Meschede. Corona verändert auch den Alltag der Bestatter. Der Mescheder Bernd Mertens gibt Auskunft dazu: Es fehlen gerade Rituale, um Abschied zu nehmen.

Die meisten Menschen scheuen sich, an oder über ihre eigene Beerdigung nachzudenken. Das gilt wohl auch für Meschede. Allerdings stehen hier die Bestatter mitten in der Gesellschaft, die sie auch aktiv mitgestalten.

1984 das Bestattungshaus übernommen

Jeder Bürger kennt das Bestattungshaus Mertens, und das nicht nur von Beerdigungen. Bernd Mertens, echter Mescheder Pohlbürger, übernahm 1984 das Bestattungshaus.

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Seit 1984 führt Bernd Mertens sein Bestattungshaus in Meschede. Die Kraft im Beruf gibt ihm seine Familie.
Seit 1984 führt Bernd Mertens sein Bestattungshaus in Meschede. Die Kraft im Beruf gibt ihm seine Familie. © Jürgen Kortmann

Sohn Fritz ist seit 2004 im Unternehmen tätig und folgt als ausgebildeter Bestattermeister und Thanatopraktiker den Fußstapfen und den vorgelebten Idealen.

Auch die Tochter arbeitet mit

Seit 2019 arbeitet auch Tochter Pia mit im Familienunternehmen. Ehefrau Ellen Mertens war von Anfang an dabei, „sie ist die Stütze, ohne die nichts läuft. Unsere Silberne Hochzeit haben wir schon hinter uns, wir leben und arbeiten gemeinsam. Das ist unser Erfolgsrezept“, sagt Bernd Mertens: „Dazu kommt, dass wir uns den Sauerländern tief verbunden fühlen, wir achten die Würde der Lebenden und der Verstorbenen. Jeder einzelne Todesfall wird individuell und zugewandt betrachtet.“

Was hat sich durch das Coronavirus in Ihrem Alltag verändert?

Grundsätzlich kann ein Verstorbener immer Träger von Krankheitserregern und damit potenziell infektiös sein, so dass allgemeine Hygienemaßnahmen erforderlich sind. Der Tod eines mit Corona infizierten Patienten unterliegt nach dem Infektionsschutzgesetz der Meldepflicht. Wir müssen die Maßnahmen der Basishygiene streng einhalten.

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Dazu zählen Schutzkleidung, Mundschutz und Desinfektion. Ganz allgemein sehen die derzeit gültigen Regelungen vor, dass Beerdigungen nur im Freien, im engsten Familienkreis mit Abständen von zwei Metern zwischen den Teilnehmern und unter Beachtung der Hygienehinweise des Robert-Koch-Instituts stattfinden dürfen. Kirchen- und Friedhofskapellen sind für Versammlungen geschlossen. Das anschließende gemeinsame Kaffeetrinken fällt aus.

„Trauer ist keine Krankheit“

Was bedeutet das für die Hinterbliebenen?

Damit werden ein Stück weit Beerdigungstraditionen und Rituale ausgesetzt, die für die Trauerarbeit der Hinterbliebenen von großer Bedeutung sind. Trauer ist natürlich keine Krankheit, aber wenn sie nicht gelebt wird, kann sie krank machen.

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Deshalb unterstützen wir die Angehörigen mit unserem Verein Trauerwelten. Dieser gemeinnützige Verein besteht seit mehr als 20 Jahren und bietet mit dem Gründungsmitglied Tobias Titulaer, einem ausgebildeten Trauerbegleiter und Supervisor, Trauerbegleitung in Kleingruppen bis zu acht Personen und in Einzelgesprächen an. Die Teilnahme an diesen Trauerseminaren ist freiwillig und unentgeltlich. Jedes Seminar wird individuell gestaltet und begleitet. Darüber hinaus bieten wir gemeinsame Ausflüge, Reisen und Auszeiten an.

Bleibt Ihnen noch Zeit für Familie und Hobby?

Meine kleine „Schwäche“ ist wohl meine Vorliebe für besondere Autos, die ich auch beruflich mit den weißen Bestattungsfahrzeugen umsetze. Meine Familie bedeutet für mich Unterstützung, Nähe, Geborgenheit und Kraftquelle. Meine Ehefrau und meine drei Kinder erfüllen mich mit Stolz und mein Enkel Johann ist ein Sonnenschein. Ich begleite die Menschen auf ihrem letzten Weg, den wir mit unserem Team würdevoll und für die Angehörigen tröstend gestalten möchten.

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>>>ZUR PERSON<<<

1984 übernahm Bernd Mertens das Bestattungsinstitut Plaßwilm in Meschede, in dem er schon als junger Mann volontiert hatte.

Sein Sohn Fritz - seit 2004 im Unternehmen tätig - ist ausgebildeter Bestattermeister und Thanatopraktiker.

Ebenso ist seine Tochter Pia seit 2019 mit im Familienunternehmen tätig.

Bernd Mertens war lange Jahre auf Landes- und Bundesebene für die organisierten Bestatter tätig. Seit 1995 ist er Vorsitzender des Kreisverbandes des HSK der organisierten Bestatter.

Gemeinsam mit Tobias Titulaer engagiert sich die Familie Mertens in dem Verein Trauerwelten. Zudem setzen sich Vater und Sohn im Deathcare Embalming – Team Germany e.V. ein, einer humanitären Hilfsorganisation, die bei Katastrophen wie Erdbeben weltweit im Einsatz ist.