Bestwig. Das Ausmaß steht fest: Tital in Bestwig, Teil des US-Unternehmens Howmet, kündigt den Abbau von vielen Stellen an. Die IG Metall ist entsetzt.
Die erste schwerwiegende wirtschaftliche Folge der Coronakrise ist da: Tital in Bestwig kündigt einen massiven Abbau von Arbeitsplätzen an. Jetzt wird das Ausmaß bekannt.
Ein Viertel der Belegschaft soll wegfallen
In einem Schreiben an die Mitarbeiter spricht Geschäftsführer Frank den Brok von 210 Stellen, die wegfallen sollen – also ein Viertel der gesamten Belegschaft von aktuell 806 Beschäftigten. Das ist den Mitarbeitern und dem Betriebsrat am Montag mitgeteilt worden.
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Am Dienstag tagte der Betriebsrat zusammen mit der IG Metall. Ein Zeitraum, wann der Stellenabbau erfolgen soll, ist nicht genannt worden. Geschäftsführer den Brok schreibt aber, man wolle „kurzfristig“ mit dem Betriebsrat über einen Sozialplan und einen Interessenausgleich verhandeln. Carmen Schwarz, Erste Bevollmächtigte der IG Metall in Arnsberg, teilte am Dienstag auf Anfrage mit, dass es Ende Juni ein erstes Gespräch mit dem Arbeitgeber geben soll.
Erst seit Anfang April ist Tital Teil des US-Unternehmens Howmet Aerospace, nachdem sich der letzte Eigentümer Arconic aufgespalten hatte. John C. Plant, Co-Geschäftsführer von Howmet Aerospace, hatte bereits im Mai einen Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt und damit für erste Unruhe in Bestwig gesorgt - eine Zahl war allerdings nicht genannt worden.
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Geschäftsführer bittet, „Zuversicht behalten“
Das zweite Schreiben der Bestwiger Geschäftsführung jetzt erinnert im Aufbau genau an das erste Schreiben aus den USA: Zunächst wird den Mitarbeitern für ihren Einsatz gedankt, dann kommt der Verweis auf die speziellen Probleme der Luftfahrtindustrie durch die Corona-Krise – und erst ganz zum Schluss der Hinweis auf den Stellenabbau. Dennoch bittet der Geschäftsführer im letzten Satz die Mitarbeiter, „ihre Zuversicht zu behalten“. Ziel des Stellenabbaus sei es, den Fortbestand des Unternehmens sicherzustellen.
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Vom Unternehmen war keine Stellungnahme zu bekommen. Mit diesem Ausmaß des Stellenabbaus hat Carmen Schwarz von der IG Metall „definitiv nicht gerechnet“. Sie sagt, Anfang Mai sei gerade erst mit Tital eine Betriebsvereinbarung zur Kurzarbeit abgeschlossen worden – das sei ja bewusst ein Instrument zur Beschäftigungssicherung: „Das finde ich wirklich schnell, dass man die Erfahrungen nicht abwarten will.“ Schwarz sagt, „die Tinte darunter war noch nicht trocken“, als das erste Schreiben von Howmet aus den USA gekommen sei – „stillos“ nennt sie das Vorgehen, das nur Ängste geschürt habe.
„Nur Angst und offene Fragen“
Keine vier Wochen danach würde die Zahl jetzt konkretisiert: Aber auch hier gibt es Fragen, die für die Gewerkschaft noch völlig unklar sind – warum zum Beispiel es exakt 210 Stellen sein sollen. „Das muss man uns erst einmal erklären“, so Schwarz. Und: Wie ist das Ausmaß der finanziellen Probleme – sei schon versucht worden, an anderen Stellen im Unternehmen Kosten einzusparen?
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„Es gibt keine erschöpfenden Antworten“, sagt Carmen Schwarz. Auch über Alternativen zum Stellenabbau, etwa durch Arbeitszeitverkürzung, sei bisher nicht gesprochen worden. Eigentlich sei so etwas das normale Vorgehen, im Vorfeld mit dem eigenen Betriebsrat darüber zu sprechen. Stattdessen wurde der Betriebsrat auch vor vollendete Tatsachen gesetzt: „So haben alle Kollegen nur Angst und offene Fragen.“
>>>HINTERGRUND<<<
70 Prozent des Umsatzes, so die Geschäftsführung, mache Tital durch die Fertigung von Gussteilen für die Luft- und Raumfahrtindustrie.
Howmet rechnet damit, dass es drei bis fünf Jahre dauere, bis diese Industrie zur Erholung komme, „und auch dann nicht überall vollständig auf das Niveau der Vorjahre zurückkehrt.“