geheim – angesichts der Abstandsregeln soll es keinen Zuschauerauflauf geben. Ein Mindestabstand gilt beim Böllern ohnehin zu allen Zeiten: Zwei Meter müssen die Böllerschützen nebeneinander stehen, zehn Meter hinter sich und 50 Meter vor sich muss Platz sein. An sie kommt kein Coronavirus heran… In Bayern übrigens, ein Kernland der deutschen Böllertradition, ist das Böllern derzeit immer noch untersagt - dort wird überlegt, ob die Schützen nicht alle am Nationalfeiertag, am 3. Oktober, ein gemeinsames lautes Zeichen von sich hören lassen.

Es sind doch Freudenschüsse!

Im Mescheder Norden und in Grevenstein kommen Handböller zum Einsatz, in Eversberg die Böllerkanone – dort ist es schon einmal die inoffizielle laute Vorstellung der neuen Kanone, die nun als Ersatz für die alte aus dem Jahr 1962 verwendet wird.

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In Meschedes Norden und in Eversberg sind die Böller-Männer jeweils angesiedelt beim Schützenverein bzw. der Bruderschaft, in Grevenstein gibt es dafür einen eigenständigen Verein: Die „Aisten Griavenstainer Böllerköppe“ (die „Ersten Grevensteiner Böllerköpfe“) haben sich 1992 gegründet, damals aus einer Stammtischidee heraus. Die Jüngsten sind die Mescheder, die seit drei Jahren böllern, die Eversberger rechnen sich auf mindestens 70 Jahre zurück. Heinrich Bücker von den „Böllerköppen“ erinnert daran, dass früher geböllert wurde, wenn ein Staatsoberhaupt begrüßt wurde, als freudiger Salut bei Geburtstagen oder Taufen. Militantes oder Militärisches verberge sich nicht dahinter: „Böller sind Freudenschüsse!“

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Sie böllern aus Tradition und aus Technikinteresse. Nicht jeder darf das. „Man wird mehrfach durchleuchtet“, sagt Robert Kielholz aus Grevenstein. Zunächst muss man ein einwandfreies großes polizeiliches Führungszeugnis vorweisen können, dann erst erhält man eine Berechtigung für einen Lehrgang, muss diesen bestehen und darf erst dann eine Berechtigung beim Hochsauerlandkreis beantragen, um Pulver kaufen zu dürfen. Alle fünf Jahre werden die Böllergeräte vom TÜV untersucht.

>>>HINTERGRUND<<<

Im Mescheder Norden wird normalerweise nur zum Schützenfest geböllert.

In Eversberg wird beim Schützenfest geböllert, außerdem zur Großen Flurprozession.

Die „Böllerköppe“ aus Grevenstein geben Salut beim Schützenfest im eigenen Ort, beim Schützenfest in Sundern, Wenholthausen und in Wennemen. Sie nehmen auch an Treffen anderer Böllerschützen teil.